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Offenbacher Pfarrerin Irmela Büttner im Porträt

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Von: Lena Jochum

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Pfarrerin Irmela Büttner vor ihrer Kirche: Seit fünf Jahren betreut sie die Gemeinde in Bieber, hat sich längst eingelebt. Für immer will sie aber nicht bleiben.
Pfarrerin Irmela Büttner vor ihrer Kirche: Seit fünf Jahren betreut sie die Gemeinde in Bieber, hat sich längst eingelebt. Für immer will sie aber nicht bleiben. © Jochum

Es ist Zuversicht, die aus beinahe jedem ihrer Worte spricht, aus ihrem Gesichtsausdruck, wenn sie von sich erzählt, ihrer Arbeit, vom Leben. Das Vertrauen darauf, dass alles schon irgendwie gut wird, das habe sie immer gehabt, erzählt Irmela Büttner. Es ist für sie der Grundpfeiler ihres Glaubens, sorgte dafür, dass er immer präsent war, nie abhandenkam und letztlich dafür, dass die 37-Jährige dort landete, wo sie heute ist. Als Pfarrerin in der Evangelischen Kirchengemeinde Bieber.

Offenbach – Seit fünf Jahren betreut Irmela Büttner die Gemeinde, lebt im Pfarrhaus, gleich neben der Kirche an der Aschaffenburger Straße, mit ihrem Mann. Nach ihrem Vikariat nahe Lüneburg und einem Sondervikariat im Bereich Medien in Frankfurt, bewarb sie sich bei der Hessisch-nassauischen Kirche für ihren dreijährigen Probedienst – und landete in Bieber. Der Probedienst ging vorüber, Irmela Büttner blieb, ist mittlerweile längst fest übernommen. Sie hat sich eingelebt, fühlt sich wohl. „Sonst wäre ich nicht schon fünf Jahre hier“, sagt sie.

Allzu lange blieb Irmela Büttner in ihrem bisherigen Leben nie an einem Ort. Aufgewachsen ist sie im Norden, in Jever und Övelgönne und Stadthagen, war zwischenzeitlich für ein Jahr in den USA. Zum Studium zog es sie erst nach Leipzig, dann nach Heidelberg. Nun also Bieber, eine Station, die für die Pfarrerin immer einen besonderen Stellenwert haben wird, schließlich ist es die erste Gemeinde, die sie betreut. Dabei stand für Irmela Büttner lange Zeit überhaupt nicht fest, dass es sie tatsächlich eines Tages in den Gemeindedienst verschlagen würde. Dass ihr Glaube immer einen besondere Rolle spielen würde, das allerdings schon. Durch ihren Vater, der ebenfalls Pfarrer war, lernte sie früh die Vorzüge des Gemeindelebens kennen. „Diese Erfahrung hat mich nicht losgelassen.“

Später war Irmela Büttner in der evangelischen Jugend aktiv. „Dort hatten wir eine Gemeindepädagogin, die ich sehr gemocht habe“, erinnert sich die Pfarrerin. „Das war abgesehen von meinem Vater, die erste Person in der Kirche, die mich sehr inspiriert hat.

Irgendwann war dann also klar: Nach dem Abitur folgt das Theologie-Studium. „In erster Linie hatte ich Interesse an dem Fach.“ Um ihrer zweiten Leidenschaft, dem Theater gerecht zu werden, schrieb sie sich zunächst auch für das Fach Theaterwissenschaften ein. Denn schon in der Schule stand sie regelmäßig auf der Bühne, überlegte darum, ob dort auch ihre berufliche Zukunft liegen könnte. Doch nach einem Praktikum am Theater stand fest: „Ich fühlte mich in der Kirche einfach wohler.“ Trotzdem habe sie lange Zeit selbst nicht geglaubt, dass sie den Beruf der Pfarrerin ergreifen würde. „Ich hatte großen Respekt vor den Menschen, die im Gemeindedienst waren, wusste aber nicht, ob ich das kann.“

Sie kann. Weil sie die Zuversicht, das Vertrauen, die der Glaube ihr selbst gibt, an weitergeben möchte. „Ich selbst wüsste nicht, wo ich heute ohne meinen Glauben wäre“, sagt Irmela Büttner. Lange sei sie ein Mädchen gewesen, das sehr an sich gezweifelt habe. „Da hat mir zum einen das Theater spielen geholfen, aber vor allem diese feste Grundlage in meinem Leben von Anfang an gehabt zu haben.“

Zweifel, Sorgen, die gibt es zwar auch im Leben der Pfarrerin dann und wann noch immer. „Auch wenn ich gerade überhaupt nicht weiß, wohin, ist da trotzdem die Zuversicht, dass es einen Weg für mich gibt, dass ich irgendwann weiß, was der nächste Schritt ist.“ Das ist für sie Glaube.

Dass diese tiefe Verbundenheit zur Kirche, die ihr eigenes Leben prägt, heute immer mehr zur Seltenheit wird, das weiß Irmela Büttner. Dennoch geht sie nicht davon aus, dass die zunehmenden Kirchenaustritte, die auch die evangelische Kirche belasten, zwangsläufig mit nicht vorhandenem Glauben zu tun haben. Zum einen sei es eben so, dass den Menschen heute, anders als früher, eben oft die Zeit fehle, sich ausgiebig der Kirche zu widmen. Zum anderen sei es wohl eine Art Unzufriedenheit. „ Ich trete ja auch aus einem Verein aus, wenn ich mich dort nicht wohlfühle.“ Sie hofft, dass es gelingt, die Gläubigen durch andere, neue Angebote, die leichter zugänglich sind, künftig wieder besser anzusprechen.

Dass sie sich mit ihrer Kirchengemeinde in Bieber glücklich schätzen kann, dessen ist sich Irmela Büttner bewusst. Damit aber dort kein Stillstand einkehrt, steht für die Pfarrerin fest, dass es sie irgendwann weiterziehen wird. „Es ist für die Gemeinden auch ganz wichtig, dass es immer wieder einen Wechsel gibt“, findet sie. Noch aber habe sie in Bieber einiges vor.

Zwischen der fordernden Gemeindearbeit und den Gedanken über die Zukunft der Kirche ist Irmela Büttner dann aber auch einfach nur eine 37-Jährige, die das Leben und ihre Freizeit genießt. „Der Ausgleich ist ganz wichtig“, sagt sie und erzählt von Urlauben mit ihrem Mann, von ihrer Leidenschaft fürs Singen und Fotografieren, von langen Spieleabenden mit Freunden im Pfarrhaus. Nur eines, das sei mittlerweile, anders als etwa im Studium, eben Pflicht. Irmela Büttner schmunzelt. „Sonntagmorgens muss ich fit sein.“ (Von Lena Jochum)

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