Wirbel um Schul-Neubau in Offenbach: Räumlichkeiten zu klein

In Offenbach gibt es scharfe Kritik am Neubau einer Förderschule. Es ist die Rede von „Maulkörben“ und „unterirdischer“ Kommunikation.
Offenbach - Mit dem Neubau an der Mühlheimer Straße erhält die Fröbelschule – Förderschule für Kinder mit geistigen und körperlichen Behinderungen – endlich eine moderne Unterkunft. Unter einem guten Stern stand und steht das Projekt jedoch nicht: Der Baubeginn verzögerte sich über Jahre, und aus Elternschaft sowie informierten Kreisen hagelt es Kritik an der Planung und der Kommunikation zwischen Stadt Offenbach, Schule und Eltern.
Hauptkritik: Die Schule ist nicht für künftig steigende Schülerzahlen ausgelegt. Dabei waren Schuldezernent Paul-Gerhard Weiß und Kämmerer Martin Wilhelm vor Kurzem bei einer Besichtigung Befürchtungen entgegengetreten, der Bau sei für die zu erwartende Anzahl an Schülern zu klein. Die Antwort fiel eindeutig aus: Es handele sich um „Missverständnisse“ seitens der Eltern oder des Kollegiums, die Größe der Schule sei mit Blick auf die kommenden Jahre geplant worden. „Momentan sind acht Schüler pro Klasse geplant, die Klassen sind aber für 14 Schüler ausgelegt“, sagte Weiß. Somit könnten mehr als 200 Schüler unterrichtet werden.
Offenbach: Schulleitung schweigt zu umstrittenem Neubau der Fröbelschule
Diese Aussage stößt auf heftigen Widerspruch: Allein ein Blick in die „Verordnung über die Festlegung der Anzahl und der Größe der Klassen, Gruppen und Kurse in allen Schulformen“ des Landes zeigt, dass die Obergrenze bei solchen Förderschulen jeweils bei acht Schülern pro Klasse liegt. „Als Eltern wollen wir nicht undankbar auftreten, schließlich erhalten unsere Kinder endlich eine schöne neue Schule“, sagt Elternbeirat Sebastian Christmann, „aber diese Aussage irritiert uns angesichts der Vorgaben in der Verordnung“.
Bei 18 Klassen zu acht Schülern ist die neue Fröbelschule in Offenbach für 144 Kinder ausgelegt, über 200 sind gerade mit Blick auf die Räumlichkeiten völlig unwahrscheinlich. Die Schule könnte also die derzeitige Schülerzahl am Neubau aufnehmen – mehr nicht.
Die Schulleitung wollte sich dazu nicht gegenüber der Presse äußern. Überhaupt ist auffällig, dass Christmann als Elternbeirat der einzige ist, der wenigstens etwas zur Schulgröße öffentlich sagt – an Kritik von Lehrern, Therapeuten oder anderen Eltern mangelt es nicht, doch seinen Namen möchte keiner in der Zeitung lesen. Von „Maulkörben“ ist zu hören, die seitens der Stadt Offenbach gegenüber sämtlichen Beteiligten erlassen wurden. Inzwischen erscheint die Situation völlig zerrüttet.
Fröbelschule in Offenbach: Kommunikation über Neubau „war unterirdisch“
Begonnen haben die Probleme wohl damit, dass die Stadt Offenbach die GBO mit dem Bau der Schule beauftragte und diese beim Planungswettbewerb einen Entwurf umsetzte, gegen den sich Lehrer wie Eltern ausgesprochen hatten. „Warum wird nicht auf die gehört, die täglich mit den Kindern zu tun haben und wissen, was für besondere Anforderungen es im Umgang mit mehrfach Behinderten gibt?“, fragt eine Frau, die in diesem Bereich arbeitet. GBO und Stadt betonen, dass die Schule in Absprache mit Schulleitung und Lehrern errichtet wurde. Tatsächlich, heißt es übereinstimmend, sei es ein harter Kampf gewesen, die Interessen der Schüler gegenüber Stadt und GBO durchzusetzen.
Etwa, dass die Waschbecken alle rollstuhlgerecht sind, dass es Warmwasser in den Klassenräumen gibt. „Dort wird mit den Kindern auch Zähneputzen geübt – vorgesehen war von der GBO dafür aber nur Kaltwasser“, heißt es. „Um alles musste gekämpft werden“, sagt der Vater eines Fröbelschülers, „die Kommunikation mit der Stadt war unterirdisch.“
Neubau der Fröbelschule in Offenbach: Probleme scheinen zahlreich
Das zeigt sich unter anderem daran, dass die Stadt Offenbach bis vor wenigen Wochen wohl davon ausging, um Ostern innerhalb weniger Tage vom alten zum neuen Standort umzuziehen. „So ein Hauruck-Verfahren ist schon normalen Schülern nicht zuzumuten, Kindern mit Behinderung erst recht nicht“, heißt es. Nach heftigen Protesten von Eltern und Lehrern sei die Stadt zum ursprünglichen Umzugstermin Ende August zurückgekehrt.
Weitere Punkte: Die geplante Möblierung sei nicht den jeweiligen Altersgruppen angemessen, der Wendekreis für die Busse im Hof zu knapp bemessen, die gläsernen Innenwände pädagogisch problematisch, an Stauraum mangele es. Unsere Redaktion erreichte ein Schreiben, in dem es heiß, dass die selbst unter Platzmangel leidende Friedrich-Ebert-Schule von Lehrern zwecks möglicher Auslagerung von Material angefragt wurde. (Frank Sommer)