Offenbacher Schachtalent: Europameister mit Internet-Vorbild

Dominik Laux aus Offenbach spielt seit zehn Jahren Schach. In der Blitz-Variante ist er EM-Sieger seiner Altersklasse. Geprägt hat ihn ein Schach-Star.
Offenbach – Nach fast sechs Stunden Spiel, das mal in die eine, mal die andere Richtung wogt, muss sich Dominik Laux geschlagen geben. Gegen den Internationalen Meister vom Hamburger Schachklub. Trotzdem: Beim Sparkassen Open in Heusenstamm Martinsee mit fast 200 Spielern landet Laux in den Top 10, sticht auch höher gesetzte Konkurrenten aus.
Offenbach: In der Schachwelt arbeitet sich Laux nach oben
Mal wieder. Denn in der Schachwelt arbeitet sich Laux (16), Mitglied beim VSG Offenbach, seit Jahren kontinuierlich nach oben. Im Sommer erspielt er sich bei der Deutschen U16-Meisterschaft den zweiten Platz, darf sich seitdem Fide Meister nennen – eine lebenslange Auszeichnung des Weltverbandes. Und letzten Dezember landet er den größten Coup seiner jungen Karriere: Im serbischen Novi Sad krönt sich Laux zum Blitzschach-Europameister seiner Altersklasse. Für den SV Hofheim tritt er mittlerweile in der 2. Bundesliga an.
Wie er all das bewerkstelligt? „Mit sehr viel Arbeit“, sagt er. „Ich spiele seit über zehn Jahren Schach und habe immer mehr Aufwand reingesteckt.“ Der aktuelle Wochenplan des Offenbacher Leibnizschülers: Drei Stunden Einzeltraining mit seinem Hofheimer Coach David Lobzhanidze, vier Stunden Üben mit dem Team, zwei Stunden Selbststudium. Und abends noch ein paar Runden Online-Schach dazu.
Offenbacher Schachtalent: „Nakamura hat mich geprägt“
Das Internet hat sich zu seinem zweiten Trumpf entwickelt: Wäre Dominik Laux nicht 2006, sondern 1996 auf die Welt gekommen, hätte er wohl nie die Blitzschach-EM gewonnen. Das schnelle Spiel schmackhaft gemacht hat ihm nämlich erst das Netz. „Lange habe ich den Modus gar nicht gemocht“, sagt er. Zu Beginn der Pandemie schaut Laux immer mehr Schachvideos auf der Streaming-Plattform Twitch.
Vor allem der amerikanische Weltklasse-Spieler Hikaru Nakamura, Betreiber eines Kanals mit fast eineinhalb Millionen Abonnenten, beeindruckt ihn. Stundenlang kommentiert der Blitz-Partien und steckt Laux mit seiner Leidenschaft an. „Nakamura hat mich geprägt“, sagt er über sein Vorbild.
Durch den Anschluss an die Online-Schach-Gemeinschaft bleibt er auch auf dem Laufenden, was die Gerüchteküche angeht. Von Betrugsvorwürfen gegen den 19-jährigen Amerikaner Hans Niemann, der den Weltmeister Magnus Carlsen wegen Verleumdung auf Schadenersatz in Höhe von 100 Millionen Euro verklagt hat, wusste er, bevor es die Medien thematisierten.
Offenbacher Schachspieler: Erst Abi, dann Schachjahr
„Es ist nicht bekannt, ob er tatsächlich ein Betrüger ist“, sagt Laux. „Ich fände es aber krass, wenn es auf so einem hohen Niveau möglich wäre.“ Bei Jugend-Weltmeisterschaften musste er selbst schon durch den Metalldetektor. Eine Theorie, wie Niemann betrogen haben könnte? „Alleine geht das nicht. Ein Handy auf dem Klo verstecken ist nicht mehr drin. Es muss jemand geben, der ihm Signale gesendet hat.“
Der ganz große Schach-Zirkus liegt aber noch ein wenig in der Ferne für Laux. Erst mal steht 2023 das Abi an, etwas früher, weil er eine Klasse übersprungen hat. „Mein Ziel bleibt, so viel wie möglich in mein Spiel zu investieren.“ Dafür plant er ein Jahr Pause nach der Schule ein. „Gerade bin ich am Überlegen, wie ich das finanziere.“ Zumindest etwas unabhängiger von den Eltern möchte er werden. „Dann werde ich an meiner Spielstärke arbeiten. Ich will wissen, was geht.“ (Julius Fastnacht)
Auch der Fechtclub Offenbach feierte zuletzt einen Mehrfach-Erfolg.