Offenbacher Finanzämter fusionieren – Service wird eingeschränkt

Bei den Finanzämtern in Offenbach wird sich einiges ändern. Die beiden Ämter fusionieren – zudem wird mehr auf Online-Service gesetzt.
Offenbach - Beim Finanzwesen will die schwarz-grüne Landesregierung künftig so einiges ändern. Für Offenbach bedeutet das, dass es ab dem Frühjahr 2024 nicht mehr wie bisher zwei Finanzämter gibt, sondern nur noch eines. Aber auch, dass der Service künftig hauptsächlich online oder per Telefon verfügbar ist.
Musste bisher noch bei der Abgabe der Unterlagen oder der Überweisung von Gebühren darauf geachtet werden, dass man das richtige Finanzamt eingetragen hat, ist das 2024 hinfällig. Hessens Finanzminister Michael Boddenberg räumt in einem Schreiben auch ein, dass die Aufteilung auf mehrere Finanzämter „bisher für Außenstehende schon schwer nachvollziehbar“ gewesen sei. In Kassel und Wiesbaden fusionieren noch im Oktober dieses Jahres die Ämter, in Offenbach und Frankfurt erst in zwei Jahren.
Offenbach: Finanzämter fusionieren – Weitere Reformen geplant
So bürgerfreundlich diese Nachricht daherkommt, so sehr bereiten die übrigen Ankündigungen zur Strukturveränderung der Finanzämter manchem Bürger Sorge: Schließlich will das Land ganze Abteilungen und Zuständigkeiten reformieren oder diese verlagern. Ob der schon jetzt coronabedingte eingeschränkte Service weiter leiden werde, fragen sich unsere Leser. Schließlich sagt Boddenberg, dass „Arbeitsplätze aus dem Ballungsraum in ländlichere Regionen verlagert werden“ sollen. Bereits 2019 sorgte die Ankündigung der Verlagerung von Arbeitsplätzen von Offenbach nach Gelnhausen für Sorgen um die Zukunft des hiesigen Standorts. Aktuell arbeiten knapp 650 Personen in den Finanzämtern Offenbach I und II.
Dank digitalisierter Abläufe sei der Ort, an dem Steuererklärungen inzwischen bearbeitet werden, nicht mehr entscheidend, heißt es sinngemäß aus Wiesbaden: Die Unterlagen von knapp 500 000 Bürgern aus dem Großraum Rhein-Main, darunter auch Offenbach, sollen künftig von elf Finanzämtern im ländlichen Raum bearbeitet werden, 300 Arbeitsplätze würden somit auf dem Land entstehen, jubelt Boddenberg mit Blick auf die Landtagswahl im kommenden Jahr.
Offenbach: Service beim Finanzamt hauptsächlich online
Für Offenbacher Bürger bedeutet dies, dass Sachbearbeiter in Gelnhausen oder Nidda deren Steuererklärungen bearbeiten. Für Fragen der Bürger verweist das Finanzministerium auf die Service-Hotline in Hofgeismar und das allgemeine Online-Angebot des Finanzministeriums, das erweitert wurde. „Das vergangene Jahr hat gezeigt, dass sich über 98 Prozent der Bürgeranliegen auf diesen Wegen erledigen lassen, so dass ein Vor-Ort-Termin vielfach nicht mehr notwendig war“, schreibt das Ministerium.
Und weiter: „Sollte das Bürgeranliegen ausnahmsweise nicht telefonisch geklärt werden können, besteht weiterhin die Möglichkeit, einen persönlichen Termin über die Telefon-Finanzservicestellen zu vereinbaren.“
Vordrucke könnten telefonisch oder online bestellt werden, damit werde „dem Servicegedanken noch besser Rechnung getragen als bisher, weil die Bürgerinnen und Bürger den Weg zum Finanzamt sparen“, wie es auf Nachfrage heißt.
Strukturreform bei Finanzämtern in Offenbach: Verlagerung von bestimmten Aufgaben
Bereits im vergangenen Jahr verwies die Oberfinanzdirektion auf Online- und Telefon-Angebote, als es um den coronabedingt eingeschränkten Service der Ämter ging. Besonders ältere Bürger klagten gegenüber unserer Zeitung über den Verweis auf Online-Angebote: Nicht jeder verfüge über einen PC oder komme mit der elektronischen Steuererklärung ELSTER zurecht.
Andere Veränderungen werden die Bürger kaum mitbekommen, etwa die Verlagerung von bestimmten Aufgaben. Die bisher auf 14 Ämter verteilte Steuerfahndung werde bis 2023 auf sechs konzentriert, Offenbach sei dabei eine „der zentralen Prüfstellen“, wie es heißt. Auch für „die Prüfung der Größtbetriebe, Konzerne und konzernabhängige Betriebe sowie sonstige zusammenhängende Unternehmen mit einem Gesamtumsatz von mehr als 500 Millionen Euro“ werde Offenbach neben Frankfurt, Wiesbaden, Darmstadt, Gießen und Kassel ein zentraler Standort. Dafür wandern andere Bereiche, etwa die Lohnsteuer-Arbeitgeberstelle und die Lohnsteuer-Außenprüfung zu anderen Finanzämtern. Gezwungen, in ein anderes Finanzamt zu wechseln, werde aber keiner, betont das Ministerium. Für Abteilungswechsel seien Schulungsangebote eingerichtet.
Von den jetzt 650 Mitarbeitern werden laut Finanzministerium nach Abschluss der Strukturreform „knapp weniger als 600“ bleiben (Frank Sommer)