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Illegaler Müll: Stadt Offenbach verspricht „48-Stunden-Dreck-weg-Garantie“

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Von: Veronika Schade

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Offenbach will den Müll angehen. Die Stabsstelle Sauberes Offenbach, ESO und Ordnungsamt sollen über ein gemeinsames Meldesystem schneller gegen illegalen Müll vorgehen können.

Offenbach - Das Ziel ist ehrgeizig: Eine „48-Stunden-Dreck-weg-Garantie“ verspricht die Stadt Offenbach ihren Bürgern ab dem kommenden Jahr. Dank digitaler Meldesysteme und weniger zeitraubender Schnittstellen soll es dem Stadtservice künftig möglich sein, illegale Müll-Ablagerungen binnen 48 Stunden zu beseitigen – ohne neues Personal einzustellen.

„Für die Lebensqualität und das Image der Stadt ist Sauberkeit ein sehr wichtiger Aspekt“, weiß Ordnungsdezernent Paul-Gerhard Weiß. „Wenn Müll zu lange herumliegt, stellt der nächste auch noch was dazu.“ Daher gelte es, den Mangel schnell zu erfassen und zu handeln. Das wurde bisher durch umständliche Strukturen erschwert.

Offenbach: Tausende Meldungen über illegalen Müll jedes Jahr

Bürger informieren die Stadt auf unterschiedliche Weise über gefundene Schmutzstellen: per Anruf beim ESO oder Ordnungsamt, persönliche Vorsprache, digital über den Mängelmelder. In den vergangenen Jahren waren es rund 7000 Meldungen pro Jahr, die auf unterschiedlichen Kanälen einliefen und zum Teil händischen Aufwand erforderten. Etwa bei den Rundgängen des städtischen Quartiersmanagements, deren Meldungen knapp die Hälfte aller Fälle ausmachen.

Sie notierten die Mängel handschriftlich auf Zetteln, machten ein Foto, pflegten die Daten in Exceltabellen ein – erst viel später landeten sie digital beim Kundenservice, der schließlich den Auftrag zur Beseitigung an seine Fahrer erteilte. „Ordnungsamt, Stabsstelle und Kundenservice bearbeiteten die Meldungen oft nebeneinander weiter, der Kundenservice musste kontrollieren und Doppelungen suchen“, erklärt Martin Wilhelm, Kämmerer und Dezernent für den Stadtservice.

Dem Mängelmelder ist dieser abgestellte und zugemüllte Einkaufswagen nahe dem Hainbach an der Rheinstraße gemeldet – und wartet auf Abholung.
Dem Mängelmelder ist dieser abgestellte und zugemüllte Einkaufswagen nahe dem Hainbach an der Rheinstraße gemeldet – und wartet auf Abholung. © Lara Kuhn

Neues System soll Müll-Beseitigung in Offenbach vereinfachen

Es war das Resultat jahrelang gewachsener, immer wieder erweiterter Strukturen, die irgendwann fehleranfällig wurden. „Deshalb haben wir uns ämterübergreifend die Prozesse angeschaut, um die Ressourcen, die wir haben, gut einzusetzen“, so Wilhelm. Vorausgegangen war ein Beschluss der Stadtverordnetenversammlung im Oktober vergangenen Jahres mit der Forderung, gemeldete wilde Abfälle binnen 48 Stunden zu entfernen.

Eine neue Software soll dies ab 2023 möglich machen: Alle Meldungen laufen in der digitalen Schnittstelle des CRM-Systems (Customer Relationship Management System) ein, das auf das bereits bestehende BMS-System beim Stadtservice aufsetzt. Sie sind damit für alle inklusive Bearbeitungsstatus sichtbar. Die Stabsstelle Sauberes Offenbach sichtet dort und leitet weiter.

Doppelte Meldungen werden sofort erkannt. Der Kundenservice informiert die Disponenten des Stadtservices, die den gemeldeten Dreck der Sammeltruppe direkt aufs Tablet schicken. Das Team dokumentiert mit Vorher-Nachher-Fotos, den Auftrag erledigt zu haben, das System meldet anschließend automatisiert an den Mängelmelder weiter, der den Fall als erledigt kennzeichnet und den Melder informiert. Auch die Rundgänger des Quartiersmanagements wurden mit Smartphones ausgestattet ebenso wie die Müllermittler des Ordnungsamtes. Das spart dem Außendienst den Umweg über den Innendienst.

Offenbach: Müllsünder müssen mit hohen Bußgeldern rechnen

Die 48-Stunden-Garantie, betont Ordnungsdezernent Weiß, dürfe „keineswegs als Aufforderung, verstanden werden, das Zeug rauszustellen, wir entsorgen es für euch“. Im Gegenteil, die Ahndung der Müllsünder spielt beim Konzept eine wichtige Rolle. Wo die Meldung oder die Fotos Hinweise auf die Verursacher des Drecks versprechen, wird das Ordnungsamt informiert. „Wer erwischt wird, hat mit einem saftigen Bußgeld zu rechen“, sagt Ordnungsamtsleiter Frank Weber. „2021 haben wir 150 Verwarnungs- oder Bußgelder in Höhe von rund 72 500 Euro festgesetzt.“

Die Kosten halten sich in Grenzen: Von den 74 000 Euro, die die Programmierung der Software-Schnittstelle kostet, bekommt die Stadt 66 000 Euro als Fördermittel vom Land. Zusätzlich werden 23 000 Euro Lizenzkosten für die Anwender und die Mobiltelefone inklusive aller Nebenkosten fällig. Diese werden über den städtischen Haushalt getragen. „Zum Vergleich würde der Einsatz von zusätzlichem Personal und einem Fahrzeug für 4000 Stunden im Jahr rund 200 000 Euro kosten“, sagt Christian Broos, Leiter der Stabsstelle Sauberes Offenbach.

Er erinnert zudem daran, dass die 48-Stunden-Garantie nur für illegale Müllansammlungen, nicht aber für „Littering“ gilt, also die Beseitigung von Müll wie Taschentüchern, Masken oder Pappbechern sowie von Schlaglöchern oder Graffitis. Auch Feiertage und Wochenenden sind ausgenommen. „Dafür fehlt der Stadt das Geld.“ (Veronika Schade)

Einer der Müll-Hotspots in Offenbach ist das sogenannte „Pöbel-Eck“. Immer wieder wird das Ordnungsamt an die berüchtigte Stelle gerufen.

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