Offenbach: Vom Baubüro zur Edel-Immobilie für Züchter

Das Baubüro des neuen Polizeipräsidiums am Buchhügel in Offenbach wandelt zurück zur Züchterhalle – trotz einiger Verzögerungen und Umständen.
Offenbach - Das neue Polizeipräsidium am Buchhügel ist in Betrieb, die Bielefelder Firma Goldbeck hat nahezu alles erledigt, was den Bau betrifft. Koordiniert wurde das Mammutvorhaben von einem schmucken weißen Gebäude unterhalb des Präsidiums aus. Hier hatte sich ein Debakel 2018 zum Glücksfall gewendet: Die Rohbau-Ruine der Ausstellungshalle des 1. Offenbacher Kleintierzuchtvereins 1905 konnte praktischerweise zum Baubüro umgewandelt werden.
Geplant ist nun, dass Goldbeck die Immobilie zunächst an die Stadt zurückgibt und diese dann das Gebäude an den Verein übereignet. Der genaue Zeitpunkt ist derzeit noch offen: „Wir haben der Stadt signalisiert, voraussichtlich Ende August die Nutzung des Baubüros aufzugeben. Eine längere Nutzung ist aber grundsätzlich noch möglich“, sagt Goldbeck-Projektleiter Robin Heidel. Über genaue Modalitäten und Termin der Übergabe werde man sich noch kurzfristig verständigen. Aufgrund der aktuellen Urlaubszeit sei es dazu noch nicht gekommen.
Offenbach: Baubüro wird wieder zur Ausstellungshalle für Züchter
Auf diesem Kenntnisstand ist auch Züchter Helmut Hohenberger. „Aber immerhin packt Goldbeck schon zusammen“, sagt der Chef des 55 Mitglieder zählenden Vereins. Sicher ist für ihn nur: „Das wird wieder unsere Ausstellungshalle.“ Tatsächlich sind die Züchter in einer äußerst komfortablen Lage, die einer langen und für einige Beteiligte eher unrühmlichen Vorgeschichte geschuldet ist. Wobei das Gebäude in Offenbach als Symbol einer missglückten und möglicherweise überzogenen städtischen Unterstützung für einen Verein gelten darf.
Zur Erinnerung: Als Ausgleich dafür, dass die Züchter im Zuge der Freiräumung des Buchhügels fürs neue Polizeipräsidium ihre einstige Halle opferten, hatte sich die Stadtwerke-Tochter OPG vor zehn Jahren großzügig gezeigt und war bereit, dem Verein 400 000 Euro für den Bau einer neuen Ausstellungshalle zu überweisen. Der Verein hatte damals etwas mehr als 30 Mitglieder. Doch schon nach Zahlung der ersten Rate über 100 000 Euro im April 2011 griff der Kassierer des Vereins zu und zweigte das Geld für eigene Zwecke ab. Anfang 2015 verurteilte das Amtsgericht den 62-Jährigen wegen Veruntreuung zu einer Haftstrafe von zwei Jahren und neun Monaten.
Offenbach: Vom Baubüro für neues Polizeipräsidium zur Züchterhalle
Der Bau der Halle startete zwar im Mai 2013, über das Stadium eines angefangenen Rohbaus kam das Projekt jedoch nie hinaus. Die beauftragte Baufirma stellte ihre Arbeiten ein, nachdem nur 8900 Euro bezahlt worden waren. Nach jahrelangem Stillstand verkündete das zwischenzeitlich mit dem Präsidiumsneubau beauftragte Unternehmen Goldbeck: „Wir sind uns mit allen Beteiligten einig und bauen die Immobilie auf unsere Kosten zum Baubüro aus.“
Und Goldbeck wird auch die Kosten für den Rückbau vom Baubüro zur Züchterhalle übernehmen, wie Vorsitzender Hohenberger berichtet. „Wir brauchen keinen Teppichboden und keine Klimaanlage“, sagt er. Zugleich ist er sich aber bewusst: „Das ist dann eine sehr, sehr exklusive Ausstellungshalle.“ Die ursprüngliche und in die Jahre gekommene Halle sei zwar Zweieinhalbmal so groß gewesen, aber das jetzige Gebäude habe die genau die richtigen Dimensionen. „Wir haben 55 Mitglieder, aber nur 34 Volieren, weshalb es einige Zuchtgemeinschaften gibt“, so Hohenberger. Der Fokus der Vereinsarbeit habe sich mittlerweile von Hühnern zu Brieftauben verschoben. Er freut sich schon aufs nächste Jahr, für das man wieder eine Zuchtschau plane. „Wir konnten jetzt zehn Jahre keine Ausstellung machen“, sagt er. (Matthias Dahmer)