Offenbacher EVO erwirtschaftete rund 20 Prozent weniger Windenergie

Windenergie ist gefragt, sie gehört zu den Eckpfeilern der sogenannten Energiewende. Auch für Offenbach spielt sie eine Rolle: An fünf Standorten in Hessen und Rheinland-Pfalz betreibt die Energieversorgung Offenbach (EVO) mit Partnern Windparks. Doch bereits im vergangenen November stand fest, dass 2022 ein je nach Region eher durchschnittliches, wenn nicht sogar unterdurchschnittliches Jahr in Sachen Windkraft war: Die Erträge, die in den Windparks erzielt wurden, lagen unter den Erwartungen.
Offenbach - Denn 2022 mag zwar Rekordhalter in puncto Wärme seit Beginn der Aufzeichnung gewesen sein, in Fragen des Winds jedoch nicht. Der in Offenbach beheimatete Deutsche Wetterdienst stellt für das vergangene Jahr grundsätzlich eine „leichte Abnahme der mittleren Windgeschwindigkeit im Sommerhalbjahr und keine Veränderungen im Winterhalbjahr” fest. Auch die Geschwindigkeit in Höhen, die für Windenergie von Bedeutung sind, seien rückläufig.
Bereits in den 1950er- und 1960er-Jahren habe es vergleichsweise wenig Wind gegeben. Das windärmste Jahr der vergangenen Dekaden sei jedoch 2021 gewesen. Hingegen startete 2022 mit einem wohl sehr windreichen Februar, dieses Hoch sei ab Mai jedoch endgültig abgeflaut. Somit habe 2022 letztlich unter dem Durchschnitt gelegen.
Diesen allgemeinen Trend hat auch die EVO zu spüren bekommen: Nach einem guten Jahresbeginn kam die große Flaute. „Wir hatten ein stürmisches, windstarkes Frühjahr, Herbst und Winter waren im Vergleich zu den Vorjahren dagegen schwach“, sagt Firmensprecher Harald Hofmann auf Nachfrage unserer Zeitung.
Insgesamt seien 2022 nur 80 bis 85 Prozent der Windmenge zur Stromerzeugung eines Durchschnittsjahrs erzielt worden, „Wir sind in der Sache völlig auf die Natur angewiesen“, sagt Hofmann, Windenergie sei eben nicht wie ein „Fünf-Jahres-Plan im Sozialismus“ einfach berechenbar.
Durchschnittlich erzeugen die Windparks der EVO im Jossgrund, Hunsrück, Vogelsberg, im Kreis Waldeck-Frankenberg und bei Kirchheimbolanden Energie für etwa 240 000 Menschen. Insgesamt 45 Windräder sind in den Parks in Betrieb. Rund 180 Millionen Euro hat die EVO in die Windenergie investiert. Mit seiner Ausrichtung auf erneuerbare Energien sei der Energieversorger aber auf dem richtigen Weg, betont Hofmann. Gerade mit Blick auf die Folgen des russischen Angriffs auf die Ukraine sei die Bedeutung der im eigenen Land erzeugten Energie gestiegen.
„Wir halten am Ausbau der erneuerbaren Energien fest“, sagt er. Dass die EVO neue Windparks an anderer Stelle errichten werde, an Orten, die weniger von Windflauten betroffen sind, ist nicht geplant. „Wir sind ein regionaler Energieversorger und werden weiter regional Windparks in Hessen und Rheinland-Pfalz betreiben“, betont der Unternehmenssprecher. In Stadt und Kreis aber lohnt sich der Unterhalt eines Windparks nicht.
Von Frank Sommer Und Alina Quast