Offenbacher Volkshochschule: Pöstchenverlust befürchtet

Was für die einen eine logische Weiterentwicklung darstellt, wird von den anderen als Angriff auf die Gewerkschaften interpretiert: Die seit zwei Jahren geplante Satzungsänderung der Volkshochschule (VHS) sorgt für Wirbel unter den Fraktionen. Der eigentlich für vergangene Woche angesetzte Beschluss zur Änderung musste verschoben werden, die SPD sieht noch Beratungsbedarf.
Offenbach - Im Grunde geht es um eine kleine Änderung: Aus dem bisherigen Beirat der VHS soll ein Fachgremium, eine Kommission, werden, die die VHS insbesondere in Sachen Kooperationspartner berät. Dafür soll auch die Zusammensetzung des Beirats geändert werden: Während ein Vertreter des Kinder- und Jugendparlaments, des Seniorenrats oder des Staatlichen Schulamtes neu hinzukommen würde, entfielen die Sitze der Hochschule für Gestaltung, des Beamtenbundes oder der Gewerkschaften Verdi und Erziehung und Wissenschaft.
Gerade der Wegfall der beiden letztgenannten Vertreter sorgt bei der Linksfraktion für Ärger, man wolle die Gewerkschaften schwächen, mutmaßte diese. Aber auch die SPD tut sich merklich schwer damit und will sich noch beraten.
Bereits im November 2020 hatte der Beirat den Wechsel zur Fachkommission hin intern diskutiert und der Magistrat die Satzungsänderung auf den Weg gebracht. Die Befürworter argumentieren, dass der aus bestimmten historischen Gründen entstandene Beirat inzwischen überholt sei: Dieser entstand as Absicherung zum Fortbestand der VHS im Zuge der Kommunalisierung. Da die staatlichen Zuschüsse ab 1981 kontinuierlich sanken, wurde die Kommunalisierung des einst eigenständigen Vereins angestrebt. 1990 folgte dann das Übereinkommen, dass die VHS als eigenes Amt in der Stadt geführt wird, mit dem Antritt von Gabriele Botte als erste städtische Amtsleiterin ab 1. Februar 1992 wurde dieser Prozess abgeschlossen.
Doch die Mitarbeiter fürchteten, dass die VHS und ihre Stellen „wegrationalisiert“ würden – keine ganz von der Hand zu weisende Furcht, bedenkt man die damals in Offenbach praktizierte Kommunalpolitik, insbesondere unter dem ab 1990 als Kämmerer und ab 1994 als Oberbürgermeister fungierenden Gerhard Grandke. Deshalb wurde ein Beirat gegründet unter Einbindung der Gewerkschaften und des Beamtenbundes.
Doch es hat sich gezeigt, dass niemand die VHS schließen will – sie ist inzwischen fester Bestandteil der Stadtgesellschaft. Unpolitisch, wie es teils aus dem Magistrat zu hören ist, ist sie aber auch nicht: Politische Bildung ist fester Bestandteil des VHS-Programms. Als Mitarbeitervertretung dient der Beirat mittlerweile nicht mehr, da es ohnehin nur noch drei Festangestellte gibt, alle anderen Referenten sind freie Mitarbeiter.
Hinter vorgehaltener Hand ist aus unterschiedlichen politischen Richtung zu hören, dass einige der nun wegfallenden Beiratsmitglieder in der Vergangenheit ihre Kompetenzen überschritten hätten, indem sie das Programm „kontrollieren“ wollten (was ihnen nicht zusteht) oder gar nicht erst zu Sitzungen erschienen wären.
Mit der geplanten Fachkommission, so sagt VHS-Leiter Dirk Wolk-Pöhlmann, werde die Professionalisierung vorangebracht: Mitglieder sollten sich aus den Reihen der Organisationen rekrutieren, mit denen es arbeitstechnische Überschneidungen gebe. Der Vertreter der Mainarbeit etwa wegen der Integrationskuse oder der Verdi-Vertreter des Projektes Arbeit und Leben wegen.
Von Frank Sommer