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Offenbacher Jan Schuba berichtet von der Arbeit der Trauerredner

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Von: Frank Sommer

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Jan Schuba ist als Trauerredner in der Region aktiv.
Jan Schuba ist als Trauerredner in der Region aktiv. © Sommer

Die Bestattungs- und Trauerkultur unterliegt einem Wandel: Friedhöfe benötigen weniger Platz, da alternative Bestattungsformen immer öfter nachgefragt werden, Trauerfeiern werden individueller. Statt religiöser Trauerfeiern werden säkulare verstärkt gefragt, daher gibt es eine hohe Nachfrage nach Trauerrednern.

Offenbach – Der Schauspieler und Journalist Jan Schuba ist seit gut zwei Jahren ebenfalls als Trauerredner tätig. „Es ist schon länger her, als ich bei einer Vorstellung hinter der Bühne saß und in einem Magazin etwas über Trauerredner las – ,das wäre doch was für mich’, habe ich mir da gedacht“, sagt der 44-Jährige. Schuba absolvierte eine entsprechende Ausbildung und gestaltet seitdem die Abschiedsfeiern für Hinterbliebene.

Das Interesse an der Tätigkeit als Trauerredner kam für ihn zur richtigen Zeit, da durch die Corona-Pandemie viele Engagements als Schauspieler abgesagt wurden. Seine Theater-Ausbildung ebenso wie seine journalistische Erfahrung sind ihm von Nutzen bei seiner neuen Arbeit, wie er sagt. „Das soll nicht despektierlich gemeint sein, aber eine gewisse Verwandtschaft gibt es bei den Berufen: Als Schauspieler habe ich gelernt, mich in verschiedene Charaktere hineinzuversetzen, um ihnen gerecht zu werden“, sagt er. Eine Trauerfeier sei zudem als eine Inszenierung zu Ehren des Verstorbenen zu verstehen.

Die Reaktionen in seinem persönlichen Umfeld seien jedoch zunächst eher verhalten ausgefallen, als er von seiner neuen Tätigkeit berichtete. Weshalb er sich mit etwas so „Düsterem wie dem Tod“ befassen wolle, wurde er gefragt. „Mach’ doch lieber Hochzeiten“, hätten ihm Freunde geraten. „Mir wäre es lieber gewesen, ich wäre bestärkt worden in meinem Vorhaben“, sagt Schuba. Doch nach und nach sei das Verständnis gewachsen – die geäußerten Zweifel seien jedoch ein deutliches Zeichen, dass die Themen Tod und Trauer immer noch tabuisiert seien. „Dabei geht es um Respekt – Respekt gegenüber dem Verstorbenen.“

Mit Trauer umzugehen, sie durch einen würdevollen Abschied zu verarbeiten, sei eine wichtige Aufgabe, Berührungsängste habe er damit nie gehabt. „Der Tod gehört zum Leben dazu.“

Zu helfen, dass die letzten Wünsche eines Menschen, wie er von Familie und Freunden bei einer Trauerfeier verabschiedet werden möchte, umgesetzt werden, sei eine befriedigende Aufgabe. Häufig werde er von Bestattern angesprochen, die dann den Kontakt zu den Hinterbliebenen vermitteln. „Meist sind es mehrere Angehörige, mit denen ich mich abspreche: Ich sammle biografische Daten, Wesenszüge des Verstorbenen und natürlich Anekdoten“, erzählt Schuba. Normalerweise würde er sich mit den Hinterbliebenen bei diesen zuhause treffen, doch pandemiebedingt muss dies oftmals auch digital erfolgen. „Wenn ich am Ende das Gefühl habe, ich kenne den Menschen, dann weiß ich, dass ich über ihn eine Rede halten kann.“

Musikwünsche werden abgesprochen – da trifft es sich, dass Schuba während seiner Schauspielerausbildung auch seine Gesangsstimme hat ausbilden lassen. „Es geht darum, die Wünsche des Verstorbenen zu respektieren: So habe ich schon Trauerfeiern mit Musik von Rammstein oder den Böhsen Onkelz gemacht, aber auch mit ‘Für mich soll’s rote Rosen regnen’ von Hildegard Knef“, sagt er.

Trauerredner seien gefragt, leider gebe es bei den Ausbildern auch einige schwarze Schafe, die auf schnelles Geld aus seien. „Vermittelt werden muss immer der Respekt vor der Person des Verstorbenen, der Respekt für die Hinterbliebenen“, findet Schuba. Die Arbeit mit Trauer und Hinterbliebenen sei immer noch stigmatisiert, bedauert er. „Dabei verschafft es ein gutes Gefühl, etwas Gutes zu geben und für ein würdevolles Andenken zu sorgen.“ (Von Frank Sommer)

Infos im Internet: trauerredner-schuba.de

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