Offenbach soll sicherer für Radler werden

Attraktiv für Radfahrer ist die Stadt nicht: An zu vielen Stellen ist es schlicht unübersichtlich oder gefährlich, mit dem Zweirad unterwegs zu sein. Eine fahrradfreundliche Stadt zu schaffen, hatte sich die Initiative Radentscheid zur Aufgabe gemacht. Zwar war deren angestrebtes Bürgerbegehren aus formalen und rechtlichen Gründen unzulässig, der Magistrat hat aber, um die Situation zu verbessern, mit der Initiative verhandelt und ein Übereinkommen getroffen: In den kommenden fünf Jahren soll das Radwegenetz der Stadt deutlich verbessert und ausgebaut werden.
Offenbach - Die von der Initiative ursprünglich geforderten 27 Millionen Euro plus fünf Fachstellen in der Verwaltung sind freilich für die klamme Stadt nicht zu leisten – bekanntlich musste erst kürzlich der Busverkehr aus Kostengründen reduziert werden. „Beide Seiten mussten schmerzliche Kompromisse mit Blick auf den Haushalt eingehen“, sagt Kämmerer Martin Wilhelm: 600 000 Euro wird die Stadt in den kommenden fünf Jahren pro Jahr als Eigenanteil zur Verfügung stellen, dazu wird für knapp 78 000 Euro im Jahr eine neue Stelle in der Verwaltung geschaffen. Bürgermeisterin und Mobilitätsdezernentin Sabine Groß ist zuversichtlich, dass aus verschiedenen Fördertöpfen deutlich mehr Geld für die einzelnen Projekte eingeworben werden kann.
„Wir hätten gern mehr Geld zur Verfügung“, räumt Jochen Teichmann vom Radentscheid ein. Wichtig sei aber, dass die Sicherheit verbessert werden kann. Bei unserer Unterschriftensammlung zeigte sich, dass den Leuten ein durchgängiges Radwegenetz sehr wichtig ist“, sagt er.
Ein Umsetzungsbeirat, bestehend aus Vertretern von Verwaltung, Parteien, Feuerwehr, Radentscheid, IHK, Handwerkskammer, ADFC VCD und ADAC, soll die Projekte begleiten und für eine realistische Umsetzung der einzelnen Anliegen sorgen.
Über 30 Projekte zur Verbesserung der Verkehrssituation haben Stadt und Radentscheid vereinbart, Nutzungskonflikte sind, da der Verkehrsraum begrenzt ist, jedoch in einigen Fällen programmiert: etwa bei der Einrichtung von Radstreifen auf der Frankfurter Straße oder der Hauptverkehrsstraße durch Bieber.
Geplante Maßnahmen
Die Initiative Radentscheid und die Stadt haben einen ganzen Katalog an Maßnahmen zur Verbesserung der Situation der Radfahrer erstellt. Vorrangig soll an den Hauptverkehrswegen für mehr Sicherheit gesorgt werden, so sollen auf der Waldstraße eigene Radfahrspuren je Richtung eingerichtet werden und auf der Frankfurter Straße zwischen Kaiserstraße und August-Bebel-Ring sollen Schutzstreifen für Radfahrer ausgewiesen werden, das Parken von Autos wird dort nicht mehr möglich sein. Im Abschnitt der Bieberer Straße zwischen Marktplatz und Wilhelmsplatz soll künftig das Radfahren auch gegen die Einbahnstraße gestattet werden. Zwischen Ostbahnhof und dem Industriepark soll ein baulich von der Fahrbahn getrennter Radweg auf beiden Seiten der Unteren Grenzstraße verlaufen, die Radwege auf der Mühlheimer Straße sollen für die Schnellwegverbindung durch Markierungen ertüchtigt werden. Radstreifen sollen auch im Anlagenring und in Bieber entlang der Aschaffenburger und Seligenstädter Straße eingerichtet werden.
Verbessert werden sollen auch die Abstellmöglichkeiten im Stadtgebiet: 500 Radstellplätze sollen in den kommenden fünf Jahren erneuert oder neu eingerichtet werden. Das geplante Fahrradparkhaus im Neubau an der Berliner Straße (ehemaliges Einkaufszentrum) ist dafür ein wichtiger Baustein, erläutert Planungsdezernent Paul-Gerhard Weiß. Mobilitätsdezernentin Groß sieht insbesondere an Schulen und der HfG viel Potenzial für weitere Radabstellflächen. „Schrotträder, die Platz im Stadtgebiet wegnehmen, werden wir entfernen“, verspricht Groß.
Einen Umsetzungszeitraum können alle Beteiligten für die Sofortmaßnahmen jedoch nicht nennen. Zum einen müssen die Stadtverordneten der Vereinbarung wie dem Budget noch zustimmen, zum anderen sind die beiden bestehenden Stellen der Radverkehrsplaner derzeit unbesetzt, diese Woche stellen sich erste Bewerber vor. Es wird daher noch etwas Zeit vergehen, bis das Fahren, etwa auf der Waldstraße, für Radler sicherer wird.
Von Frank Sommer