Gefahr im Wald, der Wald in Gefahr: Förster schlagen Alarm

Förster schlagen Alarm: Wegen des Hitzesommers 2018 und dem daraus resultierenden Wassermangel besteht die Gefahr eines Baumsterbens.
Offenbach – In zahlreichen Parks sowie auf öffentlichen Sport- und Spielplätzen in der Region müssen Bäume gefällt werden, weil sie umzustürzen drohen oder wegen herabstürzender Äste die Sicherheit beeinträchtigen.
Wegen Austrocknung: Zahlreiche Bäume müssen gefällt werden
In Langen mussten deshalb im März 240 Kiefern gefällt werden, im Sportpark Neu-Isenburg wurden im April 67 Kiefern abgeholzt, im Frankfurter Grüneburgpark müssen 40 Bäume weichen, und in Offenbach sind bislang sechs Bäume der Trockenheit zum Opfer gefallen – weitere folgen. In Hanau mahnte die Verwaltung der Staatlichen Schlösser und Gärten in Hessen, im Staatspark Wilhelmsbad auf den Wegen zu bleiben, da es zu Astbrüchen kommen könnte. Und der für die Friedhöfe zuständige Eigenbetrieb Hanau Infrastruktur Service stellte fest, dass allein auf dem Hauptfriedhof rund 50 Bäume gefällt werden müssen.
„2018 gab es ein Niederschlagsdefizit, und auch in diesem Jahr hat es nicht genug geregnet“, erläutert Michael Löber, Bereichsleiter im Forstamt Langen. Als Folge der Trockenheit bekommen Flachwurzler – also vor allem Nadelbäume – nicht genug Wasser, andere Bäume trocknen von oben aus oder sind in Folge der Dürre geschwächt und somit anfällig für Schädlinge wie Pilzbefall oder Borkenkäfer. Betroffen sind vor allem Kiefern und Buchen, die in den Wäldern von Stadt und Kreis Offenbach den Hauptbestand ausmachen.
Kiefern, Buchen und Eichen gefährdet: Bäume verlieren frühzeitig Laub und werden entwurzelt
„Ein Blick nach oben reicht“, sagt Fachmann Löber. Denn wer im Wald unterwegs ist, kann das Problem leicht erkennen: Wenn sich bei der Kiefer die Nadeln rot färben, ist der Baum meist nicht mehr zu retten, da er vom Diplodia-Pilz befallen ist. Die Buchen wiederum verlieren in Folge der Trockenheit zu früh ihr Laub und sterben deswegen ab. Das sei zum Beispiel im Wald auf der Rosenhöhe in Offenbach ein Problem, so Löber. Auch Eichen seien teilweise gefährdet, „aber hier ist es noch nicht so gravierend“.
Auch an einigen Lichtungen im Wald sieht man die Folgen von Hitze und Dürre: Herbststürme haben die geschwächten Bäume entwurzelt. Allerdings ist nicht jede freie Fläche im Wald eine Folge der Wetterkapriolen: „Manchmal haben wir gezielt schwache Bäume gerodet, damit junge nachwachsen können.“ Während in Städten aus Sicherheitsgründen gefällt wird, ist das im Wald nicht möglich. „Wir kommen gar nicht dazu, alle betroffenen Bäume zu fällen.“ Deswegen warnt Hessen-Forst auch vor abbrechenden Ästen oder umstürzenden Bäumen. „Je länger die Dürre anhält, desto größer die Gefahr“, rät Löber zur Vorsicht.
Bei anhaltender Trockenheit: Großflächiges Absterben möglich
„Wenn es weiter so trocken bleibt, haben wir ein Problem, weil dann großflächig die Bäume absterben könnten“, zeigt sich Löber besorgt. Um einer solchen Entwicklung vorzubeugen, werde bereits geschaut, welche Bäume in Zukunft mit dem Klima besser zurechtkommen. „Doch das ist ein längerer Prozess, da Bäume eine Weile brauchen, um zu wachsen.“
Baum-Hasel und Robinie könnten Alternativen zu Buchen und Kiefern werden. Auch die Spätblühende Traubenkirsche ist robust genug, dem Klimawandel zu trotzen. Sie ist für die Förster allerdings ein Problem, da sie als invasive Art andere Bäume verdrängt und für die Holzwirtschaft nicht brauchbar ist. Löber betont, dass Holzproduktion und Ökologie kein Widerspruch sind: „Wir bewirtschaften den Wald nachhaltig, Holzwirtschaft und Ökologie – das verträgt sich."
VON NIELS BRITSCH