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Müll und Randale im Rolandpark sorgen für Ärger: Stadt will härter durchgreifen

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Dem Ärger Luft gemacht: Anwohner diskutieren mit Stadträtin Sabine Groß und dem Quartiersmanagement
Dem Ärger Luft gemacht: Anwohner diskutieren mit Stadträtin Sabine Groß und dem Quartiersmanagement. © Schuba

Der Rolandpark wird zum Problem für das Senefelderquartier in Offenbach. So schlimm wie derzeit, sei es noch nie gewesen, sagen die Anwohner. Das soll sich nun ändern.

Update vom Freitag, 12.06.2020, 13.04 Uhr: Der Rolandpark inmitten eines dicht bebauten Wohnviertels in Offenbach ist eigentlich recht nett anzusehen. Es gibt Kinderspielflächen, Sportgeräte und grüne Oasen. Doch seit der Fertigstellung vor über vier Jahren gibt es Streit zwischen den Anwohnern und den Nutzern des Parks.

Müll, Gewalt aber auch Drogenkonsum sind dabei vorherrschende Themen. „Ich gehe abends möglichst gar nicht mehr mit meinen Hunden durch den Park“, sagte eine Frau gegenüber „FAZ.net“. Sie fühle sich vor allem in den Abendstunden von den jugendlichen Gruppen bedroht. Weil es ihr am Senefelderpark zu gefährlich werde, will sie sich nun sogar eine neue Wohnung suchen. 

Offenbach: Frust und Ärger im Rolandpark - Mehr Polizeipräsenz und Reinigungen geplant 

Anfang Juni gab es vor Ort bereits ein Bürgergespräch mit Stadträtin Sabine Groß (Grüne). Nun wurden weitere Maßnahmen vereinbart, um die Probleme im Parkbereich anzugehen. Laut der Stadt Offenbach soll es künftig häufigere Kontrollen des Ordnungsamtes geben. „Wir nehmen die Beschwerden und Hinweise der Bürger sehr ernst und reagieren dementsprechend“, erklärte Bürgermeister Peter Freier. 

Auch Polizeistreifen sollen in Zukunft häufiger am Gelände vorbeifahren. Unterstützt werden sollen die Beamten vom Freiwilligen Polizeidienst, der in der Anfangsphase der Corona-Krise eingestellt worden war. Und auch erhöhte Reinigungsintervalle sowie eine ausgeweitete Jugendarbeit seien in Planung. Bis auf Weiteres wird außerdem ein Wegetor geschlossen, das ein direktes Zulaufen auf die Wohnhäuser durch den Park ermöglicht. Stadtbaurat Paul-Gerhard Weiß erläutert: „Wir wollen sehen, ob wir die Situation vor Ort damit entspannen können und werden dann evaluieren, wie mit dem Tor zukünftig verfahren wird.“

Offenbach: Streit um Jugendliche im Rolandpark – Anwohner beklagen Müll und Randale

Erstmeldung vom 08.06.2020: Offenbach – Ein Park inmitten eines dicht bebauten Wohnviertels in Offenbach: Was als bereichernde Freifläche für Freizeit und Erholung angedacht war, hat über die vergangenen Jahre für reichlich Unmut und Ärger bei den Bewohnern des Senefelderquartiers gesorgt. Verschmutzung, Lärmbelästigung und Unsicherheit beschränken sich allerdings nicht nur auf den Rolandpark zwischen Christian-Pleß- und Gustav-Adolf-Straße, sondern erstrecken sich mittlerweile auch auf weitere Teile des Viertels. 

Am Freitagnachmittag hatte das dortige Quartiersmanagement, die Stabsstelle „Sauberes Offenbach“ und der ESO Stadtservice gemeinsam mit Stadträtin Sabine Groß (Grüne) zu einem Bürgergespräch an Ort und Stelle eingeladen.

Müllproblem ist eine der Hauptschwierigkeiten im Senefelderquartier in Offenbach

Angesichts des überaus unfreundlichen Wetters wird der Treffpunkt auf das obere, überdachte Deck des Parkhauses der Rolandpassage in verlegt – ein Ort, der mit Schmutz, Abfall und dem Gestank von Urin und Marihuanaschwaden den Inhalt des Lokaltermins treffend wahrnehmbar macht. Zeitweise um die 30 Bürger aus Offenbach versammeln sich hier zu der von Quartiersmanager Michael Englert geleiteten Runde und machen ihrem Ärger Luft. 

