Offenbacher Kirchengemeinde mit Spenden für Ukraine förmlich überrollt

Spendenziel übererfüllt: Bereits am Montagabend waren die Räumlichkeiten der Gustav-Adolf-Gemeinde in Bürgel derart mit Hilfsgütern für die Ukraine gefüllt, dass die Gemeinde gestern ihre Spendenaktion stoppen musste. „Wir wurden regelrecht überrollt von der Welle der Hilfsbereitschaft“, sagt die evangelische Prodekanin Amina Bruch-Cincar.
Offenbach - Am Montag hatte sie zur ökumenischen Hilfsaktion für die Menschen in der Ukraine aufgerufen, Sachspenden sollten bis Ende der Woche im Bürgeler Gemeindehaus angenommen werden. So zumindest war es gedacht – doch schon nach wenigen Stunden konnte sich die Gemeinde nicht mehr vor Sachspenden retten. Am gestrigen Dienstag musste schließlich die Reißleine gezogen und die Aktion vorzeitig abgebrochen werden. „Jetzt müssen wir sehen, wie wir die Sachen nach Mainz zu den Maltesern schaffen, damit sie von dort in die Ukraine gebracht werden“, sagt Bruch-Cincar.
Im Minutentakt kamen am Dienstagmittag Bürger und brachten Waren. „Ich habe alles neu gekauft: Hier sind Bettwaren und Babynahrung“, sagt ein mit mehreren Taschen bepackter Mann im Garten des Gemeindehauses, hinter ihm eine Frau, die um Hilfe bittet, ihr Auto sei mit schweren Kisten voller Konserven gefüllt. „Man muss den Menschen in der Ukraine doch helfen“, sagt sie.
Am Tor des Gemeindehauses weist ein Schild darauf hin, dass Erwachsenenkleidung nicht mehr angenommen werden kann. „Das Lager der Gemeinde ist bis unter die Decke voll“, sagt Sam Roßo, Vorsitzende des Vereins „Offenbacher helfen“. Am Montag wollte sie selbst etwas spenden und sah schnell, dass die Gemeinde Hilfe benötigte – also nahm sie sich frei und kam mit Helfern am Dienstag, um bei der Annahme und dem Sortieren zu helfen. „Wir haben da ja noch Erfahrung von der Fluthilfe“, sagt sie.
Im Garten und Hof des Gemeindehauses mussten Zelte aufgeschlagen werden, um die Menge an Spenden unterbringen zu können. „Die Hilfsbereitschaft ist riesig“, sagt Roßo. Eine Spedition und ein Leihwagenunternehmen haben je einen Sprinter zur Verfügung gestellt, um die Waren nach Mainz weiter zu transportieren. Doch mit zwei Transportern ist es nicht getan, zu groß ist die Spendenfreudigkeit und daher stapeln sich Kartons und Taschen bei der Gemeinde – mehr, als die Wagen fassen.
„Es haben sich auch Leute bei uns gemeldet, die selbst mit einem Laster in die Ukraine fahren wollen“, sagt Bruch-Cincar, aber die bei der Gemeinde gespendeten Waren werden über den Mainzer Malteser-Hilfsdienst verteilt. „Wir danken allen für diese riesige Hilfsbereitschaft. Wenn die Not riesig ist, ist glücklicherweise auch die Hilfe riesig.“
Auch im Gemeindebüro steht seit Beginn der Aktion das Telefon nicht mehr still: Immer wieder fragen Bürger an, ob sie noch Sachen abgeben können und was benötigt wird.
Von Frank Sommer