„Diese Reise war krass“: Schlossermeister leistet Entwicklungshilfe in Togo

„Eine völlig andere Welt“: Schlossermeister John Lohrmann ist für „Handwerker ohne Grenzen“ in Togo gewesen.
Offenbach – Es war nur eine Woche, bloß sieben Tage. Für John Lohrmann aber war die Zeit in Togo dennoch eine, die er wohl so schnell nicht vergessen wird. Nun ist der Offenbacher Schlossermeister wieder zurück aus einem der ärmsten Länder der Welt, wo er für das Projekt „Handwerker ohne Grenzen“ der Handwerkskammer Frankfurt-Rhein-Main seinen ersten Einsatz hatte.
„Kurz gesagt: Diese Reise war krass. Eine völlig andere Welt“, sagt Lohrmann, der nun um einige Erfahrungen reicher ist. Vor allem die Art der Menschen, die freundlich, aber sehr schüchtern seien, habe ihn beeindruckt.
Offenbach: John Lohrmann macht Bestandsaufnahme in Togo
Sein Job in Westafrika: In der 60 000-Einwohner-Stadt Tsévié, rund 30 Kilometer nördlich der Hauptstadt Lomé, galt es für den Offenbacher, eine Bestandsaufnahme rund um das Metallbauhandwerk vor Ort vorzunehmen. Das Ziel: die Strukturierung des Handwerks in Afrika unterstützen – und dadurch die Einkommensaussichten der dortigen Handwerker und ihre Wettbewerbsfähigkeit nachhaltig zu verbessern.
Neun Betriebe sowie verschiedene Ausbildungsstätten besuchte John Lohrmann während seines Aufenthalts und stellte fest: Die Armut im Land spiegelt sich auch dort wider. „In den wenigsten Betrieben gab es ein Büro oder Management. In nur einem Betrieb war ein Rechnungswesen in den Grundzügen zu erkennen.“ Dennoch: Die Unternehmen sind am örtlichen Markt etabliert, werden zum Teil von Generation zu Generation weitergeführt.
„Alle Handwerksbetriebe waren inhabergeführt, etliche auch innovativ und stellten durchaus ansehnliche Produkte her“, berichtet der Offenbacher Handwerksmeister weiter. Dennoch ist das Metallhandwerk in Togo – wie die meisten Branchen – weit entfernt von dem Stand etwa in Europa. „Ich habe eine Region erlebt, in der jeder mit dem täglichen Überleben zu kämpfen hat.“ Die Prioritäten seien völlig andere, so gebe es etwa keine handwerklich fundamentierte Ausbilder-Eignung, berichtet John Lohrmann.

Offenbach: Schlossermeister von mangelnde Arbeitssicherheit in Togo erschreckt
Was ihn besonders erschreckt habe, sei die mangelnde Arbeitssicherheit. „Außer Schweißschirmen war praktisch kaum etwas vorhanden. Bei den Lehrlingen und auch bei den Besitzern kommen kleinere und größere Verletzungen sehr häufig vor.“ Und auch die generelle Situation der Auszubildenden hat den gestandenen Handwerker mitgenommen. Denn die müssen in Togo Lehrgeld an die Ausbildungsbetriebe zahlen. Können die Familien sich das nicht leisten, müssen die Kinder häufig gegen Kost und Logis bei den Lehrherren Hausarbeit verrichten.
Abgesehen von Interviews mit den Metallbauern in Tsévié und seinen strukturellen Analysen für Handwerker ohne Grenzen ließ es sich John Lohrmann aber auch nicht nehmen, hin und wieder selbst zum Werkzeug zu greifen. „Vor allem auch, um das Eis zu brechen“, erzählt er. Schließlich habe es da erst einmal eine gewisse Hemmschwelle gegeben, die es zu überwinden galt. „Also habe ich auch mal selbst Werkzeug in die Hand genommen und was geschweißt.“
Entsprechend seiner Beobachtungen und Erfahrungen war es dann die Aufgabe des Schlossermeisters, Perspektiven und Handlungsempfehlungen zu formulieren. Lohrmanns Fazit: „Togo hat mich sehr bewegt und wir alle werden in Togo etwas bewegen.“ Im Sommer geht es für ihn dann erneut mit Handwerker ohne Grenzen nach Afrika, nach Madagaskar. Auch diesmal mit dem Ziel, die Rahmenbedingungen des Handwerks vor Ort zu verbessern. (Lena Jochum)