Offenbacher Stadtverordnete beschließen Teilsanierung der maroden Trauerhalle

Etwas über 100 Minuten Debatte mit 16 Redebeiträgen: Wie erwartet, hat der Antrag der Ampel-Koalition, die marode Trauerhalle auf dem Neuen Friedhof aus Kostengründen nicht neu zu bauen, sondern lediglich teil zu sanieren, zu einer heftigen Diskussion in der Stadtverordnetenversammlung geführt.
Offenbach - Im Dezember 2020 hatte sich eine Mehrheit der Stadtverordneten für den Teilabriss und Neubau der Trauerhalle ausgesprochen. Nachdem sich, wie bei sämtlichen Bauprojekten der Stadt, auch hier die Baukosten von sechs Millionen auf zehn Millionen Euro erhöht hatten, stoppte Kämmerer Martin Wilhelm (SPD) als zuständiger Dezernent die Planung für den Abriss und ließ eine neue Kostenaufstellung machen (wir berichteten). Zur Abstimmung wurde nun eine abgespeckte Sanierungsvariante vorgestellt – die sogenannte „Instandsetzungsvariante“ wird mit 8,5 Millionen Euro angegeben, welche der Eigenbetrieb ohne Zuschüsse aus dem städtischen Haushalt stemmen könne.
Zahlen spielten in so manchem Redebeitrag jedoch eine eher untergeordnete Rolle, obwohl Dominik Schwagereit (FDP) gleich zu Beginn um Sachlichkeit bei der Debatte bat: Statt um Glaubensfragen nach Fenster-Anhänger (gemeint ist die Kunstverglasung) oder Neubau ginge es um Pragmatik. „Die alte Halle ist weder ein UNESCO-Weltkulturerbe, noch hätte der Neubau einen Architekturpreis gewonnen“, mahnte er. „Wir hätten uns auch lieber einen Neubau gewünscht, aber der ist nun nicht bezahlbar“, sagte Schwagereit.
Sachlich blieb es in der langen Diskussion jedoch nicht, Sabine Leithäuser (Grüne) berichtete etwa in ihrem Redebeitrag davon, dass man in der alten Halle „ins Licht hinübergehen könne“ und bezeichnete die Trauerhalle als „Schatz“. Auch CDU-Chef Roland Walter tat seiner Kritik an der Teilsanierung keinen Gefallen, indem er auf seine früheren Vorhersagen auf Kostensteigerungen bei anderen Projekten verwies. Eine „Pfuschlösung“ sei die Teilsanierung, da die energetischen Probleme der alten Halle ebenso ungelöst blieben wie die baulich bedingte problematische Arbeitssituation für die Angestellten.
Grünen-Chefin Sybille Schumann brachte es auf den Punkt: Die jetzige Teilsanierung sei weniger, als was vor zwei Jahren zur Diskussion stand. Damals habe es die Wahl zwischen Komplettsanierung oder Neubau gegeben, nun sei von einer Komplettsanierung nicht mehr die Rede, nur von einer teilweisen. „Dass die Baukosten noch steigen, kann uns auch jetzt noch treffen“, betonte Schumann.
Statt über Gefühlsduselei sollte besser über Arbeitsschutz und Kosten gesprochen werden, mahnte Markus Philippi von den Linken: Die Sicherheit für die Beschäftigten müsse dringend verbessert werden, doch genau das werde mit einer Sanierung der bestehenden Halle nicht geschehen. Ungelöst bleibe nach wie vor, dass kontaminiertes Abwasser im Boden versickere. „Wir werden in einigen Jahren den drei- bis vierfachen Betrag ausgeben müssen, da von den Problemen nichts gelöst wird“, sagte Philippi.
Die Ampel-Koalition beschloss die Teilsanierung mit ihrer Mehrheit, die Opposition stimmte geschlossen dagegen. Baustart der Sanierung wird frühestens Frühjahr 2024 sein.
Unschöne Notiz am Rande: Eine junge Besucherin rief während eines Beitrags von Hans-Joachim Münd von der AfD-Fraktion „Halt die Fresse“ von den Besucherrängen aus. Da der Zwischenruf aber nicht von Stadtverordnetenvorsteher Stephan Färber gehört wurde, blieb eine entsprechende Rüge aus.
Von Frank Sommer