Offenbach: Vorbildliches Engagement vom Karnevalsverein

Einmal Fastnachtsprinz oder -prinzessin zu sein, für Vollblut-Karnevalisten ist es ein Traum. Doch für die Allermeisten bleibt es eben auch ein Traum, denn die Sache hat einen Haken: Es ist eine überaus teure Angelegenheit. Die Kostüme, zahllose Friseur- und Kosmetikstudiobesuche, Essenseinladungen, die ausgesprochen, Spenden und Geschenke, die verteilt werden müssen, Orden wollen bezahlt werden, eventuell muss noch ein Tanzkurs belegt werden, die Fahrten zu den Auftritten müssen organisiert werden – da kommt rasch eine fünfstellige Summe zustande, die auch für einen neuen Kleinwagen reichen würde. In den großen Karnevalshochburgen darf die Summe gern verdoppelt werden.
Offenbach - Für den „normalen Karnevalisten“ ist es oftmals schlicht zu teuer, weiß auch Klaus Kohlweyer, Vorsitzender des Offenbacher Karneval-Vereins (OKV). „Wir unterstützen schon seit Jahren unsere Prinzenpaare“, sagt er, „doch nun gehen wir noch einen Schritt weiter.“ Der OKV hat beschlossen, künftig im Fünf-Jahres-Takt sämtliche Kosten für ein Prinzenpaar aus den Reihen der angeschlossenen Vereine zu übernehmen. So soll sichergestellt sein, dass leidenschaftliche Karnevalisten die Chance haben, einmal als lederanische Hoheiten zu regieren.
„Wir haben hervorragende Sponsoren, dadurch sind wir als Verein in der Lage, das Prinzenpaar zu finanzieren“, sagt Kohlweyer. Gerade in wirtschaftlich schwierigen Zeiten könnten die Karnevalsvereine so gewährleisten, dass die Tradition fortgeführt werde und nicht am Geldbeutel der Aktiven scheitere.
Den Anfang macht der OKV mit Dennis I. und Jennifer I. aus den Reihen des Konzertorchesters: Auch im wirklichen Leben sind Dennis und Jennifer Renner ein Paar – und beide in der Fastnacht verwurzelt. „Ich wurde in das Konzertorchester hineingeboren“, sagt die Prinzessin und lacht. Sie ist Schriftführerin des Vereins, beim Kleeblatt und dem Garde-Showtanz engagiert. Ihr Prinz stammt eigentlich von den Wiking-Elfern und wechselte seiner Frau zuliebe zum Konzertorchester. „Vor 15 Jahren wollte ich schon mal gerne Prinz sein, aber da wollte meine Frau nicht. Nun wollte sie – also bin ich dabei“, sagt Dennis Renner und lacht.
Während die Prinzessin sonst bei einem Kinderarzt arbeitet, ist ihr Prinz europaweit im Sportwagen- und Renngeschäft unterwegs. Reimen kann das Prinzenpaar freilich auch, wie sie zur Vorstellung am Freitag bewiesen haben: „Zwei Jahre war nun Fastnachtspause, jetzt geht sie wieder los, die Sause.“
Die Kampagne
Das Prinzenpaar wird beim „Feuerwerk der guten Laune“, der großen Show des Offenbacher Karneval-Vereins (OKV), am 14. Januar in der Stadthalle inthronisiert. Karten gibt es zwischen 25 und 50 Euro bei Klaus Dieter Roos unter z 0171 9734405 oder per E-Mail an kdroos@t-online.de. Am 2. Februar übernehmen die Narren dann die Herrschaft in der Stadt, für diesen Tag ist der Rathaussturm des OKV und der angeschlossenen Vereine angesetzt. Am 19. Februar sind die Offenbacher Tollitäten Gast beim Frankfurter Fastnachtsumzug, für den 20. Februar ist ein Seniorenvormittag in der Stadthalle mit ehemaligen Prinzenpaaren geplant. Für Fastnachtsdienstag, 21. Februar, ist die Kappenfahrt durch Bürgel angesetzt.
Beim OKV gibt man sich vorsichtig optimistisch, dass diese Kampagne nicht durch die Pandemie beschnitten wird. Bekanntlich musste die große Fastnachts-Show „Feuerwerk der guten Laune“ in den vergangenen beiden Jahren abgesagt werden. „Wir haben aber so gute Verträge ausgearbeitet, dass der Verein nicht drauflegen musste“, weiß Programmorganisator Manfred Reißmann zu berichten. Mit den Künstlern wurde vereinbart, dass ihre Auftritte einfach auf kommende „Feuerwerke“ geschoben werden. „Dadurch haben wir 2023 ein so hochkarätiges Programm wie nie zuvor“, sagt Reißmann.
Von Frank Sommer