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Frauenhaus Offenbach: Noch immer nicht genügend Platz

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Von: Frank Sommer

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Gewalt und Demütigungen sollten Frauen nicht ertragen müssen. Doch nicht immer finden sie Platz im Frauenhaus.
Schutz vor Demütigung und Gewalt finden Betroffene im Frauenhaus. © Colourbox.de/Artem Furman (Symbolbild)

Das Frauenhaus in Offenbach wurde 1993 eröffnet. Schon seit Jahren mangelt es der Einrichtung an ausreichend Zimmern.

Offenbach - Es war ein langer Weg, bis endlich ein Frauenhaus in Offenbach eröffnet werden konnte: bereits 1979 hatte ein Verein versucht, einen Zufluchtsort für Frauen, die Gewalterfahrung machen mussten und deren Leben bedroht ist, zu gründen – jedoch vergebens. Erst 1993 konnte eine entsprechende Einrichtung Schutzsuchenden ihre Türen öffnen.Seitdem haben rund 1600 Frauen und 1700 Kinder dort Zuflucht gesucht.

In Kooperation mit der Gemeinnützigen Baugesellschaft (GBO) werden Wohnungen für Frauen vermittelt, außerdem gibt es zwölf sogenannte Familienzimmer für Frauen und Kinder. Laut der 2018 für Deutschland in Kraft getretenen Istanbul-Konvention ist jede Großstadt verpflichtet, pro 10 000 Einwohner ein Familienzimmer zur Verfügung zu stellen. Für Offenbach mit seinen fast 140 000 Einwohnern würde das bedeuten, dass mit den aktuell zwölf Zimmern zwei zu wenig zur Verfügung stehen.

Frauenhaus Offenbach: Die langsamen Mühlen der Bürokratie

Die SPD hatte nach einem Gespräch mit dem Trägerverein „Frauen helfen Frauen“ das Problem erkannt und einen entsprechenden Antrag auf Abhilfe in die Stadtverordnetenversammlung eingebracht. Eindringlich warben Gertrud Marx und Holger Hinkel für den Antrag ihrer Partei – doch es sollte anders kommen.

Denn die Tansania-Koalition hatte kurzerhand einen Änderungsantrag eingebracht – der jedoch weit hinter dem zurückblieb, was die SPD gefordert hatte. Denn während die Sozialdemokraten der Raumnot rasch Abhilfe leisten wollten, möchte die Koalition erst einmal „eine Bestands- und Bedarfsanalyse zur Umsetzung der Istanbul-Konvention in Offenbach“ erstellen lassen, die im Sozialausschuss diskutiert werden müsse.

Frauenhaus Offenbach: Zusätzliche Zimmer dringend benötigt

„Das Frauenhaus benötigt jetzt zusätzliche Räume“, sagte Marx, „erst einmal den Bedarf eruieren zu wollen, klingt nach langwieriger Verwaltungsarbeit.“ Unterstützung kam von Marion Guth von den Linken: „Laut dem Bundes-Mindeststandard fehlen in Offenbach Unterkünfte für mindestens zwei Fälle: Diese Zimmer sind doch kein ‘nice to have’, sondern werden benötigt.“

Doch vergebens: Ursula Richter von den Grünen nannte das Frauenhaus „den letzten Schritt“ in einer langen Reihe von Maßnahmen, die Gewaltprävention sei eher zu stärken. Und Georg Schneider von der FDP vermisste etwa Hilfen für Männer, die Gewalterfahrungen machten. Zudem sei erst einmal der Bedarf an Schutzunterkünften zu ermitteln, außerdem müsse mit dem Bund geklärt werden, ob dieser nicht das nötige Geld zur Verfügung zu stellen habe – schließlich habe der Bund die Konvention unterzeichnet. Da die Tansania-Koalition die Mehrheit hat, wurde deren Antrag schließlich angenommen.

Fehlender Platz im Offenbacher Frauenhaus: Der Bedarf war schon immer hoch

Auf Nachfrage unserer Zeitung bestätigt der Trägerverein, dass die zwölf zur Verfügung stehenden Familienzimmer stets belegt seien. „Sie reichen nicht aus - wir brauchen dringend die weiteren zwei Zimmer, die uns nach der Istanbul-Konvention auch zustehen“, heißt es aus dem Vorstand. Dass der Bedarf an zusätzlichen Schutzräumen durch die Folgen der Corona-Pandemie gestiegen seien, wie teils auch in der Stadtverordnetenversammlung zu hören war, bestätigt der Verein nicht. „Das lässt sich mit Zahlen erst einmal nicht belegen – der Bedarf ist jedoch schon immer hoch im Rhein-Main-Gebiet.“

Beim Trägerverein macht man sich nach Annahme des Tansania-Beschlusses keine Illusionen: „Das wird sich nun alles in die Länge ziehen, bis wir endlich die benötigten Zimmer bekommen.“ (Frank Sommer)

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