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Offenbach übernimmt Vorreiterrolle bei Digitalisierung an Schulen

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Von: Frank Sommer

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Die im Unterricht eingesetzten Tablets in Offenbacher werden einheitlich verwaltet.
Die im Unterricht eingesetzten Tablets in Offenbacher werden einheitlich verwaltet. © Sommer

Die Digitalisierung in Schulen in Offenbach geht voran. Dabei hat vor allem die Corona-Pandemie beschleunigend gewirkt.

Offenbach - Mit der Corona-Pandemie erhielt die Digitalisierung der Schulen einen gewaltigen Bedeutungsgewinn: In Offenbach hat sich das städtische Schulamt schon länger mit Digitalgeräten im Unterricht beschäftigt – und Lösungen gefunden, die teils wegweisend sind und nun von anderen Kommunen ebenfalls umgesetzt werden. Die bürokratischen Hürden waren aber ebenfalls nicht gering, wie der zuständige Sachgebietsleiter im Schulamt, Norman Jahn, berichtet.

Eigentlich hatte der vom Bund aufgelegte Digitalpakt für die Schulen einen wesentlich längeren Umsetzungszeitraum – dass in Offenbach schon im Sommer 2020 die Schulen mit mobilen Endgeräten versorgt wurden und diese auch noch einheitlich gesteuert und ohne bürokratische Hürden eingesetzt werden, ist der Tatkraft des Stadtschulamtes zu verdanken. „Der ursprüngliche Digitalpakt sah vor, dass nur 20 Prozent des Geldes für mobile Geräte ausgegeben werden dürfen“, sagt Jahn. Zu wenig, um gerade in der Pandemie alle Kinder mit Online-Unterricht zu versorgen. Doch in einer Stadt wie Offenbach mit vielen Kindern aus wenig finanzstarken Familien brauchte es dafür sogenannte Bedürftigengeräte – digitale Endgeräte, die diesen Kindern zur Verfügung gestellt werden sollten. So zumindest die Idee, denn die Praxis sollte zeigen, dass ein anderer Weg sinnvoller ist.

Offenbach stattet Schüler mit Endgeräten für eine Million Euro aus

„Da gab es zunächst ganz grundlegend die Frage, wer überhaupt bedürftig ist“, sagt Jahn, „das wurde politisch völlig unterschiedlich bewertet“. Angeordnet wurde schließlich, dass die Schulen entscheiden sollten, wer bedürftig sei. Das führte zu teils bedenklichen Situationen, da einige Schulen etwa bei Eltern deren Gehalt abfragten. „Unser Ansatz war ein anderer: Wir wollten die Bürokratie möglichst flach halten. Denn je höher die Hürden sind, desto weniger erreicht die Hilfe diejenigen, die sie brauchen.“

Da das Land das Geld aus dem Digitalpakt für Endgeräte aufstockte und die Verteilung nicht nach Schülerzahl, sondern nach Sozialindex erfolgte, stand Offenbach rund eine Million Euro für „Schülerendgeräte“ zur Verfügung. Dabei zeigte sich auch bald, dass die Hürden für eine Ausgabe der Geräte an Schüler hoch waren: Laut Bund und Land müssten beide Elternteile eines Schülers dem zehnseitigen Leihvertrag nach einem Beratungsgespräch zustimmen – bei 3 800 Bedürftigengeräten und vielen Eltern, die nur wenig Deutsch verstehen, hätte das die Schulen lahmgelegt. Da im Vertrag festgeschrieben war, dass bei Verlust des Geräts 580 Euro zu zahlen sind, wollten viele Eltern nicht unterschreiben. Außerdem zeigte sich, dass längst nicht alle Schüler zuhause über W-LAN verfügten, Verträge für entsprechende Hilfen waren ebenfalls kompliziert.

„Die Akzeptanz der Geräte war folglich sehr gering, als sie im Sommer 2020 zur Verfügung standen“, sagt Jahn. Deshalb einigte man sich in Offenbach darauf, dass ein Großteil der Bedürftigengeräte bei den Schulen verbleibt und dort allen Schülern je nach Klasse zur Verfügung gestellt wird – wenn es pädagogisch sinnvoll ist, können die Klassen dann auf ganze Koffer mit Endgeräten zurückgreifen und in den Klassen arbeiten.

Einheitliches Betriebssystem für Endgeräte in Offenbachs Schulen nötig

Auch ein anderes Problem musste gelöst werden: In anderen Städten kommen unterschiedliche Gerätetypen mit unterschiedlichen Betriebssystemen und Anwendungen zum Einsatz, die nicht untereinander kompatibel sind. „Das wollten wir für Offenbach vermeiden“, sagt Jahn. Da das Schulamt auch bei Digitalmessen vertreten ist, fand sich in dem Stuttgarter Unternehmen Relution tatsächlich ein Anbieter, der systemoffen in deutscher Sprache und nach deutschem Datenschutz einen entsprechenden Service anbietet: Ob Windows-, Android- oder Apple-System – alle insgesamt 6 500 Endgeräte für Schüler und Lehrer werden darüber gesteuert.

„Der Support erfolgt über Relution und wir können die Lizenzen und Apps steuern“, sagt Jahn, „so kann auch verhindert werden, dass auf den Geräten Pornos geschaut oder Fortnite gespielt wird.“ Außerdem wurde mit der Mainarbeit abgestimmt, dass Geräte, die diese zur Verfügung stellt, ebenfalls von Relution bedient werden – und dass Leistungsbezieher in vier Jahren erneut antragsberechtigt für mobile Geräte für Schüler sind.

Dieses Vorgehen der Stadt findet bundesweit Beachtung, das Stadtschulamt berät in Sachen Digitalisierung etwa die Stadt Oldenburg oder den Landkreis Kassel. (Frank Sommer)

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