„Nicht die beste Entscheidung“: Wettbewerb „Offenbachs Beste“ erntet Kritik

Beim Wettbewerb „Offenbachs Beste“ sollen Gastronomen und Einzelhändler ausgezeichnet werden, doch einige bezweifeln die Fairness des Auswahlprozesses.
Offenbach – Als die Idee des Einzelhandels- und Gastro-Wettbewerbs „Offenbachs Beste“ der Öffentlichkeit präsentiert wurde, gab es viel Applaus. Geklatscht wird zwar immer noch, allerdings etwas leiser. Denn die Initiative des Offenbacher Facebookgruppen-Betreibers Dominik Leiendecker und des Vereins „Offenbach offensiv“ musste in den vergangenen Tagen Kritik einstecken.
Im Fokus stehen zwei zentrale Punkte: Erstens der Auswahlprozess der Nominierten. Nicht jeder Gastronom oder Einzelhändler hatte nämlich die Möglichkeit gehabt, an dem Wettbewerb teilzunehmen. Stattdessen haben die Organisatoren das Feld der Nominierten offenbar nach eigenem Ermessen zusammengestellt.
Wettbewerb „Offenbachs Beste“: Kritik auch an IHK Offenbach
Der zweite Punkt dreht sich um die Rolle von Oberbürgermeister Felix Schwenke. Der hatte die Schirmherrschaft für „Offenbachs Beste“ übernommen und wird die Gewinner jeder Kategorie auszeichen. Auch die Industrie- und Handelskammer (IHK) steht in der Kritik. Denn zum einen findet dort die Preisverleihung statt, zum anderen ist deren Geschäftsführer Frank Achenbach Geschäftsführer des Vereins „Offenbach offensiv“.
„Ich verstehe nicht, dass ein Oberbürgermeister und die IHK einen Wettbewerb mit diesen willkürlichen Nominierungen unterstützen“, sagt Offenbachs ehemaliger Bürgermeister Peter Schneider, der ebenfalls Mitglied der Facebookgruppe ist und klarstellt, dass er bei diesem Wettbewerb nicht mitmachen will. „Wo bleiben denn die ganzen anderen Restaurants und Einzelhändler, die von den Veranstaltern nicht auf die Liste gesetzt wurden?“
Ungerechte Bedingungen: Wettbewerb „Offenbachs Beste“ schafft keine Vergleichbarkeit
Dieses Vorgehen sei ungerecht und gehe an der Realität vorbei, argumentiert Schneider. „Außerdem treten da völlig unterschiedliche Restaurantkategorien gegeneinander an, die nicht vernünftig miteinander zu vergleichen sind“, sagt er. „Das würde ja bedeuten, dass am Ende ein Restaurant vom Oberbürgermeister als Offenbachs Bestes gekürt wird, obwohl gar nicht jeder Betrieb die Chance hatte teilzunehmen. Für die Unterlegenen bedeutet das außerdem gleichzeitig eine sachlich nicht nachvollziehbare Abqualifizierung. Das zu unterstützen, ist sich nicht die beste Entscheidung.“
Auch Gastronom Stefan Gey, der das italienische Restaurant Trattodino im Nordend betreibt, ärgert sich. „Allerdings weniger über die Veranstalter. Die können bei Facebook von mir aus machen, was sie wollen“, sagt er. „Aber durch die Rollen des OBs und der IHK bekommt das Ganze einen hochoffiziellen Charakter.“ Seiner Meinung nach verstoße das gegen das gebotene Neutralitätsprinzip. Schließlich seien alle Betriebe Teil der Stadt und Mitglied der IHK.
„Offenbachs Beste“: Der OB übernimmt ausschließlich die Preisverleihung
Eine Nachfrage beim hessischen Städtetagsdirektor und Juristen Stephan Gieseler schafft Klarheit. „Zumindest juristisch ist das Verhalten des Oberbürgermeisters nicht zu beanstanden“, attestiert er. Schwenke selbst lässt über Stadtsprecher Fabian El-Cheikh mitteilen, dass es sich nicht um eine städtische Aktion, sondern um einen privaten Online-Wettbewerb handele, den der OB symbolisch durch seine Schirmherrschaft unterstütze. Wie dabei üblich, sei dieser weder an Ausgestaltung noch Durchführung beteiligt. „Der Oberbürgermeister nimmt auch nicht an der Abstimmung teil. Er übernimmt am Ende lediglich die Preisverleihung“, sagt El-Cheikh.
Die erhobene Kritik am Prozedere kann Schwenke aber nachvollziehen. „Völlig außer Zweifel steht, dass es hervorragende Lokale gibt, die nicht Teil des Wettbewerbs sind, und die auch ich gerne besuche und jeder Offenbacherin und jedem Offenbacher wärmstens ans Herz legen kann.“ Es sei wichtig zu verstehen, dass der Wettbewerb keinen Anspruch auf Alleingültigkeit erhebe. Auch andere Wettbewerbe könnten solche Auszeichnungen verleihen.
„Offenbachs Beste“: Veranstalter sind überzeugt von Nominierungsliste
Leiendecker selbst verteidigt das Prozedere: „Dass es bei Wettbewerben dieser Art vorgegebene Nominierungen gibt, ist nichts Neues und absolut üblich.“ Die Organisatoren hätten mehrere Wochen daran gearbeitet. „Leicht gefallen ist uns das natürlich nicht. Wir sind aber davon überzeugt, dass wir da eine gute Nominierungsliste aufgestellt haben, die die vorhandene Vielfalt in Offenbach aufzeigt.“ Und auch Frank Achenbach stellt klar: „Das ist keine Aktion der IHK.“ Diese stelle lediglich die Räume zur Verfügung.
Dennoch scheint die Kritik an der Ausgestaltung des Wettbewerbs einen Nerv getroffen zu haben. Sowohl Achenbach als auch Leiendecker räumen ein, dass man überlege, bei einer möglichen Neuauflage des Wettbewerbs, das Feld für alle Betriebe zu öffnen. Leiendecker sagt: „Es ist vorstellbar, den Nominierungsprozess beim eventuell nächsten Mal dahingehend zu überarbeiten, dass Nominierte gegebenenfalls vorgeschlagen werden, beziehungsweise Betreiber sich auch selbst vorschlagen können.“ (Christian Reinartz)