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Zensus 2022: Ehrenamtliche Volkszählerin gewährt Blick hinter die Kulissen

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Von: Frank Sommer

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Sigrid Gilbert ist als ehrenamtliche Volkszählerin in Offenbach unterwegs.
Sigrid Gilbert ist als ehrenamtliche Volkszählerin in Offenbach unterwegs. © Frank Sommer

Um eine Volkszählung durchzuführen, werden auch beim Zensus 2022 wieder einige helfende Hände benötigt. Sigrid Gilbert aus Offenbach hilft mit.

Offenbach – Dass ein freundliches Lächeln Türen öffnen kann, ist bekannt. Damit sie sich aber nicht nur auf ihr Lächeln verlassen muss, hat Sigrid Gilbert auch einen Ausweis von der Stadt erhalten. „Ausweis für Erhebungsbeauftragte“ ist darauf zu lesen – und der öffnet tatsächlich alle Türen. Denn Gilbert ist ehrenamtliche Volkszählerin. Wer vom Zensus angeschrieben wurde, ist ihr gegenüber auskunftspflichtig.

Seit 15. Mai wird in Deutschland wieder die Bevölkerung gezählt, um aktuelle Daten zur Bevölkerung und deren Struktur zu erhalten. Diese Daten sind Grundlage für sämtliche Entscheidungen, gerade im Lokalen: Etwa für die Frage, ob Kitas und Schulen von den Kapazitäten her für das dazugehörige Wohngebiet ausreichen.

Helfer für Volkszählung 2022: Offenbacherin ist dabei

Ein Artikel in unserer Zeitung hat Gilbert dazu veranlasst, sich als Helferin zu betätigen. „Dreimal habe ich in der Offenbach-Post gelesen, dass Helfer gesucht werden, dann habe ich mich im Rathaus gemeldet und gesagt, ich würde die Aktion unterstützen“, erzählt Gilbert. Die 71-Jährige ist in Offenbach bekannt, sie engagiert sich schon seit Jahren bei der Aktion „Essen und Wärme für Bedürftige“ oder bei der Hospizbewegung. „Ich brauche immer eine neue Herausforderung“, sagt sie.

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Da sie lange als Sekretärin in einem Anwaltsbüro gearbeitet hatte, gab es zunächst keine Sorge vor der vermeintlich trockenen Zahlenmaterie. „In der Pause der Schulung zur Volkszählerin habe ich mich dann aber doch gefragt, ob die Entscheidung richtig war“, sagt sie und lacht. „Aber ich habe meinen Söhnen immer vermittelt, wenn man etwas anfängt, dieses auch fertig zu machen – also bin ich natürlich dabei geblieben.“

Frau aus Offenbach hilft beim Zensus 2022 mit: „Nur freundliche und kooperative Menschen“

Bereut hat sie es nicht. Inzwischen hat sie schon fast alle ihr zugeteilten Befragungen durchgeführt. „Mir sind eigentlich nur freundliche und kooperative Menschen begegnet“, erklärt sie. An die Mitwirkungspflicht erinnern müssen habe sie fast nie.

Vom Rathaus erhält sie Namen und Anschriften der zu zählenden Haushalte, Gilbert verteilt allen Termine für die Befragung. „Netterweise habe ich nur Adressen in fußläufiger Entfernung von meiner Wohnung bekommen“, sagt sie. Die Stadt hat ihr außerdem FFP-2-Masken, Desinfektionsmittel, Handschuhe und eine Tasche für die Unterlagen zur Verfügung gestellt. Dass es eine Aufwandsentschädigung für die Tätigkeit gibt, sei ihr gar nicht bewusst gewesen. „Ich wollte doch ehrenamtlich etwas tun“, sagt sie, „aber gut, wenn vielleicht 400 Euro zusammenkommen, kann ich mir einen kleinen Urlaub leisten.“

Zensus 2022: Offenbacherin geht von Tür zu Tür für die Volkszählung

Zum verabredeten Termin besucht Gilbert die Angeschriebenen und geht mit ihnen gemeinsam Fragen zu Alter, Geschlecht, Nationalität oder Familienstand durch. „Wichtig ist auch, wie viele Personen zum Stichtag 15. Mai in dieser Wohnung lebten und ob es noch einen weiteren Wohnsitz gibt.“ Dann gibt es von ihr noch die Bögen mit den 40 Fragen zum Zensus oder den Online-Zugang zum Zensus-Portal für sämtliche Mitglieder des Haushalts. „Die Hälfte verlangt meiner Erfahrung nach den Online-Zugang, die übrigen möchten den Fragebogen lieber mit dem Stift ausfüllen“, sagt Gilbert. Dass es Fragen rund um die Beantwortung des Zensus-Bogens gab, hat sie bisher nicht erlebt.

„Alle waren sehr kooperativ – nur ein Mann war zunächst etwas ruppig und meinte, er habe kaum Zeit“, sagte sie. Doch Gilbert kam mit ihm ins Gespräch und als sie von ihrer Tätigkeit für ukrainische Flüchtlinge berichtete, kam es beim Gegenüber zum Sinneswandel. „Da wurde er viel netter und machte mit – er winkte mir dann noch vom Balkon aus nach, als ich ging“, sagt sie. „Ich kann sagen, ich habe nur freundliche Leute getroffen.“

Auch beim Einkaufen begegneten ihr schon zwei Offenbacher, die sie für den Zensus besuchte. „Zum Abschied hat mich eine Frau sogar umarmt und sich für den Besuch für die Volkszählung bedankt.“ (Frank Sommer)

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