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Dirndl mit afrikanischen Anleihen

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Theresa Klinkenberg mit ihrer Familie: Von der Idee bis zu dem Sieg war es ein langer Weg. J  Foto: Tina Rösler Photography (p)
Theresa Klinkenberg mit ihrer Familie: Von der Idee bis zu dem Sieg war es ein langer Weg. © Tina Rösler Photography (p)

Offenbach - Die in Offenbach verortete Designerin Theresa Klinkenberg ist mit dem Handwerk-Gestaltungspreis 2018 im Bereich Mode und Accessoires ausgezeichnet worden. Nun möchte sie ihr Fashion-Label entwickeln und am liebsten im eigenen Atelier schneidern, sucht geeignete Räume. Von Harald H. Richter

„Mein Ziel ist es, uns Frauen durch individuelle, feminine und weltoffene Mode in unserer weiblichen Kraft und Schönheit zu bestärken“, begründet Theresa Klinkenberg, warum die Modeschöpferin aus Offenbach das Wagnis eingegangen ist, sich selbstständig zu machen. Mit ihrem Label „Theresa Andani“ erfüllt sich die 32-Jährige einen Traum und stellt bevorzugt Dirndl mit dem gewissen Etwas her. Bisher tat die junge Mutter das in den privaten vier Wänden und ist seit Kurzem in Räumen an der Bettinastraße 78 anzutreffen – dort aber nur für eine befristete Zeit.

Gern wäre die Powerfrau mit ihren Kreationen ihrer Kundschaft näher, an einer Ladenzeile etwa, in einem eigenen Atelier. Doch noch hat sie keine passende Wirkungsstätte gefunden, wo sich Stoffballen ausbreiten lassen, die Nähmaschine surrt und fertige Modelle – allesamt Unikate – bewundert werden können. Dafür versucht sie, der klangvollen Eigenmarke zu Popularität zu verhelfen. „Andani ist der Familienname meines aus Ghana stammenden Mannes und irgendwann auch mein eigener“, erklärt die selbstbewusste Frau aus dem bayerischen Pfaffenhofen, die schon in Kindheitstagen mit dem Handwerk des Dirndlschneiderns in Berührung kam. „Durch meine Großmutter, die Mitautorin eines Sachbuchs war, habe ich eine Menge über Mieder, Rock, Schürze, Bluse und Verschlüsse erfahren.“

Hintergründe und Herstellung alpenländischer Trachtenkleider waren Klinkenberg aber nicht genug, zumal das Dirndl oft als altbacken abgetan wird. Theresa Klinkenberg setzt solchen Vorurteilen ihren eigenen Chic entgegen. „Theresa Andani öffnet Augen und Herzen für die kulturelle Vielfalt unserer Erde“, argumentiert die junge Frau stilsicher und nennt ihre Modelle das Ergebnis eines transkulturellen Schaffensprozesses. Nirgendwo anders als in Offenbach, Stadt der gut 150 Nationalitäten, verwirklicht sie ihre Vorstellung von Dirndlmode, welche Anleihen nimmt an Traditionen des afrikanischen Kontinents.

Denn an bayerische Trachten erinnern Klinkenbergs Entwürfe nur durch ihren Schnitt. Farben und Designs der aus hochwertigen Materialien hergestellten Modelle orientieren sich eher an Einflüssen Westafrikas, wo sie im Winter mehrere Wochen verbracht hat. Gern würde sie ihre Kollektionen dort schneidern lassen. Erste Überlegungen in diese Richtung gibt es. Dabei spielen auch Kostengründe eine Rolle, denn ein Andani-Dirndl kostet in Maßanfertigung 800 bis 1000 Euro.

Ihrer erfolgreichen Gesellenprüfung 2009 schloss Klinkenberg einige Jahre an der staatlich anerkannten privaten Schule für Modedesign und Maßschneiderei „Fahmoda“ in Hannover an, arbeitete außerdem an Bühnen und Sets diverser Theater-, Opern- und Filmproduktionen – zuletzt in Frankfurt an Oper und Schauspielhaus. Im Wettbewerb um den 16. Hessischen Gestaltungspreis hat die junge Kreative in der Kategorie Mode und Accessoires mit einem außergewöhnlichen Dirndl als Gestaltungsobjekt die Jury überzeugt. „Ihre kulturell übergreifende Arbeit schaffte es, das klassische Dirndl in das 21. Jahrhundert zu transformieren“, heißt es in der Begründung.

Von der Idee bis zu diesem Erfolg war es ein langer Weg, auf dem Theresa Klingenberg praktische Unterstützung durch das Netzwerk „Gründerstadt Offenbach“ erfahren hat. Deshalb ist auch bei dessen Koordinatorin Elisabeth Neumann sowie bei Jochen Bloß von KIZ Sinnova (Gesellschaft für soziale Innovationen) die Freude groß. „In der Vorbereitungs- und Gründungsphase haben wir sie individuell beraten können, um ein tragfähiges Geschäftsmodell zu erarbeiten, Förderinstrumente heranzuziehen und manchen Stolperstein auf dem Weg zur Selbstständigkeit zu beseitigen“, erklärt Bloß.

Auch das Zusammenspiel mit dem städtischen Amt für Arbeitsförderung habe geklappt. „Das ist auch jetzt noch der Fall“, betont Amtsleiter Matthias Schulze-Böing. „Kreatives Design und pfiffige Produktideen bringen frischen Wind in den Markt. Das ist ein Trend, den wir fördern wollen.“

Ausstellung der ausgezeichneten Objekte: 13. bis 15. Juli, Historische Villa Metzler, Schaumainkai 17, 60594 Frankfurt/Main; Facebook: Theresa Andani, Instagram: theresa_andani

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