Es beginnt gleich ziemlich hitzig: „So dreckig, wie unsere Straße jetzt ist, war sie noch nie“, erklärt ein Anwohner und reißt damit das Müllproblem als eine der Hauptschwierigkeiten an. Obwohl täglich sauber gemacht werde, wie eine Bewohnerin bezeugt, könne sie laufend beobachten, wie kurz nach der Reinigung Kinder und Jugendliche ihren Abfall achtlos wegwerfen, trotz vorhandener Mülleimer. Außerdem werde ständig rund um die Sitzbänke auf den Boden gespuckt.

Stadtservice Offenbach ist machtlos gegen Probleme im Senefelderquartier

Kathrin Kaiser vom Stadtservice Offenbach bestätigt die offensichtliche Machtlosigkeit in dieser Sache: „Wir sind täglich zum Reinigen da, aber die Leute kümmern sich nicht darum.“ Als Bürger selbst die Initiative zu ergreifen und die zumeist jugendlichen Müllverursacher auf ihre Vergehen aufmerksam zu machen, führe gleich zum nächsten Problem, wie ein weiterer Anwohner berichtet: Das könne „böse enden“, es herrsche kein Unrechtsbewusstsein, erklärt er und schlägt als Maßnahme „deutliche Konsequenzen für Vergehen“ vor, außerdem verstärkte Kontrollen als enges und regelmäßiges Monitoring - und auch „relativ drastische Maßnahmen für Eltern“.

Konzeptionell eine grüne Oase, im Alltag eine Problemfläche: der Rolandpark.
Konzeptionell eine grüne Oase, im Alltag eine Problemfläche: der Rolandpark. © Schuba

Hier müsse aber weitergedacht werden, mit der Frage, wie Jugendliche anderweitig abzuholen seien. Doch selbst, wenn beispielsweise ein Jugendzentrum etabliert werden würde, würde die Jugend nicht aus dem Park verschwinden, dämpft die Offenbacher Stadträtin Sabine Groß die Erwartungen. Trotzdem passiere etwas, sagt Englert : Das Jugendamt habe bereits eine Stelle für einen Sozialarbeiter ausgeschrieben, was sich allerdings nicht zuletzt durch einen bereits gefundenen, aber kurzerhand wieder abgesprungenen Kandidaten in die Länge ziehe.

Offenbach: Schlägereien im Senefelderquartier 

Immer wieder höre sie drastische Beleidigungen und werde Zeugin von Schlägereien, klagt eine andere Anwohnerin: „Wenn es nach mir ginge, könnte der Park weg.“ Er biete kein Umfeld, in dem Kinder unbehelligt spielen oder eine vernünftige Sprache erlernen könnten. 

Den Vorschlag, eine Firma einzustellen, die für Sauberkeit, Sicherheit und Ruhe sorgt, lehnt Englert ab: Solches Personal sei nicht pädagogisch geschult, so dass dadurch die Situation noch verschärft werden könnte.

Kein echter Dialog um das Senefelderquartier in Offenbach

Etliche Probleme, die größtenteils miteinander zusammenhängen, gehören im und rund um den Park in Offenbach mittlerweile zum Alltag, etliche Bewohner haben schon Polizei und Ordnungsamt verständigt. Drogenhandel auf dem Parkdeck, Alkoholmissbrauch oder gebrauchte Spritzen im Sandkasten - alleine werden die Anwohner der Lage nicht Herr: „Sie müssen vor Ort sein, das geht nicht, dass man das den Bürgern überlässt.“ 

Beschwichtigende Worte von Sabine Groß empfindet ein Mann als „eine Art Beruhigung, aber Sie tun im Grunde genommen wenig oder nichts.“ Zwar will Englert das „trotz allem Verständnis für fünf Jahre Stress“ nicht so stehenlassen - ein richtiger Dialog will sich aber an diesem Nachmittag in Offenbach nicht so recht einstellen. Zu groß scheint der Redebedarf der Bürger, die sich ihren Frust von der Seele laden: „Die Menschen fühlen sich hier unwohl“, erklärt einer von ihnen und prangert angesichts der „extrem hohen Grundsteuer“ an: „Da kann man doch erwarten, dass die Stadt sich darum kümmert.“

VON JAN SCHUBA

Noch zur Eröffnung gab es für die Rolandpassage im Senefelderquartier in Offenbach* nur lobende Worte.

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