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Offenbacher Pärchen soll Frauen zur Prostitution gezwungen haben

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Ein Pärchen aus Offenbach soll eine Frau zur Prostitution gezwungen.
Ein Pärchen aus Offenbach soll eine Frau zur Prostitution gezwungen (Symbolbild). © Sebastian Gollnow/dpa

Am Landgericht Darmstadt läuft der Prozess gegen ein Pärchen aus Offenbach an. Die große Frage: Wie sehr baute ihr Geschäftsmodell – Zuhälterei – auf Zwang?

Offenbach - Zwang oder freie Entscheidung? Dieser Frage geht die Erste Strafkammer des Landgerichts Darmstadt auf den Grund. Angeklagt ist ein Pärchen aus Offenbach, das von Januar 2018 bis Juli 2020 Frauen zur Prostitution gedrängt haben soll. Samir H. (42) wird der Zuhälterei, sexueller Nötigung und des Drogenbesitzes in insgesamt neun Fällen beschuldigt, seine Ex-Freundin Siham B. (36) zweimal der Beihilfe zur Zuhälterei.

Vier Frauen, die Jüngste erst 19 Jahre alt, sollen die Leidtragenden gewesen sein. Alle nehmen ihr Recht als Nebenklägerinnen wahr. Romy (Namen v.d. Redaktion geändert) soll in einem „FKK-Club“ im Taunus gearbeitet und sich aus Angst vor ihrem Zuhälter an B. gewandt haben, die dort ebenfalls anschaffte. Diese soll den Kontakt zu H. vermittelt haben, welcher Romy für 7.000 Euro „abkaufte“ und dafür 10 .000 Euro von ihr verlangte. Dieses Geld musste sie im Club in Sechs-Tage-Wochen mit 16-Stunden-Schichten abarbeiten. Bei Nichteinhaltung dieser Regelung soll H. ihr mit dem Tode gedroht haben, bei „Kündigung“ verlangte er 40.000 Euro „Abschlag“. Irgendwann flüchtete Romy zu ihrem Vater, der die Polizei verständigte.

Offenbach: Zuhälter machte große Gewinne: Von einem Vater ließ er sich 15.000 Euro zahlen

Ähnlich lief die Sache mit Chantal. Sie soll allerdings vorher eine Liebesbeziehung mit dem Angeklagten gehabt haben, in der sie irgendwann dem Druck H.s nachgab, sich zu prostituieren. B. soll sie im Club überwacht haben. Als Chantal sich weigerte, weiter für ihn zu arbeiten, soll H. sie vergewaltigt haben.

Manou lernte H. in einer Bar kennen. Aus Liebe zu ihm gab sie seinem Drängen nach und ging ebenfalls anschaffen – aber nicht im heimischen Umkreis, sondern in Krefeld, Berlin, Düsseldorf und in der Schweiz. Ihr Vater soll 15.000 Euro an H. bezahlt haben, um sie nach einem knappen Jahr zu befreien. Das vierte Opfer in der Anklageschrift ist Kira. Sie soll 2019 zweimal von H. unter Drohungen zum Telefonsex genötigt worden sein.

Funde von Dopingmitteln und drei Kilogramm Marihuana in B.s Wohnung komplettieren die umfangreichen Vorwürfe gegen den 42-Jährigen. Um mindestens 72.300 Euro soll sich H. durch die Zuhälterei bereichert haben.

Ex-Freundin des Zuhälters aus Offenbach sagt ebenfalls aus – Demnach sei alles viel harmloser gewesen

Er sitzt seit sieben Monaten in Untersuchungshaft, für B. wurde der Haftbefehl außer Vollzug gesetzt. Beide äußern sich gleich am ersten Verhandlungstag zu den Vorwürfen. Rechtsanwalt Stefan Bonn verliest für seinen Mandanten ein – wenn auch verharmlosendes – Geständnis: „Romy wollte unbedingt zu mir. Von dem Geld, das sie eingenommen hat, habe ich auch viele Dinge für sie bezahlt.“ Ja, einmal habe er sie auch geschlagen, weil er sauer gewesen sei, dass sie den Zuhälter habe wechseln wollen. Auch das mit Chantal träfe zu, aber die habe einige Tausend Euro selbst behalten. Der Sex mit ihr sei freiwillig gewesen. Die Drohungen an Kira habe er nie wahr gemacht. Die Dopingmittel habe er selbst konsumiert, das Marihuana habe er auf Bitten eines Dritten gebunkert, zitiert der Verteidiger.

B. dagegen redet selbst. Sie sei neun Jahre mit H. zusammen gewesen und würde jederzeit zu ihm zurückkehren. Natürlich hätten sie die Affären mit den anderen Frauen gestört. Sie selbst sei völlig freiwillig und auf eigene Rechnung der Prostitution nachgegangen: „Und ich würde es wieder tun. Ich habe dort gerne gearbeitet!“.

Was die geschädigten Frauen angeht, nimmt B. ihren Ex-Freund aus Offenbach in Schutz und betont, das diese freiwillig der Prostitution nachgegangen seien. „Ich hatte nie das Gefühl, dass Romy oder Chantal gezwungen wurden!“ (Silke Gelhausen)

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