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Busstreit um Caritas-Zentrum: Stadt Offenbach lenkt ein

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Von: Frank Sommer

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Gute Nachricht: Das Pflegeheim St. Ludwig der Caritas kann saniert und deutlich erweitert werden, da nun die ÖPNV-Anbindung gesichert ist.
Gute Nachricht: Das Pflegeheim St. Ludwig der Caritas kann saniert und deutlich erweitert werden, da nun die ÖPNV-Anbindung gesichert ist. © Sommer

Wochenlang schwelte der Streit um die wegfallende Busanbindung des Caritas-Zentrums in Offenbach. Mit der Linie 106 A ist nun ein Kompromiss gefunden.

Offenbach - Das Caritas-Zentrum am südlichen Ende der Schumannstraße in Offenbach wird auch künftig noch von Bussen angefahren und auch der Buchhügel wird nicht vom Busnetz gekappt: Nach heftigen Protesten aus der Bürgerschaft in den vergangenen Wochen haben Magistrat und Koalition nun die ursprünglich geplanten harten Einschnitte abgemildert.

Die Haltestellen Caritas/Buchrainweiher, aber auch die Stationen Wetterpark, Markusplatz und Goerdelerstraße, die ab Anfang Juli entfallen sollten, werden nun doch angefahren. Zwar nicht mehr so häufig wie bisher, aber immerhin bleiben sie an das Busnetz angeschlossen.

Offenbach: Lauter Aufschrei der Senioren wegen wegfallender Haltestelle

Zur Erinnerung: Am 30. März stellten Bürgermeisterin Sabine Groß und Kämmerer Martin Wilhelm ein Einsparkonzept für den ÖPNV vor – darunter den Wegfall der Linie 106 sowie von sieben Haltestellen. Der Aufschrei der Betroffenen, insbesondere der Bewohner, Besucher und Mitarbeiter des Caritas-Zentrums, das nicht mehr angefahren werden sollte, war immens.

Außer einer Informationsveranstaltung für die Stadtverordneten war lange nichts aus den entsprechenden Dezernaten zu hören, offene Briefe blieben unbeantwortet. Erst Ende vergangener Woche meldeten sich die Dezernenten sowie der Oberbürgermeister bei der Caritas, ein erster Termin für eine gütliche Einigung am vergangenen Freitag blieb erfolglos. Erst in den frühen Morgenstunden am Dienstag konnten sich die Ampel-Koalitionäre auf die nun vorgestellte Lösung einigen. Auch die Bürgerinformation am gestrigen Mittwoch wurde erst vergangene Woche kurzfristig anberaumt.

Offenbach: Kompromiss zwischen Stadt und Caritas mit heißer Nadel gestrickt

Gleichwohl betonen die Dezernenten, „für die Anbindung der Caritas war von Anbeginn ein zusätzlicher Puffer im Konzept vorgesehen“. Wie berichtet, wurden zur Abmilderung von Härtefällen 60 000 Buskilometer pro Jahr zurückgehalten, doch über deren Verteilung schwieg man sich zuvor aus – erst nach Beschluss der Stadtverordneten zum Wegfall der Linie 106 sollte darüber entschieden werden.

Dass der nun vorgelegte Kompromiss spürbar mit der heißen Nadel gestrickt wurde, ist etwa an der Aussage zu erkennen, „im Einvernehmen mit der Caritas wird die Einrichtung ab Juli montags bis sonntags in der Zeit von 6 bis 22 Uhr mit rund acht Fahrten am Tag bedacht“ – das wären weniger, als von der Caritas als Mindestmaß gefordert.

Offenbach: Busfahrten im Zwei-Stunden-Takt nicht realisierbar

Tatsächlich sind montags bis samstags zwischen neun und zehn Fahrten eingeplant, sonntags dagegen acht. Da der ursprünglich vorgeschlagene Zwei-Stunden-Takt nur schwer mit den Dienstzeiten der Fahrer und dem Takt der übrigen Linien in Einklang zu bringen sei, wurde nun in Absprache mit der Caritas ein individueller Plan entwickelt, der die unterschiedlichen Schichten des Pflegepersonals, aber auch die Bedürfnisse von Bewohnern und Besuchern berücksichtigt. „Wir sind froh, dass wir eine Einigung gefunden haben, durch die das Zentrum zukunftsfähig bleibt“, sagt Caritas-Direktor Michael Klein.

Der genaue Fahrplan wird nun mit der Caritas abgestimmt. „106 A“ wird diese Linie künftig heißen – so könne man vermeiden, eine neue Konzession für eine neue Liniennummer beantragen zu müssen, wie Groß unserer Zeitung sagt. „Würden wir sie mit V wie für die Verstärkerbusse bezeichnen, bestünde Verwechslungsgefahr mit anderen Linien“, sagt sie.

Offenbach: Sorgen um Anbindung nach ÖPNV-Einsparungen

Zahlreiche Leser meldeten sich zudem, da sie sich um die Erreichbarkeit der Schulen oder des Wetterparks am Buchhügel sorgten. Mobilitätsdezernentin Groß erklärt nun, dass ab Juli die Linie 107 montags bis samstags im 30-Minuten-Takt die vier Haltestellen des 106ers am Buchhügel bedienen wird.

Vom 60 000-Kilometer-Puffer ist damit der größte Teil aufgebraucht: Es ist aber nicht ausgeschlossen, dass nach der Fahrplanänderung im Juli an anderer Stelle Härten entstehen. Es wird interessant sein zu sehen, wie die Koalition diesen begegnen will. Unter der Hand heißt es schon jetzt, dass hart um den Kompromiss innerhalb der Koalition, aber auch parteiintern gerungen wurde.

Für die Anwohner des Buchhügels, aber auch das Caritas-Zentrum und das Briefzentrum an der Sprendlinger Landstraße ist der Kompromiss eine gute Nachricht. Caritas-Direktor Klein betont, dass mit der Sicherung der ÖPNV-Anbindung der Sanierung des Pflegeheims St. Ludwig und dem 50 Millionen Euro teurem Ausbau des Zentrums nichts mehr im Wege stünde. Der gewaltige Rückhalt in der Bevölkerung für Pflegepersonal und Bewohner habe ihn überaus positiv überrascht. (Frank Sommer)

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