„Das sind alles Krücken“: Technoclubs „Robert Johnson“ und „MTW“ bleiben dicht

Keine Musik, keine Gäste: Das „Robert Johnson“ und das „MTW“ werden trotz beschlossener Lockerungen vorerst weiterhin zu bleiben.
Offenbach – Loslassen, tanzen, in eine andere Welt abtauchen; für einen Abend, eine Nacht. Für viele ist es genau das, was sie suchen, wenn es sie in Diskotheken zieht. Die Musik, die Atmosphäre. Doch seit Beginn der Corona-Pandemie, es sind nun gut anderthalb Jahre, steht die Clubszene weitgehend still. Zwar dürfen Tanzlokale schon seit einiger Zeit wieder ihre Außenbereiche öffnen und innen zumindest den Gastronomiebetrieb – ohne Tanz – aufrechterhalten.
Von Normalität also bislang keine Spur. Seit gestern dürfen nun Clubs und Diskotheken in Hessen laut Beschluss des Corona-Kabinetts ihre Innenräume öffnen. Voraussetzung sind aber weiterhin allerlei Einschränkungen: Neben Geimpften und Genesenen erhält nur Eintritt, wer einen negativen PCR-Test vorweisen kann, ein Schnelltest reicht nicht aus. Zudem darf pro Quadratmeter Fläche nur eine Person eingelassen werden, und es gilt Maskenpflicht.
Offenbacher Technoclubs: Clubbetreiber sind von den Lockerungen wenig angetan
Viele Clubbetreiber sind von den Lockerungen wenig angetan. So auch Klaus Unkelbach, Geschäftsführer der R+M GmbH, die die beiden Offenbacher Technoclubs „Robert Johnson“ und „MTW“ am Nordring betreibt. „Das ist eine rein theoretische Vorgabe und für uns so nicht umsetzbar“, sagt er. Beide Läden sind seit März vergangenen Jahres dicht. Komplett. Keine Musik, kein Tanzen, auch kein Barbetrieb. Und so wird es vorerst auch bleiben, trotz der nun möglichen Öffnung. Klaus Unkelbach rechnet vor: Entsprechend der nun geltenden Regeln ist eine Auslastung von lediglich 20 Prozent möglich. Im Robert Johnson wären demnach 30, im MTW 50 Gäste zulässig. „Und wie sollen wir bei 20 Prozent der Einnahmen nahezu 100 Prozent der Kosten stemmen?“
Er müsse geschlossen lassen, weil er sonst ganz übel ins Minus gerate, sagt er. „Sobald man öffnet, laufen die Fixkosten.“ Etwa für Personal, Zahlungen für Musikrechte an die GEMA und Energiekosten. Die Miete für die Räume auf dem Vereinsgelände der SG Wiking fallen zwar auch an, wenn die Clubs geschlossen bleiben. „Zum einen gewährt uns der Verein aber gute Konditionen, sodass wir überleben können, zum anderen ist das ein klassicher Posten, der von der Überbrückungshilfe gedeckt wird“, erläutert Unkelbach. Mit der Öffnung würde aber auch diese Unterstützung wegfallen. Ohnehin mussten bis auf zwei Festangestellte, die nach wie vor in Kurzarbeit sind, alle anderen Mitarbeiter, rund 80 Minijobber, entlassen werden.
Offenbacher Technoclubs: 3-G-Regeln zu kontrollieren fast unmöglich
Abgesehen von den wenig rentablen Rahmenbedingungen, kann sich der Clubbetreiber kaum vorstellen, wie es möglich sein soll, zuverlässig Abstands-, Masken- und 3-G-Regeln zu kontrollieren. Und das sei ihm wichtig, um niemanden zu gefährden. „Für die paar Leute bräuchten wir dann noch extra Security, die ständig ein Auge auf alle hat.“ Es werde wohl kaum so aussehen, dass dann tatsächlich jeder Gast permanent alleine auf fünf Quadratmetern tanzt. Ein anderes Problem, das Klaus Unkelbach bei einer Öffnung unter Berücksichtigung der neuen Regeln hätte: „Da spielt kein DJ vor so wenigen Leute.“ Das habe sich in Gesprächen bereits herauskristallisiert.
Die vom Corona-Kabinett beschlossenen Lockerungen sind demnach für den Betreiber von Robert Johnson und MTW wenig zufriedenstellend. Gewünscht hätte sich Klaus Unkelbach eine Verordnung, die den Zutritt ausschließlich für Geimpfte und Genesene erlaubt, ohne sonstige Einschränkungen. Alle anderen Regelungen hält er für wenig sinnvoll. „Das sind alles Krücken“, findet Unkelbach. Wegen all der Einschränkungen habe man in Robert Johnson und MTW auch darauf verzichtet, den Außenbereich zu öffnen oder die Clubs als Bars zu betreiben. „Wir sind Clubs. Warum sollen wir Bar spielen, etwas, was wir gar nicht sind?“ Robert Johnson und MTW stünden für eine alternative Welt, das gehe nicht mit Masken, nicht mit Abstand. „Dann, wenn man so feiern darf, wie gewohnt, dann öffnen wir“, sagt der Clubbetreiber. (Von Lena Jochum)