Fährt Bus künftig durch Tankstelle? Harsche Kritik an Verkehrsplan für Offenbach

Im ÖPNV in Offenbach stehen Veränderungen an. An einem Einsparkonzept gibt es nun jedoch deutliche Kritik.
Offenbach - Zwei Beratungsunternehmen hat die Stadt bei der Erstellung ihres Einsparkonzeptes konsultiert: Einmal Plan-Mobil, die sich für die Verkehrsführung der Buslinien auch im Kreis Offenbach verantwortlich zeichnen, und zum anderen das auf öffentlichen Nahverkehr spezialisierte Berliner Unternehmen KCW. 200 000 Euro hatten die Berliner Planer für ihre Mitwirkung erhalten, Opposition und Bürger hatten diesen Auftrag äußerst kritisch gesehen.
Vor Beginn der Debatte der Stadtverordneten wurde nun bekannt, dass die Stadt das Beratungsunternehmen KCW für mindestens drei weitere Jahre mit der Begleitung des Verkehrskonzeptes beauftragt hat – Kosten pro Jahr: jeweils weitere 200 000 Euro. Nicht die zuständigen Dezernenten, Bürgermeisterin Sabine Groß oder Kämmerer Martin Wilhelm, informierten darüber, sondern die Oppositionsparteien. „Ein Unding“, so hieß es gleich aus mehreren Parteien.
Gegenüber unserer Zeitung sagte Wilhelm, dass es sinnvoll sei, die externe Beratung nicht nur einmal in Anspruch zu nehmen, sondern den ganzen Prozess über Jahre verfolgen zu lassen.
Busverkehr in Offenbach: Beratungsgesellschaft in der Kritik - „schlampig und mit vielen Fehlern“
Insbesondere Linke und Ofa (Offenbach für alle) kritisierten das Beratungsunternehmen scharf. „Das KCW-Konzept war schlampig und mit vielen Fehlern versehen“, sagte Annette Schaper-Herget, „der Auftrag wurde auch überhaupt nicht von der Stadt ausgeschrieben.“ Schaper-Herget und Linken-Fraktionschef Sven Malsy betonten, dass man auf Nachfrage erfahren habe, dass die Sozialverträglichkeit der Kürzungen bei der Untersuchung der Buslinien durch KCW überhaupt keine Rolle gespielt habe.
Auf der Bürgerversammlung in der Woche zuvor hatten die Stadtvertreter noch versprochen, zumindest Teile des Datenmaterials der Fahrgastzählung den Fraktionen zur Verfügung zu stellen. „Vor zwei Tagen haben wir die Daten erhalten, aber interessanterweise fehlen die Fahrgastzahlen zu den gut frequentierten Haltestellen der Linie 106“, bemängelte Schaper-Herget.
Offenbach: Fahrgastzahlen für Bus-Linie 106 fehlen
Für Kopfschütteln unter den Oppositionsvertretern sorgte eine an die Stadtverordneten verteilte Grafik des Mobilitätsdezernats über die neue Verkehrsführung der Linie 107. Laut Grafik würde der Bus künftig quer über das von der Aral-Tankstelle bebaute Areal an der Kreuzung Bieberer Straße und Rhönstraße fahren, um auf die Obere Grenzstraße zu gelangen. „Das ganze Konzept ist voller Fehler“, schimpfte Dominik Mangelmann von der CDU. Wenn der Koalition so viel am errungenen Kompromiss mit den Linien 106 A und 107 liege, weshalb gehe man dann nicht mit mehr Sorgfalt ans Werk, war von anderen Oppositionsvertretern zu hören.
Wegen verschiedener offener Fragen rund um die Entstehung des Einsparkonzeptes durch das Berliner Beratungsunternehmen, hatte die Ofa-Fraktion einen Akteneinsichtsausschuss beantragt. Obwohl es genügen würde für den Ausschuss, dass ihn ein Mitglied beantragt, musste er dennoch abgestimmt werden. Die Grünen hatten schon zuvor erklärt, im Sinne der Transparenz sich enthalten zu wollen – somit hatte die Opposition leichtes Spiel: Durch Enthaltungen der Koalition reichten die Stimmen der Opposition, um den Akteneinsichtsausschuss genehmigen zu lassen. (Frank Sommer)