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Wohngebiet in Offenbach: „Im Notfall sind wir abgeschnitten“

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Von: Christian Reinartz

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Die Anwohner in einem Wohngebiet in Offenbach sorgen sich, dass im Notfall weder Feuerwehr noch Rettungsdienst durchkommt. Es gibt nur eine Zufahrtsstraße.

Offenbach – Unruhe ist das vorherrschende Gefühl dieser Tage in der Anwohnerschaft eines Wohngebiets in Offenbach mit Hunderten Häusern in Bieber, zwischen Bremer Straße und den Bahngleisen. Unruhe, weil immer mehr Bewohner realisieren, dass es nur eine Zufahrtsstraße zu ihrem Viertel gibt. Ein echtes Nadelöhr.

Ist das blockiert, geht gar nichts mehr. „Es ist nur eine Frage der Zeit, bis hier mal der Rettungsdienst in Offenbach oder die Feuerwehr nicht reinfahren kann“, sagt Frank Seelmann. Das ganze Wohngebiet sei lediglich über die Wikingerstraße zu erreichen. „Wenn da mal ein Unfall ist oder ein Wasserrohrbruch, kommt hier keiner rein oder raus“, warnt er. „Im Notfall sind wir hier komplett abgeschnitten.“

Verärgerte Anwohner um Wortführer Frank Seelmann (2. von links) fordern von der Stadt, dass sie die Nadelöhr-Situation an der Wikingerstraße in Bieber so schnell wie möglich entschärft.
Verärgerte Anwohner um Wortführer Frank Seelmann (2. von links) fordern von der Stadt, dass sie die Nadelöhr-Situation an der Wikingerstraße in Bieber so schnell wie möglich entschärft. © Reinartz

Offenbach: „Ich frage mich, wer sowas überhaupt plant“

Seelmann steht an der Kreuzung Wikinger- / Bremer Straße und erklärt das Problem. Erst gestern habe es wieder einen Unfall gegeben und die Straße sei lange Zeit unpassierbar gewesen. Flankiert wird der Bieberer von seinen Nachbarn, die allesamt aufgebracht sind. „Ich frage mich, wer sowas überhaupt plant“, sagt etwa Cornelia Engeleit und erhält Zustimmung von Lothar und Monika Euler. „Wir sind schon älter und wenn wirklich mal was ist, will man ja auch sicher sein können, dass rechtzeitig Hilfe vor Ort ist, wenn sie gebraucht wird“, sagen die beiden. Aktuell hätten sie diese Sicherheit nicht.

Auch Rosemarie und Roland Weigend sind auf die Straße gekommen und machen ihrem Ärger Luft. „Es ist immer das gleiche. Erst, wenn wirklich was Schlimmes passiert, reagieren die Verantwortlichen.“ Doch soweit dürfe es gar nicht erst kommen.

Offenbach: Anwohner fühlt sich von der Stadtverwaltung nicht ernst genommen

Frank Seelmann sieht das genauso und fühlt sich von der Stadtverwaltung nicht ernst genommen. „Ich wurde da schon von Amt zu Amt weitergereicht“, berichtet er. Keiner habe sich zuständig gefühlt. Bei der Feuerwehr habe man ihn mit seinem Anliegen sogar verschaukelt. „Die haben mir gesagt, dass wenn sie nicht durchkommen halt wieder fahren“, berichtet Seelmann aufgebracht.

Warum das Problem erst jetzt, gut 20 Jahre nachdem die zweite Zufahrt zum Wohngebiet im Zuge der Bauarbeiten an der Bahntrasse weggefallen ist, aufploppt, erklären die Nachbarn so: „Uns war das auch schon früher bewusst.“ Aber seit die Straße in jüngster Zeit mehrfach gesperrt gewesen sei, sei das Problem wieder in den Fokus gerückt.

Offenbach: Feuerwehr will sich den Weg im Notfall freischneiden oder abschleppen

Bei der Stadt Offenbach weiß man bereits von dem Problem, verweist aber auf Aussagen der Feuerwehr, wonach es die Möglichkeit gebe, das Gebiet über den breiten Gehweg zwischen Bremer Straße und „Siebeneichen“ anzufahren. Sollte die Wikingerstraße blockiert sein, würde die Feuerwehr, so Stadtsprecherin Isabel Ahrens, „Fahrzeuge aus dem Abschnitt der Wikingerstraße abschleppen beziehungsweise umsetzen, um doch durchfahren zu können.“

Bei einem Fahrbahneinbruch etwa, würde durch Unterstützung des THW ein Provisorium hergestellt, was ein Durchfahren der Wikingerstraße kurzfristig ermöglichen würde. Zudem gebe es am südlichen Ende der Stoltzestraße eine Wegeparzelle, die im Moment zwar nur als Fußweg genutzt werde, aber kurzfristig freigeschnitten und geschottert werden könnte.

Die Wikingerstraße ist der einzige Zufahrtsweg in das (hier rot umrandete) Wohngebiet und „Siebeneichen“ mündet in eine Sackgasse. Karte: Openstreetmap
Die Wikingerstraße ist der einzige Zufahrtsweg in das (hier rot umrandete) Wohngebiet und „Siebeneichen“ mündet in eine Sackgasse. Karte: Openstreetmap © Privat

Frank Seelmann kann über diese Aussage nur schmunzeln. „Die Wege hier sind viel zu eng, und selbst wenn nicht. Was bringt es, wenn erst etwas freigeschnitten und geschottert werden muss, wenn ein Haus brennt oder jemand verunglückt ist?“ Laut Isabel Ahrens nehme die Feuerwehr das Thema ernst „und wird sich die Lage vor Ort noch einmal ansehen.“ (Christian Reinartz)

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