Zahl der Beschäftigten in Offenbach so hoch wie seit 30 Jahren nicht mehr
Trotz Rückschlägen steigt die Zahl der sozialversicherungspflichtigen Arbeitsplätze in Offenbach: Oberbürgermeister Felix Schwenke sieht Trendwende.
Offenbach – Gerade erst hat Oberbürgermeister und Wirtschaftsförderer Felix Schwenke (SPD) bei der Vorstellung der Jahreszahlen für die Offenbacher Wirtschaft erklärt, dass die Kaufkraft und die Zahl der sozialversicherungspflichtigen Arbeitsplätze steigen, da wird die Schließung des hiesigen Warenhauses Kaufhof verkündet. Doch so bitter dies für die Beschäftigten und die gesamte Innenstadt ist – tatsächlich belegen die Zahlen, dass trotz dieses Rückschlags der Trend für die Wirtschaftskraft der Stadt Offenbach nach oben zeigt.
Mitte vergangenen Jahres zählte die Stadt 48 047 sozialversicherungspflichtige Beschäftigte am Arbeitsort – so viele wie seit drei Jahrzehnten nicht. Ein Blick in die Geschichte zeigt, dass man zwar noch weit von Zahlen von vor 50 Jahren entfernt ist, aber immerhin trotz aller Krisen eine Aufwärtsbewegung auszumachen ist.

Offenbach: Dank der Industrie existieren 57.499 Arbeitsplätze
1970 zählte Offenbach 119 000 Einwohner, dank der Industrie existierten 57 499 sozialversicherungspflichtige Arbeitsplätze – ein Verhältnis, wie es nicht mehr gegeben ist. Der ehemalige Chefredakteur der Offenbach-Post, Lothar R. Braun, hat dies als Niedergang in Schüben beschrieben. Hier 300 Arbeitsplätze, die wegfielen, dort 300 – das ließe sich kompensieren, ist in zeitgenössischen Beiträgen zu lesen. Erst die Rückschau offenbart, dass der Niedergang sich unaufhaltsam vollzog.
Eigentlich begann der Abbau bereits 1969, als die Lederfabrik Mayer & Sohn an der Mainstraße schloss. Mehr als 800 Arbeitsplätze kostete das Aus des Werkzeugmaschinenherstellers Collet & Engelhard: Auftakt zur ersten großen Schließungswelle. Es folgten die beiden Schleifmaschinenhersteller MSO und Schmaltz, dann die Schuhfabrik Rheinberger. Binnen sechs Jahren schrumpfte die Zahl der sozialversicherungspflichtig Beschäftigten von 57499 zur Jahresmitte 1970 auf 51 039 im Jahr 1976 – aber immerhin, sie blieb über der 50 000er-Marke.
1984 wurde diese erstmals unterschritten, 1998 war mit 43 869 Beschäftigten der vorläufige Tiefpunkt erreicht. Da hatte die Krise längst den größten Industriearbeitgeber erreicht – Rowenta. 1988 war es zum Zusammenschluss mit der französischen SEB-Gruppe gekommen, der alte Produktionsstandort Waldstraße war im Jahr 2000 Geschichte. „In nur 30 Jahren wurde Offenbach eine andere Stadt“, fasst Braun diese Entwicklung zusammen.
Offenbach: Wende zeichnet sich ab, um 2018 verzeichnet die Stadt mehr als 47 000 Beschäftigte
Jahre der Stagnation folgen, die Beschäftigung ist wie auf die 44 000er-Marke gebannt. Ab 2012 steigt die Einwohnerzahl sprunghaft, nur die der Beschäftigten folgt nicht dem Trend: 2012 wird mit 43 819 ein neuer Negativrekord aufgestellt. Längst gilt Offenbach als Stadt mit extrem niedriger Kaufkraft. Seit ein paar Jahren zeichnet sich eine Wende ab, um 2018 verzeichnet die Stadt mehr als 47 000 Beschäftigte, 2022 wird die 48 000er-Marke geknackt.
Dazu zieht es Menschen mit Geld in die Stadt, die Kaufkraft steigt, die Einwohnerzahl auf über 143 000. Mit der Aussicht auf zusätzliche 1 900 Samson-Mitarbeiter auf dem Innovationscampus und fast 3 000 durch Bio-Spring bis 2030 ist verständlich, dass Oberbürgermeister Schwenke eine allgemeine Trendwende ausmacht.(Frank Sommer)
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