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Offenbacher Lederwarenmesse: Mut zu Farben

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Von: Barbara Scholze

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Kräftige, leuchtende Farben sind Trumpf: Georg Picard vom bekannten Lederwarenunternehmen Picard aus Obertshausen mit der neuen Kollektion auf der ILM.
Kräftige, leuchtende Farben sind Trumpf: Georg Picard vom bekannten Lederwarenunternehmen Picard aus Obertshausen mit der neuen Kollektion auf der ILM. © Scholze

„Ausgehen und sich schick machen ist wieder im Trend.“ Was die Analystin für Mode und Design, Karolina Landowski, beim Eröffnungsgespräch der Internationalen Lederwarenmesse (ILM) feststellt, beweist sich an den Ständen der Hersteller, die zum traditionellen Treff mit weltweiter Bedeutung nach Offenbach gekommen sind. Und so bedeutet die neue Lust am „Raus“ nach der Coronapandemie etwa auch Lust an Farbe.

Offenbach - Im Mittelpunkt der Taschenmode für den kommenden Herbst/Winter stehen neben den dauerhaft trendigen Naturtönen vor allem Pink, Violett und die komplette Palette der Beerentöne. Dazwischen taucht ein kräftiges Royalblau auf, Gold, Silber, Pailletten, künstliches Fell und Samt gehen ebenso.

Dabei bedeutet der neue Chic nach Aussagen der Trendanalystin auch ein „Comeback der Classic“. Retro und Nostalgie sind im Trend, versehen mit einem gewissen Minimalismus. Taschen, Portemonnaies und Reisegepäck folgen einem „cleanen“, geraden Design. „Das Format muss aber immer zum Material passen und auch zum Anlass“, sagt Georg Picard, Geschäftsführer von Picard Lederwaren in Obertshausen. Auch hier, auf der gut besuchten Fläche, zeigt die Ausstellung Mut zur Farbe.

In der Diskussion um Nachhaltigkeit setzt Picard auch künftig auf den Naturstoff Leder. „Das ist mit das Nachhaltigste, was wir verwenden können“, betont er. Leder sei langlebig, könne repariert werden und werde mit dem Tragen immer schöner. „Letztendlich ist es ein Upcycling-Produkt, das Verwendung findet.“ So habe sich während der Pandemie mit gedrosselter Produktion gezeigt, dass viele Leder-Rohstoffe vernichtet werden mussten.

Aus der Region: Taschen von Abro.
Aus der Region: Taschen von Abro. © Scholze

Aktuell attestiert Picard der Branche noch ein wenig Nachholbedarf im Geschäftsbereich. „Die Bestellungen laufen aber gut, wir sind zufrieden“, berichtet er. Das bestätigt auch Gioia Jansen, Chefin von MyWalit, die auffallend auch bei Kleinlederwaren die Farben Türkis und Magenta neu präsentiert. „Die Händler bestellen vielleicht ein bisschen reduzierter, wir sehen aber einen positiven Aufschwung.“

Axel Augustin, Geschäftsführer des Handelsverbandes BTE, Textil, Schuhe und Lederwaren, warnt indes, auch wenn der Handel wieder steigende Zahlen verzeichne, so sei die Order in diesem Jahr schwierig. „Viele wissen angesichts von Krieg und Energiekrise nicht, wie es weitergeht und ordern auf Vorjahresniveau.“ Allerdings sei die Hoffnung, nachbestellen zu können, aufgrund problematischer Lieferketten manchmal trügerisch. „Wir sollten also einen gewissen Mut aufbringen“, appelliert er.

Gegen die durch Corona befeuerte Konzentration auf Online-Services wendet sich im Rahmen der Messegespräche Claudia Schulz vom Bundesverband der Schuh- und Lederwarenindustrie. „Die Messe hier bedeutet ein Komplettangebot an einem Ort“, sagt sie. Wer solche Besuche nicht mehr machen wolle, müsse auch damit rechnen, dass er seine Kunden nur noch online treffe.

Ebenso hebt Arnd Hinrich Kappe, Geschäftsführer der Messe Offenbach, den Mehrwert des persönlichen Treffens hervor. „Messen haben ihren Sinn nicht verloren, wir ziehen hier keinen Firlefanz durch, sondern stellen nach wie vor die Order in den Mittelpunkt.“ Unterstützung komme unter anderem durch Vorträge, „außerdem bieten wir die Möglichkeit zu Videos, die jeder Anbieter für die eigenen Kanäle nutzen kann.“

Dass die ILM in „ziemlich wilder Bewegung“ ist, wie der Messe-Chef feststellt, zeigt sich einmal mehr in der Vielfalt des Angebotes der internationalen großen und auch kleineren Marken. Da gibt es die Naturledervertreter, die Recycling-Spezialisten mit Produkten aus Plastik und Verpackung, die mit den besonderen Formen und die mit den fröhlichen Mustern. Fast knatschbunt kommen viele Koffer daher, den angepeilten Südseestrand kann der Reisende sich gleich aufgedruckt mit dem Gepäck mitnehmen. Rucksack und Bauchtaschen zum Umhängen bleiben auch in der nächsten Saison erhalten, die breiten Gurtbänder zur Individualisierung der Tasche ebenso.

Wer Kunden zudem über Lederwaren hinaus Ausstattungen bieten möchte, hat an den Messetagen die Gelegenheit dazu: Zum ersten Mal kooperiert die ILM mit der Konsumgütermesse Ambiente.

Von Barbara Scholze

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