Nassauischen Heimstätte
Plötzliche Mieterhöhung statt Gutschrift – Mieter in Offenbach sind sauer
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In den Häusern der Nassauischen Heimstätte in der Offenbacher Sibeliusstraße kehrt keine Ruhe ein. Statt einer Gutschrift gibt es eine Mieterhöhung.
Offenbach – Die Sanierungsarbeiten liegen schon länger zurück, doch Ruhe kehrt in die Häuser der Nassauischen Heimstätte (NH) in der Offenbacher Sibeliusstraße nicht ein. Statt einer bereits 2021 angefragten Mietgutschrift haben die Bewohner der Häuser 6, 8 und 10 eine Mieterhöhung erhalten.
Mit Fotos hat Karin Daus die monatelangen Bauarbeiten dokumentiert. Seit 54 Jahren wohnt sie in einem der Häuser der Wohnungsgesellschaft, die mehrheitlich dem Land Hessen gehört. Schon bei den Sanierungsarbeiten 2017 berichtete die Offenbach-Post über Ärger und monatelanges Chaos auf der Baustelle, 2021 wiederholte sich dies.
„Wir hatten acht Monate ein Gerüst stehen, die Balkone konnten nicht genutzt werden. Es gab andauernd Lärm und Schmutz“, sagt Daus. Von April bis Ende November 2021 stand das Gerüst, die Häuser wurden von außen saniert. Den Sommer über standen die Balkone nicht zur Verfügung, in den Wohnungen war es furchtbar heiß, berichtet ein Nachbar.
Mieter der Sibeliusstraße in Offenbach fordern Mietgutschrift von den Nassauischen Heimstätten
Da sich bereits im Mai abzeichnete, dass die Bauarbeiten länger dauern und für die Mieter starke Einschränkungen bedeuten, hat Daus mit ihren Nachbarn am 14. Mai 2021 einen Brief an die NH geschickt und um eine Mietgutschrift von 20 Prozent nachgefragt. Am 21. Juni erhielt sie Antwort: Das Servicecenter der NH und eine Kundenbetreuerin schrieben ihr, dass man das Anliegen der betroffenen Mieter verstehe. „Wir (...) werden Ihnen nach Abschluss der Arbeiten in Form eines Rundschreibens mitteilen, wie hoch die zu erwartende Mietgutschrift sein wird“, ist in der Antwort zu lesen.
Nur: Seitdem hat sich die NH in dieser Sache nicht mehr bei den Mietern gemeldet. „Ich habe mehrfach nachgefragt, aber ich erhielt nie eine Antwort, weder am Telefon noch per Post“, sagt Daus. „Wer persönlich vorsprechen will, wird sofort abgewimmelt“, sagt eine andere Nachbarin, „und im November haben alle einen Brief bekommen, in dem uns die Miete erhöht wurde.“ Knapp 140 Euro mehr müssen die Mieter seitdem zahlen, die Gutschrift als Kompensation für die Unannehmlichkeiten wird dagegen nicht erwähnt. „Ich habe am 30. Mai und 14. Dezember 2022 per Post nachgefragt. Auch ein Einschreiben vom 5. Februar dieses Jahres blieb unbeantwortet“, sagt Daus.
Nassauische Heimstätte will Mietern in der Offenbacher Sibeliusstraße entgegenkommen
Als die Wohnungen 2022 teilweise im Inneren saniert wurden, funktionierte es mit der Mietminderung, berichtet sie. Allerdings habe es auch bei dieser Sanierung Probleme gegeben: Ihr Nachbar zeigt auf die tiefen Risse im Boden nahe des Eingangs. „Eine Stolperfalle“, sagt er. Im Keller und über dem Aufzug hängen lose Kabel aus der Wand, die Lichtschalter sind offen, und im Heizungsraum wurden Rohre auf wenig fachgerecht zusammengefügt. „So eine abenteuerliche Konstruktion habe ich noch nie gesehen“, sagt ein Mieter und schüttelt den Kopf. Mehrfach habe die Bauleitung bei den Sanierungsarbeiten gewechselt. „Wir hatten immer das Gefühl, die wussten nicht, was sie tun sollten“, berichtet eine Nachbarin.
Dass es bei den Modernisierungsarbeiten „viele Verzögerungen“ gab, räumt die NH auf Nachfrage ein, die Arbeiten seien noch nicht abgeschlossen. Erst nach Ende der Heizperiode, im April, werde das Provisorium im Keller angegangen, dann sollen auch die anderen Mängel behoben werden.
Die NH verweist darauf, dass erst nach Ende der Arbeiten über eine Mietminderung entschieden wird. Die Mieter hätten bereits drei Monatsmieten gutgeschrieben bekommen, als sie für die Küchen- und Flursanierung die Wohnungen verlassen mussten. Was die Zeit anbelangt, in der die Balkone nicht nutzbar waren, schreibt die NH: „Wir werden im Laufe des April bezüglich weiterer möglicher Mietminderungsansprüche eine juristische Prüfung durchführen lassen und die Entscheidung unseren Mietern zeitnah mitteilen. Wir werden uns, wie bereits zuvor, in dieser Angelegenheit kulant zeigen.“ (Frank Sommer)
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