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Bücherturm soll als Kulturort erhalten bleiben

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Von: Frank Sommer

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Der Bücherturm der Stadtbibliothek.
Der Bücherturm soll als Veranstaltungsort weiterhin öffentlich bleiben. © Sommer

Offenbach plant den Umzug der Stadtbücherei. Der Bücherturm soll als zweite Kulturstätte erhalten bleiben.

Offenbach - Zeitgemäße Arbeitsplätze gibt es kaum: Entweder herrscht Gedränge im Arbeitsraum oder die Nutzer sitzen zwischen den Regalen auf einer der Ebenen des Bücherturms. Der nördliche Flügel des Büsingpalais, in welchem die Stadtbibliothek seit 1985 untergebracht ist, entspricht längst nicht mehr den heutigen Anforderungen. Die Stadtbücherei soll daher umziehen – auch das Zukunftskonzept Innenstadt sieht vor, dass die Ausleihe in ein Gebäude der Frankfurter Straße, Aliceplatz oder Stadthof umzieht.

Das kann Vorteile bringen, wie das Beispiel Hanau zeigt: Im Zuge des groß angelegten Stadtumbaus konnte dort 2015 eine schicke neue Bücherei eröffnet werden. Ihr Zuhause ist das Kulturforum beim Einkaufszentrum in der Stadtmitte. Auch die wetterauische Gesellschaft für die gesamte Naturkunde fand dort ein repräsentatives Zuhause. Die Besucherzahlen der Stadtbücherei konnten durch den Umzug gar verdoppelt werden. Nachteil: Der vorige Standort beider Angebote, das ehemalige Kanzleigebäude, ist seitdem weitgehend unbeachtet.

Offenbach: Stadtplaner befürchten einen Niedergang des Quartiers

Angesichts der lauten Überlegungen der Offenbacher Politik, die hiesige Stadtbücherei zu verlagern, werden aber Bedenken laut, dass es dem Kulturkarree ähnlich dem Hanauer Kanzleigebäude gehen könnte und der Bereich zwischen Berliner Straße und Main veröden könnte. Zwar gibt es dort zwei – zugegeben kleine – Museen samt der neuen Druckerwerkstatt, doch ob das ausreichen wird, um noch Besucher in Richtung Büsingpalais als Herzstück des Karrees zu lenken, wird angezweifelt.

Mit Hermann Gaffga meldet sich ein ehemaliger Stadtplaner zu Wort, der um die Zukunft des Karrees bangt: „Was wird mit dem Quartier nördlich der Berliner Straße nach Umsiedlung der Hochschule für Gestaltung in den Hafen, nach Verlagerung der Stadtbücherei? Wird nicht versucht, ein Quartier positiv zu entwickeln und ein anderes Quartier zu vernachlässigen?“, fragt er. Gaffga fürchtet, dass das Areal ein ähnliches Schicksal wie das um den Hauptbahnhof erleiden könnte, welches seit Eröffnung der S-Bahn-Strecke vom Niedergang gezeichnet ist.

Oberbürgermeister Schwenke: Bücherturm in Offenbach soll Kultur- und Veranstaltungsort werden

Oberbürgermeister und Kulturdezernent Felix Schwenke (SPD) kennt diese Ängste. „Ich kann sie völlig nachvollziehen und ich sehe das Risiko“, sagt er. Um zu verhindern, dass nach einem Umzug der Bibliothek das Viertel an Attraktivität verliert, hat er die Parole ausgegeben, dass der Bücherturm den Offenbachern als Kultur- und Veranstaltungsort erhalten bleiben soll.

Zwar sei schon in Anbetracht der Haushaltslage der Umzug der Bücherei eine Herausforderung, doch der Erhalt des Bücherturms müsse gesichert werden, um das Kulturkarree nicht zu zerstören. „Ich sehe mich als politischen Ziehsohn von Stephan Wildhirt und möchte sein Vermächtnis bewahren“, sagt er. Der ehemalige Bürgermeister zeichnete sich maßgeblich für die Entstehung des Kulturkarrees verantwortlich.

Offenbacher Bücherei soll vermietet werden – Schwenke: „Zufall spielt bei solchen Dingen eine große Rolle“

Allerdings, die restlichen Teile der jetzigen Bücherei sowie die Kinder- und Musikbibliothek müssten nach dem Umzug anderweitig vermietet werden, um dringend benötigte Einnahmen zu generieren. Er könne sich gut vorstellen, dass etwa Unternehmen aus dem Kulturbereich dort ansässig werden könnten. Konkrete Anfragen gebe es momentan aber noch nicht. „Der Zufall spielt bei solchen Dingen eine große Rolle“, sagt Schwenke.

Vor dem Umzug steht jedoch nicht nur die Planung, vor allem benötigt es ein Gebäude für die „Station Mitte“, wie sich der Kulturort im Zukunftskonzept nennt. Geeignete Gebäude in der Fußgängerzone lassen sich an einer Hand abzählen – keines ist im Besitz der Stadt. Eine kommunale Einrichtung als Mieter dürfte für Eigentümer zwar attraktiv sein, doch müssen auch Größe des Objekts und bestehende Mietverträge mit in die Überlegung einfließen. Auf ein Gebäude festlegen möchte sich der Magistrat noch nicht.

Trotz klammer Kassen – Offenbach will zwei Kulturstätten unterhalten

Zumal die Haushaltslage kaum Spielraum für Umzugspläne lässt. Schwenke räumt ein, dass die derzeitigen Planungen nur deshalb erfolgen können, da die Stadt mit seinem Zukunftskonzept den mit einer Million Euro dotierten Kommunalpreis des Landes erhalten hat. Der Erhalt des Bücherturms als Kulturstätte wird freilich mit Kosten verbunden sein, zumal auch die neue Bücherei für Kulturveranstaltungen bereit stehen soll – zwei Kulturorte dauerhaft zu sichern wird für die Kämmerei keine kleine Aufgabe.

Dass Kultur als Frequenzbringer funktioniert, zeigt das Beispiel der im Rathaus-Center untergebrachten Wetter- und Klima-Werkstadt: Diese hat für landesweite Beachtung gesorgt. Der Magistrat bereite die Verlängerung der Werkstatt um ein Jahr vor, eine Verstetigung ist gewünscht. (Frank Sommer)

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