2G-Razzia bei Tedi: Polizei riegelt zwei Filialen ab

Das Ignorieren der 2G-Regel bei einigen Händlern in Offenbach hat nun Konsequenzen. Bei einer Razzia riegelt die Polizei gleich zwei Tedi-Filialen ab – Strafen drohen.
Offenbach – Nur wenige Stunden nach Erscheinen des Berichts in unserer Zeitung über Händler, die die vorgeschriebenen 2G-Regel ignorieren, hat die Polizei Donnerstagvormittag (09.12.2021) in der Offenbacher Innenstadt durchgegriffen. Bei dem seit Tagen geplanten Einsatz riegelte ein Großaufgebot der Bereitschaftspolizei zeitgleich zwei Filialen der Handelskette Tedi ab – und landete dabei offensichtlich nicht nur einen Volltreffer.
So wurden zahlreiche Kunden angetroffen, die dort einkauften, ohne ihren 2G-Status belegen zu können. Kein Wunder, denn die Polizisten fanden bei beiden Läden keinerlei 2G-Kontrollen oder Hinweise auf die geltenden Corona-Zugangsbeschränkungen vor.
Offenbach: Händler und Kunden ignorieren 2G Regel – Polizei führt Razzia durch
Vorangegangen war eine Razzia wie im Bilderbuch: Gleich acht Polizisten betreten den Laden an der Frankfurter Straße 54-62, drei Mann sichern die Hinterausgänge, der Rest strömt zum Kontrollieren der Kunden aus, während zwei weitere Beamte die Kassiererin befragen. Die ist beim Anblick des Großaufgebots sichtlich aufgeregt, versucht fieberhaft, ihre Chefin zu erreichen. Die ist gerade bei der Post und geht nicht ans Handy. Von 2G-Kontrollen wisse sie nichts, niemand vom Konzern habe das angewiesen.
Als irgendwann die Verantwortliche eintrudelt, wird klar: Tedi scheint die Mitarbeiter informiert zu haben, dass sie auf die 2G-Regel verzichten könnten, weil sie nicht nötig sei, sagt eine Mitarbeiterin. Auch Stadtpolizist Oliver K. ist bei der Razzia dabei und kennt Tedis Argumentation. Er nimmt die Filialleiterin zur Seite mit den Worten: „Wir kennen uns ja. Sie werden mir sicher gleich sagen, dass für sie die 2G-Regel nicht gilt, weil sie mehr als sechs Prozent Lebensmittel im Sortiment führen.“ Die Frau nickt eifrig. „Das stimmt aber nicht“, stellt K. klar und beginnt die Anzeige zu schreiben, während die Bereitschaftspolizei weiter absichert.
Razzia bei Tedi-Filialen in Offenbach: Keine 2G-Kontrollen – „Verstoß, der teuer werden kann“
In der Tat braucht man kein Schätztalent, um auf Anhieb zu sehen, dass der Anteil der Lebensmittel nicht mal einen Bruchteil der angeblichen sechs Prozent ausmacht. Oliver K. erklärt: „Das ist bei dieser Firma die übliche Argumentation. Allerdings haben wir das schon überprüft.“ Die Läden fielen eindeutig unter die 2G-Regel.
Nun müssen sich die Filialleiter vor dem Ordnungsamt verantworten. „Zwar handelt es sich bei dem Verstoß nur um eine Ordnungswidrigkeit. Aber um eine, die teuer werden kann“, sagt der Stadtpolizist. Die Überführten müssen mit einer Geldstrafe von mindestens 1000 Euro rechnen. Dazu kommt: Die Marktleiter müssen noch während der Razzia sicherstellen, dass ab sofort ordnungsgemäß kontrolliert wird und auch entsprechende Beschilderungen anbringen.
„Sonst müssten wir den Laden sofort dichtmachen“, erklärt einer der Polizisten der Einsatzgruppe, während er und sein Kollege den Eingangsbereich überwachen und neue Kunden abweisen. Am Ende des Einsatzes ist klar: Hier wird keiner mehr unkontrolliert hereingelassen. Zumindest ist es das, was die Mitarbeiterinnen beteuern, während die Polizisten im Gänsemarsch den Laden wieder verlassen.
Polizei riegelt auch zweite Tedi-Filiale in Offenbach ab: Filialleiter zeigt sich kooperativ
Auch in der zeitgleich abgeriegelten Tedi-Filiale an der Frankfurter Straße 6 bietet sich dem zweiten Trupp der Bereitschaftspolizei ein ähnliches Bild. Nur, dass sich noch viel mehr Kunden im Laden aufhalten. Nachdem die Polizisten auch hier abriegeln, zeigt sich die Filialleiterin kooperativ. Wenig später hängen Hinweisschilder in den Schaufenstern, und eine Kollegin überprüft jeden Kunden nach der 2G-Regel.
Doch nicht nur Einzelhändler hatte die Polizei am Donnerstag im Visier, sondern auch die Fahrgäste in den Öffentlichen. So kontrollierten die Ordnungskräfte vor und nach der Tedi-Razzia die Fahrgäste in Bussen und S-Bahnen im Stadtgebiet.
Am Ende des Einsatzes fällt die Bilanz gemischt aus. Bei den Kontrollen in den Öffentlichen wurden insgesamt 870 Personen überprüft und nur 20 Ordnungswidrigkeiten festgestellt. Währenddessen sieht die Bilanz bei den Händlern weniger positiv aus. In insgesamt sechs der kontrollierten Ladengeschäfte wurden 15 Anzeigen geschrieben – immer wegen Verstoßes gegen die 2G-Regel. (Christian Reinartz)