Action-Markt in Offenbach: Filialleiter verweigert Vierjährigem das Klo
Weil ihr Kind es nicht halten kann, droht ein Action-Filialchef in Offenbach einer Mutter mit der Polizei.
Offenbach – Moje Ziwes dunkelbraune Augen füllen sich mit Tränen, wenn sie an die Situation zurückdenkt. Weil ihr vierjähriger Sohn erniedrigt wurde. Weil er sich in aller Öffentlichkeit in die Hose machen musste und dabei fürchterlich weinte. Es bricht der Mutter das Herz.
Es beginnt mit einem ganz normalen Einkaufsbummel durch das Rathaus Plaza an der Frankfurter Straße in Offenbach. Im Action-Markt stöbert sie durch die Regale, als ihr vierjähriger Sohn sich meldet. „Er musste furchtbar dringend aufs Klo“, schildert Ziwes die Situation. „Ich wusste, dass es jetzt schnell gehen muss, weil ein Vierjähriger ja noch nicht lange anhalten kann.“ Sie wendet sich an einen Mitarbeiter, der verweist an den Filialleiter.
Action-Markt in Offenbach: Dass Kind auf Klo muss, „war ihm egal“
Was dann passiert, beschreibt Moje Ziwes so: „Der Mann hat uns gemustert und dann gesagt, dass er den Kleinen nicht auf die Toilette lässt.“ Seine Begründung: Die sei nur für Mitarbeiter gedacht und nicht für Kunden. „Ich habe ihn angeschaut und ihn darauf hingewiesen, dass der Kleine erst vier ist und das es ein Notfall sei“, sagt Ziwes. „Aber das war ihm egal. Er sagte, dass er definitiv nicht aufs Klo darf.“

Mittlerweile steht ihr Junge weinend neben der Mutter, kneift die Beine zusammen, aus Angst, aus Scham. „Es hat mir einen Stich in Herz versetzt, ihn so zu sehen. Ich wusste, dass er es nicht mehr bis in einen anderen Markt schafft“, sagt Ziwes. Sie habe dann den Marktleiter darauf hingewiesen, dass der Junge sich jetzt sicher in die Hosen machen würde. „Daraufhin hat der Filialleiter uns gedroht, dann die Polizei zu rufen.“
Action-Markt in Offenbach: Kind zum In-die-Hose-machen gezwungen
Der kleine Mann verliert den Kampf gegen den eigenen Körper und erleichtert sich in die Hose. „Er war völlig aufgelöst. Er tut mir auch jetzt noch so sehr leid“, sagt Ziwes und trocknet ihre Augen. „Er hat doch nichts falsch gemacht, und der Mann droht mit der Polizei“, sagt sie. „Der ahnt gar nicht, was er bei einem Kind mit sowas anrichtet.“ Sie habe ihren Sohn dann hochgenommen und sei mit ihm in einen anderen Markt gegangen. Da habe sie sofort die Toilette der Mitarbeiter nutzen dürfen. An diesem Abend ist Moje Ziwes zwar sauer, aber zunächst auch verunsichert. Kann es wirklich sein, dass kleine Kinder nicht auf Mitarbeitertoiletten gehen dürfen? Sie macht den Test und besucht am nächsten Morgen den anderen Action-Markt im Ring-Center. „Ich habe gefragt, und die Antwort kam ganz selbstverständlich: Klar, das ist doch ein Kind.“
Sie wendet sich an die Zeitung und will, dass der Fall publik wird. Als die Redaktion das Unternehmen mit den Anschuldigungen konfrontiert, reagiert eine Sprecherin offensichtlich bestürzt: „Wir bedauern den Vorfall in der Filiale sehr und möchten uns bei den Betroffenen entschuldigen.“
Action-Markt-Kette verspricht nach Vorfall in Offenbach Aufklärung
Zwar gebe es in den Action-Märkten keine ausgewiesenen Kundentoiletten. „Wir halten aber Mitarbeiter und Mitarbeiterinnen dazu an, insbesondere Kindern, Schwangeren oder auch Menschen mit körperlichen Einschränkungen die Benutzung unsere Mitarbeitertoiletten zu ermöglichen.“ Man werde nun noch einmal das Gespräch mit dem Filialleiter suchen, um den Vorgang aufzuarbeiten und die Unternehmenslinie deutlich zu machen.
Moje Ziwes ist erleichtert, dass sie in der Firmenzentrale auf Verständnis trifft. „Mir ging es nur darum, dass so etwas nicht einem anderen Kind widerfährt“, sagt Ziwes. „Die Leute halten sich viel zu oft nur noch an ihre Vorschriften und vergessen dabei jede Menschlichkeit. Wenn man das immer nur hinnimmt, wird sich das nie ändern.“ (Christian Reinartz)
Im Kreis Offenbach hat derweil ein neuer Supermarkt eröffnet, der ein ganz anderes Konzept als die Action-Märkte hat. Der kleine 24/7-Laden steht in Heusenstamm und gehört zur Tegut-Kette.