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Offenbacher Tierheim: Aggressive Besucher und Probleme durch illegalen Welpenhandel

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Von: Frank Sommer

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Old English Bulldogge Keks kann dank seines Rollis nun wieder herumflitzen.
Old English Bulldogge Keks kann dank seines Rollis nun wieder herumflitzen. © P

Das Tierheim Offenbach ist ausgelastet, die Tierarztkosten steigen - nicht zuletzt wegen zahlreicher kranker Tiere aus illegalem Handel. Und auch in die Sicherheit musste investiert werden.

Offenbach - Keks kann wieder herumtollen: Die knapp zweijährige englische Bulldogge kam vor einem halben Jahr mit einem verletzten Bein im Tierheim an. Das Bein war nicht zu retten, doch nun konnte mit einem Hunde-Rolli eine gute Lösung gefunden werden, sagt Jennifer Hankel, zweite Vorsitzende des Offenbacher Tierschutzvereins.

Doch längst nicht alle Fälle, mit denen es das Tierheim im vergangenen Jahr zu tun hatte, haben ein gutes Ende genommen: Bei der jüngst abgehaltenen Hauptversammlung des Vereins waren vor allem die Folgen der Corona-Pandemie Thema. „Gerade zu Beginn der Pandemie wurden viele Tiere unüberlegt angeschafft – und die landen nun in den Tierheimen“, sagt Hankel. Entweder durch Abgabe oder durch Beschlagnahmung durchs Veterinäramt. Und gerade letztere Fälle bereiten große Probleme: Im vergangenen Jahr wurden die Tierheim-Mitarbeiter öfters von Menschen beschimpft oder bedroht, die die Tiere zurückforderten.

In Erinnerung blieb den Mitarbeitern vor allem der Fall einer Frau, die mit einem Schubkarren ein Fenster demolierte, um so in das Tierheim einzudringen. „In dieser Nacht gab es dann noch einen Einbruchsversuch“, erinnert sich Hankel. Der Verein reagierte darauf, indem er seine Schutzmaßnahmen ausweitete: Das Gelände wird nun von deutlich mehr Kameras überwacht, die Schließanlagen sind verstärkt. „Wir haben auch für einige Nächte einen Sicherheitsdienst engagieren müssen, nachdem es zu besonders heftigen Bedrohungen kam“, sagt sie. In den vergangenen zwei Jahren sei die Hemmschwelle, sich gegenüber den Mitarbeitern aggressiv zu gebärden, deutlich gesunken. „Dabei verwahren wir die Tiere nur, das Veterinäramt ist für die Beschlagnahmung zuständig.“

Tierheim Offenbach: Illegaler Handel mit Welpen nimmt während Corona-Pandemie zu

Ein Problem ist auch, dass der illegale Handel mit Tieren – vor allem Welpen – während der Pandemie gestiegen ist: Da diese oft aus Qualzuchten stammen, verhaltensauffällig oder von Krankheiten betroffen sind, landen sie rasch im Tierheim. „Nicht alle können wir retten: zwei Hundewelpen wurden tot gefunden“, sagt Hankel. Eindringlich rät sie davon ab, etwa Hunde oder Katzen bei Internetplattformen oder bei sogenannten Kofferraumgeschäften zu kaufen. „Leider ist nur der gewerbliche Handel mit Tieren im Internet verboten, nicht der private.“ Seriöse Händler hätten Kontaktadressen, zeigten die Haltungsbedingen und ließen die Tiere impfen.

Ein Problem ist nämlich, dass diese oder illegal aus dem Ausland eingeführte Tiere oft nicht geimpft sind und etwa Tollwut einschleppen können. „Dass Tiere illegal eingeführt werden und anschließend beschlagnahmt werden müssen, hat ebenfalls zugenommen während der Pandemie“, sagt Hankel. Da illegal eingeführte Hunde oder Katzen oftmals krank sind oder mehrere Allergien haben, steigen die Kosten, die das Tierheim für die Behandlung beim Tierarzt zahlen muss. „Wir zahlen momentan gut 9 000 Euro pro Monat für den Tierarzt“, sagt sie. Gleichzeitig müssen mehr Tiere versorgt werden, demnach steigen auch die Ausgaben für Futter.

Spendenmöglichkeiten

Der Tierschutzverein Offenbach wurde 1898 gegründet und zählt heute rund 800 Mitglieder . Der Verein ist Träger des Tierheims am Buchhügel nahe des Wetterparks. Spenden für das Tierheim können bei der Frankfurter Volksbank unter IBAN: DE68 5019 0000 0006 4115 76 getätigt werden. Außerdem gibt es die Möglichkeit, Patenschaften für Tiere zu übernehmen. Eine Mitgliedschaft im Verein kostet 30 Euro pro Jahr, für Kinder und Jugendliche 20 Euro. Weitere Informationen gibt es unter tierschutzvereinoffenbach.de

„Wir sind für jede Spende dankbar, um so unsere Tiere versorgen zu können“, sagt die Vize-Vorsitzende. Denn auch die Investitionen in die Sicherheit haben das Konto des Tierschutzvereins deutlich belastet.

Offenbacher Tierheim: Tiere müssen teils an andere Heime abgegeben werden

Dass immer öfter trächtige Tiere abgegeben werden, sei ebenfalls problematisch. „Was Kleintiere anbelangt, sind wir gerade am Limit, da müssen wir Tiere teils an andere Heime abgeben aus Platzmangel“, sagt Hankel, „wenn die Tiere auch noch trächtig sind, verzögert sich die Vermittlung dann noch – und es entstehen noch mehr Futterkosten.“

Der Ukraine-Krieg hat derzeit keine Auswirkungen auf das hiesige Tierheim: Die von Flüchtlingen mitgebrachten Haustiere könnten auch in der Offenbacher Einrichtung nicht untergebracht werden, da diese über keine dafür ausgelegte Tollwut-Quarantäneeinrichtung verfügt. „Ich weiß aber, dass in Gelnhausen und dem Odenwald schon Tiere aus der Ukraine in Quarantäne aufgenommen wurden“, sagt sie. (Frank Sommer)

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