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Offenbach soll Deutschlands Modellstadt für die Verkehrswende werden

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Von: Timur Tinç

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Ein Piktogramm zeigt die Ladestation für ein Elektroauto. In Offenbach soll ein neues Mobilitätssystem entwickelt werden. (Symbolbild)
Ein Piktogramm zeigt die Ladestation für ein Elektroauto. In Offenbach soll ein neues Mobilitätssystem entwickelt werden. (Symbolbild) © Moritz Frankenberg/dpa

Die Hochschule für Gestaltung (HfG) Offenbach und die Stadt wollen ein intermodales Mobilitätsystem gestalten. Das Projekt wird vom Bund mit knapp einer Millionen Euro gefördert.

Offenbach – Bei der Verkehrswende wird viel über Steuerung, Mobilitätsmanagement und über Planung gesprochen. „Dabei wird ein ganz wichtiger Punkt vergessen“, sagt Kai Vöckler. „Die Menschen. Und dafür braucht es Gestalter, die auf deren Bedürfnisse eingehen, zwischen Mensch und Verkehrssystem vermitteln.“ Vöckler ist Professor für Urban Design an der Hochschule für Gestaltung (HfG) Offenbach. Er leitet zusammen mit seinem Kollegen Peter Eckart das mehrjährige Projekt „InterMoDe“, Gestaltung des kommunalen intermodalen Mobilitätssystems.

Intermodalität bedeutet, einen Weg mit unterschiedlichen Verkehrsmitteln zu nutzen. Zum Beispiel mit dem Fahrrad zur S-Bahn, von da wieder weiter mit dem Bus. Es ist ein Modellprojekt, das die Verkehrswende vorantreiben soll und eines von 14 Projekten, das sich im Wettbewerb mit 45 anderen Kommunen durchgesetzt hat. Es wird mit knapp einer Million Euro vom Bundesforschungsministerium gefördert.

Offenbach: Unterschiedliche Schriften in den Plänen

„Wir entwickeln ein Handbuch mit Leitlinien, wobei auch die digitale Vermittlung miteinzubeziehen ist“, erklärt Vöckler. Es brauche digital und analog einheitliche Schriften und Farbkodierungen, damit sich die Menschen zurechtfinden. Im RMV-Gebiet werden beispielsweise unterschiedliche Schriften in den Plänen verwendet.

Das Projekt

„InterMoDe“ – Gestaltung des kommunalen intermodalen Mobilitätsystems ist Projekt der Hochschule für Gestaltung (HfG) Offenbach und der Stadt . Im September ist es in die zweite Phase getreten, nachdem in der ersten Phase mit Vertreter:innen der Wirtschaft und Zivilgesellschaft das Ziel formuliert wurde, ein leistungsfähiges und umweltschonendes Mobilitätssystems zu etablieren.

Es ist eines von 14 Projekten das vom Bundesministerium für Bildung und Forschung mit je einer Millionen Euro gefördert wird. In Hessen wird außerdem das Projekt „Raum für neue Mobilität“ vom Regionalverband Frankfurt/Rhein Main gefördert, die mit der Hochschule Rhein-Main und dem RMV kooperieren. Die Hochschule Rhein-Main arbeitet außerdem am Projekt „Die Plattform für integrierte Mobilität in Oberursel.“

Der Knackpunkt bei der Intermodalität sind laut Vöckler die Verknüpfungspunkte, wo das Verkehrsmittel gewechselt wird. Entscheidend sind Informationsbeschaffung und Orientierung. Sei es in einer App, die einem verschiedene Optionen aufzeigt, einen Weg zurückzulegen. Seien es an einer Haltestelle die Stelen, die einem die Richtung weisen. Haben sie die richtige Höhe und sind sie gut sichtbar, an den richtigen Stellen? Oder ist bekannt genug, dass es an der Haltestelle eine E-Bike-Station gibt? „Wir systematisieren das und Verkehrsämter und Kommunen können das Handbuch nutzen wenn sie Ausschreibungen machen“, sagt der 60-Jährige. Zwar ist das Projekt kommunal ausgelegt, aber gedacht wird es regional, denn die Mobilität endet nicht an den Stadtgrenzen.

Offenbach: Hochrangige Kooperationspartner

Damit ist eine belastbare Zusammenarbeit zwischen der HfG und der Stadt Offenbach entstanden. Einer der Gründe, dass das Projekt den Zuschlag bekommen hat, war vermutlich auch, dass in der Bewerbungsphase im Steuerungsgremium alle entscheidenden Partner an einen Tisch geholt wurden. Die städtischen Betriebe, der Verkehrsdezernent, die zuständigen Amtsleitungen, die IHK sowie der Regionalverband, der RMV, die DB Station und Service AG und Bürgerinitiativen als Kooperationspartner.

„Es handelt sich nicht, um ein Umsetzungsprojekt, sondern um ein Forschungsprojekt“, betont Vöckler. Natürlich sei es aber mit Umsetzungsvorhaben verknüpft. Ziel sei nicht, das Auto komplett zu vertreiben. Aber das Verkehrssystem soll so qualifiziert werden, dass die umweltschonenden Verkehrsmittel gestärkt werden. „In Großstädten müssen wir einen Weg finden, wie wir wieder Lebensqualität reinbekommen“, sagt der Urbanist. Das größte Problem sei dabei der motorisierte Individualverkehr: Flächeninanspruchnahme, Belastung durch Luftschadstoffe, Lärm, Sicherheit.

Offenbach soll Deutschlands Modellstadt für die Verkehrswende werden

Im ersten Schritt werden Mitarbeitende von HfG und Stadt eine Verkehrssystemdatenbank zur Identifizierung intermodaler Schnittstellen aufbauen. Anschließend werden auf der Basis von Geoinformationskartierungen Mobilitätsszenarien entwickelt und in 2D- und 3D-Visualisierungen getestet, in einem sogenannten Virtual Reality (VR)-Lab. Für die unterirdische Haltestelle Offenbach-Marktplatz, dem zentralen Knotenpunkt in der Stadt, gibt es diese Visualisierung bereits. „Wir wollen auch oberirdische prototypische Knotenpunkte aufbauen, um sie direkt mit den Nutzenden testen zu können“, sagt Vöckler. Dafür würde auch die Bürgerschaft eingebunden. Außerdem werden die Ergebnisse in Onlinebefragungen validiert.

„Die Menschen müssen sich wohlfühlen“, betont Vöckler. Es gehe darum, positive Erfahrung mit der Mobilität zu machen. Das habe bei Bahnstationen auch mit Sicherheit zu tun, beispielsweise ob es hell genug und ob alles gut einsehbar ist. Die Gestaltung, so Vöckler, sollte den Menschen das Gefühl vermitteln: „Du machst etwas, das in die Zukunft weist.“ (Von Timur Tinç)

Knapp die Hälfte der Busse in Offenbach fahren inzwischen elektrisch. Doch es gibt noch einige Hürden, die der kompletten Umstellung im Weg stehen.

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