Offenbacher Kult-Wirtin über Zukunft von „Rosis Bierpub“ – Nicht nur für OFC-Fans eine Institution

Rosi Neels ist eine Institution in Offenbach. Mit „Rosis Bierpub“ betreibt sie „Dat beste Pub, wo gibt“. Nicht nur für OFC-Fans.
Offenbach – Sie ist Gastgeberin, Zuhörerin, Helferin und natürlich glühende OFC-Anhängerin: Rosi Neels hat gestern ihren 80. Geburtstag gefeiert. Mit einer Festgesellschaft in der kleinen Kult-Kneipe schräg gegenüber dem Kickers-Stadion, in der Aschaffenburger Straße 118. Dort betreibt die Wirtin mit Leidenschaft seit 27 Jahren „Rosis Bierpub“. Nach einer Bewertung im Internet „Dat beste Pub, wo gibt“.
Ganz im Stil der altüberlieferten Kneipenkultur hat Rosi Neels im Laufe der Jahre den kleinen Gastraum eingerichtet. Hippe Deko oder ausgefeilte Menüs sind Fehlanzeige, dafür gibt’s ein ordentlich gezapftes Pils, einen schmackhaften Äppler, immer ein offenes Ohr und für die Hungrigen eine gute Rindswurst. Die Salzstangen so nebenbei gehen aufs Haus. Die Fußballfans, die Rosi Neels oft seit Jahrzehnten die Treue halten, wissen das zu schätzen. „Das sind meine guten und geliebten Gäste“, sagt die Wirtin. Ans Aufhören denkt die 80-Jährige, die den Betrieb noch immer komplett alleine schmeißt, folglich keineswegs. „Die 30 Jahre im Pub will ich auf jeden Fall vollmachen“, kündigt sie an.
Offenbacher Kult-Wirtin: Kneipchen wird zur Herzenssache
Bevor das geliebte Kneipchen zur Herzenssache wurde, hat Rosi Neels ein paar Schleifen gedreht. Die gelernte Buchbinderin ist in Marburg aufgewachsen, vor mehr als sechs Jahrzehnten verschlug es sie dann nach Frankfurt. Der Schritt nach Offenbach war zwar nicht vom Fußball, aber vom Sport geprägt. Als leidenschaftliche Sportkeglerin landete sie im ehemaligen Bieberer Bowlingcenter und führte dort zehn Jahre lang die Bar. Was sie selbst kaum noch glauben mag, ist ihre Begeisterung für die Eintracht in ihren frühen Frankfurter Zeiten. „Aber das ist wirklich schon lange her.“ Dass sie sich dem Offenbacher Fußball nicht nur sportlich, sondern seit Jahrzehnten vor allem auch menschlich verbunden fühlt, bezeugen die Erinnerungsstücke, die dem Pub seine Atmosphäre verleihen. Unzählige Fans, Sportler und Funktionäre hängen abgelichtet an den Wänden. Darunter Kickers-Legenden wie Otto Rehhagel, Waldemar Klein oder Rudi Völler. „Den Waldemar habe ich gut gekannt“, sinniert sie etwa. Und so galt sie auch als erste Frau, die dem Förderkreis des OFC beitrat und jahrelang den Verein sponserte.
Offenbacher Kult-Wirtin betreibt Bierpub seit 27 Jahren
Manche Geschichten, traurige, anrührende und lustige, hat Rosi in den 27 Jahren gehört. „Ich bin auch so eine Art Mutter für meine Gäste“, sagt die Wirtin der alten Schule. Ärger gab es dagegen in der kleinen Kneipe nur selten. „Wenn, dann ganz früher mal, aber sobald einer Krach anfängt, fliegt er raus.“ Was neben der Resolutheit der immer für den großen Auftritt geschminkten und zurechtgemachten Frau zu ihren grundlegenden Eigenschaften zählt, ist ein solides Durchhaltevermögen. Aus manchem Tal musste sich auch das Bierpub wieder hochkämpfen, die Corona-Zeit hat nun einiges verändert. Noch immer kann Rosi sich aber auf die treue Unterstützung ihrer Fans verlassen. Auch wenn sie nicht mehr jeden Tag, sondern derzeit nur öffnet, wenn die Kickers spielen, quillt das Pub regelrecht über und die Gäste stehen bis auf den Hof. „Und so werde ich sie auch sicher nicht im Stich lassen“, sagt die Wirtin.
Den 80. Geburtstag hat Rosi Neels gestern Nachmittag erst einmal mit Sohn und Tochter und der Enkelin gefeiert. Am Abend war dann ein kleiner Kreis von geladenen Gästen zusammengekommen. Aber sich selbst, die Kickers, das Leben allgemein und ihre Gäste feiert Rosi Neels auch weiterhin mit jedem Tag, an dem sie das Bierpub öffnet.
Erst kürzlich musste in Offenbach eine Kneipe nach langen Jahren schließen. Der Inhaber von „Zum Buchhügel“ schwelgt in Erinnerungen und erklärt den Grund. (Von Barbara Scholze)