Offenbacher Galerie „Sight“ in der ehemaligen Heyne-Villa zeigt Ausstellung „In Motion“

Einmal mehr hat Sabine Krempel große Kunst nach Offenbach geholt. Die Kunsthistorikerin, die sich mit ihrer Galerie „Sight“ in kurzer Zeit internationale Anerkennung verschafft hat, präsentiert in einer aktuellen Schau drei Künstler, bei denen sich Zeiteinsatz lohnt, um genauer hinzusehen. Unter dem Titel „In Motion“ zeigen Maxim Wakultschik, Martina Ziegler und Polly Habuzin Porträts und Farbräume in einer neuen Dimension.
Offenbach – Sight ist alles andere als eine Galerie der klassischen Weise. Keine Schaufenster zur Straße, keine weißen Wände als Hintergrund. Auch von einem Schauraum keine Rede. Wer die Galerie im Westend der Stadt betritt, taucht ein in die emotionale Atmosphäre einer denkmalgeschützten Jugendstilvilla, die der Kunst einen wahrhaftigen Rahmen gibt.
So zeigen sich bereits nach wenigen Schritten die farbenfrohen Acrylbilder von Polly Habuzin wie für das Haus mit der großen Vergangenheit gemacht. Die geborene Griechin, die seit vielen Jahren in Köln lebt, scheut kein Kolorit, schon gar nicht die Facetten im Neonbereich. „Auf den ersten Blick steht die Farbe im Mittelpunkt, nach einer Weile konzentriert sich der Blick aber auf die Tiefe des Werkes“, sagt Krempel. Schichten und Strukturen, denen Habuzin mit verschiedenen Materialien den Weg bereitet, verbinden sich zu einem Eigenleben. So sieht der Betrachter sich einem Netzwerk gegenüber, das er individuell interpretieren kann. Obwohl die Künstlerin nicht gegenständlich wirkt, stellen sich Assoziationen ein. Es kommen Gedanken an Landschaften, an Himmelsformationen oder eine wilde Blütenwiese mitten im Wald. „Auch der Zufall spielt bei der Entstehung der Werke eine Rolle“, betont Krempel. Aber immer nur so weit, wie die Künstlerin es zulasse.
Ein paar Treppenstufen weiter zeigen die Arbeiten von Martina Ziegler einen bestechenden Facettenreichtum. Die Künstlerin, die in der Nähe von Köln lebt und wirkt, stellt das Porträt in den Mittelpunkt der gezeigten Serie. Sie fotografiert ihre auf Leinwand gemalten Prototypen, die sie als „Muttermatrix“ bezeichnet. Dann zerschneidet sie die Ursprungswerke und setzt sie mithilfe digitaler Bearbeitung zusammen. Damit schafft sie immer wieder neue Sichtweisen. Mal löst sich das Gesicht auf, mal bildet es sich erst nach längerem Hinsehen. Dabei kann es sein, dass sich die Augen eines „Prototypen“ später in einer anderen Person wiederfinden. Diese Werke bezeichnet die Künstlerin als „Töchter“ oder „Cousinen“ der Muttermatrix. „Zieglers Werk verknüpft analoge Malerei mit moderner Digitalität und braucht viele Blickwinkel“, stellt die Galeristin fest.
Das gilt ebenso für den Mann in dem Dreier-Team. Der gebürtige Weißrusse Maxim Wakultschik bewegt sich mit seinen Arbeiten sowohl in der Bildanordnung als auch mit den Materialien zwischen den Welten. Auch er widmet sich dem Porträt, im Mittelpunkt steht seine Serie „Optical Elements“. Wakultschik, der inzwischen in Düsseldorf lebt, hat längst in der globalen Kunstszene von sich reden gemacht, seine Werke sind weltweit in Sammlungen vertreten. Mithilfe von mathematischen Berechnungen schafft der Künstler mit von ihm eingefärbten zahnstocherartigen Holzstäbchen meist weibliche Gesichter. Schon der kleinste Wechsel des Betrachtungsplatzes ändert den Eindruck. Nähe lässt die Darstellung scheinbar auseinanderfallen, Entfernung macht sie fotografisch deutlich. Wakultschik spielt mit Licht und Schatten und setzt am Ende den Bildern eine Plexiglashaube auf. Nicht nur zum Schutz, die durchsichtige Wand gehört zum Werk und rundet den Eindruck ab.
Im Jahr 2018 hat Sabine Krempel ihre Galerie in der ehemaligen Heyne-Villa eröffnet. Seitdem zeigt sie, sofern die Pandemie es zugelassen hat, Werke der Klassischen Moderne und Kunst nach 1945. Und immer ist die Villa auch ein Ort der Begegnung. Krempel bietet Kunstberatung, Vorträge und Diskussionsrunden. „Kunst ist kein Luxus, sondern kommuniziert Werte, Verhaltensmodelle und Weltanschauungen“, ist das Credo der Galeristin. (Von Barbara Scholze)
Noch bis zum 30. März zeigt die Galerie „Sight“ (Schillstraße 2) die Ausstellung „In Motion“. Informationen zu den Öffnungszeiten gibt’s unter z 0157 83026658 und auf der Internetseite www.sight-art.de.