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Nur Spenden können es noch retten: Offenbacher Kaufhaus droht Schließung

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Von: Frank Sommer

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Das Offenbacher Sozialkaufhaus der Caritas verzeichnet ein Defizit von 186.000 Euro: Wenn sich daran nichts ändert, muss die Einrichtung schließen.

Offenbach – Das Sozialkaufhaus Luise 34 der Caritas ist seit Jahren Anlaufstelle für Menschen mit schmalem Geldbeutel: Wer günstig Möbel oder Haushaltswaren benötigt, wird hier fündig. Auf 1 400 Quadratmetern gibt es Betten, Küchen, Lampen, Geschirr, kurz: alles, was eine Wohnung als Einrichtung benötigt. „Unsere Kunden kommen aus Stadt und Kreis Offenbach, Frankfurt, Hanau und Main-Kinzig“, sagt Judith Dethlefsen-Wehr, Leiterin von Luise 34.

Doch die Einrichtung ist in ihrer Existenz bedroht: Grund ist ein Defizit von rund 186 000 Euro. „Wenn wir von dem Defizit nicht herunter kommen, werden wir den Laden im kommenden Jahr schließen müssen“, befürchtet Anette Bacher, Bereichsleiterin von Carijob.

Ihr Sozialkaufhaus ist Anlaufstelle für viele Menschen: Judith Dethlefsen-Wehr und Anette Bacher.
Ihr Sozialkaufhaus ist Anlaufstelle für viele Menschen: Judith Dethlefsen-Wehr und Anette Bacher. © Sommer

Für dieses Jahr ist das Sozialkaufhaus noch sicher, der Mietvertrag über das Geschäft in der Luisenstraße wurde bis Mai 2024 verlängert. Doch wenn bis Jahresende die finanzielle Schieflage nicht behoben ist, ist das Ende der Einrichtung absehbar.

Es ist nicht das erste Mal, dass Luise 34 tief im Minus ist: Bereits 2011 wurde ein Defizit von fast einer Viertelmillion Euro angehäuft. Durch Spenden und Zahlungen aus Kirchchensteuergeld konnte damals das Sozialkaufhaus erhalten werden. „ sagt Bacher.

Als Caritas schauen wir natürlich, was wir dazu geben können, aber ohne externe Hilfe wird es nicht funktionieren

--Anette Bacher, Bereichsleiterin von Carijob --

Die Finanzproblematik liegt in der Struktur der Einrichtung begründet, da diese sich vor allem aus den Pauschalen zur Beschäftigung von Arbeitsgelegenheiten (Ein-Euro-Jobs) finanziert. Im Jahr 2015 gab es noch 32 Ein-Euro-Jobber in der Luise 34, aktuell sind es lediglich 13 – ein massiver Einnahmeausfall ist die Folge. „Dazu kommen gestiegene Energie- und Spritpreise und wir mussten unser hauptamtliches Personal um vier Stellen aufstocken“, berichtet Bacher.

Auf die Sozialarbeit ließe sich nicht verzichten, betont Dethlefsen-Wehr. Zudem brauche es die fachliche Anleitung für die Lkw-Fahrer, das Lager und den Umgang mit Kunden. „Die Leute, die zu uns kommen und hier arbeiten, sind Langzeitarbeitslose, die wir anlernen müssen“, sagt Bacher.

Die Schließung wäre eine Katastrophe, denn in Offenbach und Umgebung gebe es viele Menschen, die auf das Sozialkaufhaus angewiesen sind. „In den letzten Jahren sind Flüchtlinge aus der Ukraine noch hinzugekommen, dazu Rentner und Studenten“, sagt sie.

Offenbach: Helfen können dem Sozialkaufhaus der Caritas nur noch spenden

Helfen könnten im Grunde nur Spenden. „Ich hatte schon einen Antrag bei einer Stiftung, die auf Sozialkaufhäuser spezialisiert ist gestellt, doch schon beim Schreiben erhielt ich die Nachricht, dass der Topf ausgeschöpft ist und keine Anträge mehr angenommen werden“, sagt Bacher.

Die Caritas sei der hiesigen Dr.-Marschner-Stiftung schon dankbar, dass diese seit zwei Jahren die Straßenambulanz unterstützt. Außer auf Spenden hofft man bei der Caritas, dass der Luise 34 wieder mehr Ein-Euro-Jobber von der Mainarbeit zugeteilt werden, damit die Fallpauschalen steigen.

Sozialkaufhaus der Caritas in Offenbach, wurde bereits umstrukturiert

Das Kaufhaus selbst wurde bereits umstrukturiert: Um Überstunden abzubauen, wurden die Öffnungszeiten angepasst, außerdem trennte man sich im vergangenen Jahr von der Kleidersparte. „Mit dem DRK-Laden und dem Angebot der Diakonie gibt es in Offenbach genug Möglichkeiten, günstig Kleidung zu bekommen – wir konzentrieren uns weiter auf Möbel und Haushaltswaren“, erläutert Judith Dethlefsen-Wehr. Auch Sachspenden sind gern gesehen: Besonders Küchen und Schlafsofas seien gefragt.

Das Sozialkaufhaus in der Luisenstraße 34-36 ist montags bis freitags von 9 bis 17b Uhr und samstags von 10 bis 14 Uhr geöffnet. Am letzten Samstag im Monat bleibt das Kaufhaus geschlossen. Spenden werden mit dem Verwendungszweck „Luise 34“ für Carijob gGmbH bei der Sparkasse Offenbach unter IBAN: DE26 5055 0020 0000 0826 19 entgegengenommen. Infos unter carijob.de.

(Frank Sommer)

In Offenbach stoppt die Caritas den Bau eines Seniorenzentrums. Die Investition sei unter den aktuellen Umständen „schlichtweg nicht sinnvoll“.

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