Offenbacher HfG: Für Standortsuche und Gestaltung war viel Geduld nötig

Die Hochschule für Gestaltung ist eine ur-offenbacherische Angelegenheit, sie gehört zur Stadt wie das Isenburger Schloss, der Lilli-Tempel oder die Musikalienhandlung André. 1832 wurde mit der Handwerkerschule ein Vorläufer eingerichtet, 1877 entstehen durch eine Zusammenlegung mit der Kunstgewerbeschule die Technischen Lehranstalten.
Offenbach - Die Stadt ist Hauptfinanzier der Lehranstalten, zu zwei Dritteln wird sie von der Stadt gefördert. Ein bedeutender Aufschwung erfolgt mit der Berufung Hugo Eberhardts zum Direktor, durch eine Stiftung Ludo Mayers gelang 1913 schließlich der repräsentative Bau am Schlossplatz.
Die Umbenennung wahrend des Nationalsozialismus zur „Meisterschule des Deutschen Handwerks“ kann den Bedeutungsverlust nicht kaschieren, 1945 wird aus ihr die städtische Werkkunstschule. Ihren heutigen Namen, Hochschule für Gestaltung, trägt sie seit September 1970: Damals wechselt die Trägerschaft von der Stadt zum Land, das die Werkschule umbenennt und aufwertet.
Erste Anfragen für einen Neubau statt des längst zu klein gewordenen und sanierungsbedürftigen Standorts am Schloss gibt es 2007 – Beginn einer schier unendlichen Geschichte um Standorte, Finanzierung und Architekturwettbewerb. Zunächst muss das Land von der Notwendigkeit überzeugt werden, dann geht es um den Standort: Ein Neubau im Hafengebiet, dessen Umgestaltung damals diskutiert wird, ist intern nicht unumstritten. So mancher Dozent erklärt öffentlich, lieber am vertrauten Ort einen Neubau samt Erweiterung zu bevorzugen.
Dass zunächst eine tragfähige Nachnutzung des alten Standorts als Bedingung gilt, verkompliziert die Angelegenheit weiter – erst nach Jahren wird beschlossen, die Zukunft des alten Standorts unabhängig vom neuen entscheiden zu wollen. Die verbindliche Festlegung auf einen Neubau am Hafen lässt lange auf sich warten, besonders der jetzige Ministerpräsident Boris Rhein bleibt während seiner Amtszeit als hessischer Wissenschaftsminister den Offenbachern in unrühmlicher Erinnerung: Während seines Wiesbadener Wirkens wird still um das Projekt. Es muss seitens der Stadt gar gedroht werden, die Hafengrundstücke anderweitig zu nutzen und zu verkaufen.
Den Umschwung bringt ein Wechsel im Amt: Die jetzige Wissenschaftsministerin Angela Dorn zeigt mehr Tatkraft und Entschlossenheit. Im April 2019 unterschreibt sie – umrahmt von Kunstperformances – auf dem Hafengelände öffentlichkeitswirksam ein Dokument: Für 13 Millionen Euro erwirbt das Land ein 1,5 Hektar großes Grundstück, um dort die neue Hochschule zu errichten. Vollmundig wird ein eigentlich für 2018 bereits angekündigter Architekturwettbewerb für das Jahresende ins Spiel gebracht. Dorn spricht davon, dass der Umzug ins neue Gebäude 2024 erfolgen soll.
In den folgenden Monaten heißt es dann immer wieder aus dem Ministerium oder der Hochschule, dass der Wettbewerb sich etwas verzögert, mal wegen der Corona-Pandemie, mal wegen Änderungen der Anforderungen. Im April 2022 endlich wird zur Teilnahme am „Realisierungswettbewerb Neubau der Hochschule für Gestaltung Offenbach“ aufgerufen, dessen Siegerentwürfe nun vorgestellt werden. (Von Frank Sommer)