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Bedeutende Institution zieht nach Offenbach

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Von: Veronika Schade

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Packt beim Umzug selbst mit an: Gottfried Schüz (links) , Vorsitzender der Stiftung Deutsches Albert-Schweitzer-Zentrum. Das große Bild zeigt den Arzt, Theologen und Friedensnobelpreisträger Albert Schweitzer bei der Untersuchung eines Patienten in seinem Urwaldhospital in Lambarene.
Der Arzt, Theologe und Friedensnobelpreisträger Albert Schweitzer bei der Untersuchung eines Patienten in seinem Urwaldhospital in Lambarene. © Schade, Albert-Schweitzer-Zentrum

Offenbach ist um eine Institution reicher. Die Stadt ist neuer Sitz des Deutschen Albert-Schweitzer-Zentrum (DASZ) und beerbt damit Frankfurt.

Offenbach – In aller Stille ist Offenbach um eine bedeutende Institution reicher geworden. Seit wenigen Tagen hat das Deutsche Albert-Schweitzer-Zentrum (DASZ) hier seinen neuen Sitz, nachdem es zuvor mehr als 50 Jahre in Frankfurt beheimatet war. Ein Umzug, der nicht ganz freiwillig war, wie Gottfried Schüz, Vorsitzender der dazugehörigen Stiftung, zugibt. „Mit Frankfurt hat Albert Schweitzer viel verbunden. Er erhielt dort den Goethepreis und den Friedenspreis des Deutschen Buchhandels, war Ehrenbürger der Stadt und regelmäßig dort zu Gast.“ Die bisherigen Räume an der Wolfsgangstraße will der Eigentümer, der Evangelische Regionalverband, anderweitig nutzen – und bot dem DASZ im Gegenzug die früheren Dekanatsräume im zweiten Stock an der Ludo-Mayer-Straße 1 an.

„Wir sind ja ein Großraum, die Anbindung ist gut. Und wir wurden sehr wohlwollend empfangen“, freut sich Schüz. Sowohl Oberbürgermeister Felix Schwenke als auch Kulturamtsleiter Ralph Philipp Ziegler schickten Willkommensschreiben. „Dass Sie nun das Werk und das Fortwirken Albert Schweitzers bis tief in unsere Zeit hinein von Offenbach aus pflegen, ist uns eine große Ehre und Freude. Mit Ausstellung, Archiv und Bibliothek und einem durchdachten Vermittlungs- und Netzwerkprogramm sind Sie eine ausgereifte Kultur- und Bildungseinrichtung, die jeder Stadt zur Ehre gereichen würde“, so Schwenke.

DASZ in Offenbach: Kooperation mit Kultur, Kirchen und Schulen geplant

Sichtbar zu sein, die Öffentlichkeit zu erreichen und sich in Offenbach kulturell zu verankern, das hat sich das DASZ fest vorgenommen. Ob mit Vorträgen, der Arbeit mit Besuchern oder mittels Kooperationen mit Kultureinrichtungen, Kirchen und Schulen, auf die Schüz als ehemaliger Lehrerausbilder besonderen Wert legt. „Wir bieten ein Füllhorn an Materialien, ob für Deutsch, Ethik oder Musik, von der Grundschule bis zur Oberstufe.“ Er selbst kommt auch in Schulen, hält die Stunden, um für die Lehrkräfte den Aufwand minimal zu halten. Rollenspiele, Diskussionen, gemeinsames Hören seiner Bach-Interpretation – es gibt viele Zugänge, sich Schweitzers geistigem Erbe zu nähern.

Homepage des Deutschen Albert-Schweitzer-Zentrums:

www.albert-schweitzer-heute.de

Kaum jemand anderes steht so sehr für Menschlichkeit, Güte und Nächstenliebe wie der Arzt, Theologe und Kirchenmusiker, seine Ethik, seine Botschaften sind aktueller denn je, sein Denken und Handeln bilden eine glaubwürdige Einheit. „Viele Jugendliche denken zunächst, was hat dieser alte Mann aus dem vergangenen Jahrhundert mit dem Schnauzbart mit uns zu tun?“, weiß Schüz. Doch sobald sie anfangen, sich mit ihm auseinanderzusetzen, über seinen Leitgedanken der Ehrfurcht vor dem Leben nachzudenken, eröffnen sich neue Perspektiven. „,Ich bin Leben inmitten von Leben, das leben will‘ ist ein Satz, mit dem Kinder sehr viel anfangen können. Man sollte sie nicht unterschätzen“, weiß der Vorsitzende.

DASZ in Offenbach: Umzug als Mammutprojekt

Eine weitere Institution unter dem Dach des DASZ ist der Hilfsverein für das Spital in Lambarene. „Die Verwaltungsstruktur liegt in afrikanischer Hand. Wir achten darauf, dass die richtigen Projekte gefördert werden“, erläutert Schüz. Heute ist das Spital in Gabun eine moderne Poliklinik mit eigenem Forschungslabor, Kindergarten, Grundschule und eigener Trinkwasseraufbereitung.

Gottfried Schüz mit Büste von Albert Schweitzer.
Packt beim Umzug mit an: Gottfried Schüz, Vorsitzender der Stiftung Deutsches Albert-Schweitzer-Zentrum. © Schade

Es sind Unmengen an Material, die in 53 Jahren seit Bestehen des DASZ zusammengekommen sind – „alles von und mit Albert Schweitzer“: eine Bibliothek mit Primär- und Sekundärliteratur, original Schrift-, Bild- und Tondokumente ... Und natürlich die Vitrinen und Stellwände des Museums, das in acht Stationen die wichtigsten Themenfelder rund um Schweitzers Leben und Wirken beleuchtet. Der Umzug ist ein Mammutprojekt, das Schüz mit seinen beiden hauptamtlichen Mitarbeiterinnen weitestgehend alleine stemmt.

DASZ in Offenbach – Tag der offenen Tür am 14. Januar geplant

Noch stapeln sich die Umzugskartons, ist der Briefkasten und die Klingel nur provisorisch per Hand beschriftet. Und es werden weitere Mitarbeiter gesucht, hauptamtliche im kaufmännischen Bereich ebenso wie Ehrenamtler aller Altersklassen.

Die Räume mussten teils umgebaut werden, noch fehlen etwa Brandschutztüren, um überhaupt einen Besucherbetrieb zu ermöglichen. Man hofft, sich am 14. Januar – dem Geburtstag von Albert Schweitzer – mit einem Tag der offenen Tür erstmals präsentieren zu können. „Darauf freuen wir uns schon sehr.“ (Veronika Schade)

Im unschönen Kontrast zur Eröffnung des Museums stehen rechtsextremer Umtriebe in Offenbach. So tauchen im Stadtbild vermehrt Aufkleber mit NS-Symbolik auf.

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