Public Viewing zur WM 2022? Für Offenbach gibt es wichtigeres - Hanau wird deutlich
Die Fußball-WM 2022 in Katar stößt in Deutschland auf breite Ablehnung. Auch Offenbach und Hanau positionieren sich gegen das Turnier.
Offenbach/Hanau - Noch rollt der Ball in den Ligen der Welt und im Europapokal, doch schon bald steht der Vereinsfußball für zwei Monate still. Am 20. November findet das Eröffnungsspiel der umstrittenen Weltmeisterschaft in Katar statt. Der Gastgeber empfängt Ecuador. Am 23. November steigt dann die Deutsche Nationalmannschaft gegen Japan ins Geschehen ein. Allein die Jahreszeit lässt schon erahnen, dass dieses Mal vieles anders sein wird als bei den vorigen FIFA-Turnieren.
Spätestens seit der WM 2006 in Deutschland sind Public Viewings zur Tradition geworden, und auch bei der Europameisterschaft der Frauen in England im Sommer 2022 gab es dazu wieder viele Möglichkeiten. Doch jetzt stellt sich die Frage, wie die Städte mit dieser viel kritisierten Herren-Weltmeisterschaft umgehen.
Kein richtiges Public Viewing zur WM 2022 in Offenbach
Im Land des amtierenden Weltmeisters Frankreich haben sich bereits Paris, Marseille, Bordeaux sowie Nancy gegen eine Übertragung der WM 2022 auf Großbildleinwänden entschieden. Begründet wurde der Schritt jeweils mit den ökologischen und vor allem sozialen Umständen in Katar. Das Land steht etwa wegen des Umgangs mit Gastarbeitern schon lange in der Kritik. In der Vergangenheit war es auch zu zahlreichen tödlichen Unfällen auf den WM-Baustellen gekommen. Die Regierung des Emirats weist Teile der Kritik zurück. Immer wieder im Fokus steht auch das Thema LGBTQ+, denn laut Gesetz ist etwa Homosexualität in Katar verboten.
In Deutschland hat sich bereits die Stadt Frankfurt klar positioniert und einem offiziellen Public Viewing eine Absage erteilt. In Offenbach sieht das ähnlich aus, allerdings mit der Einschränkung, dass die Stadt auch zur WM 2018 in Russland schon kein Public Viewing selbst organisiert hatte. Zum Turnier im Wüstenstaat schreibt die Verwaltung: „Die Jahreszeit ist dafür wenig geeignet. Auf dem Weihnachtsmarkt werden die Spiele an drei Bildschirmen übertragen, aber nur im Hintergrund. Der Besuch des Weihnachtsmarktes soll im Vordergrund stehen und nicht vom Fußball überlagert werden.“

Hanau will WM 2022 in Katar nicht mit Steuergeld unterstützen
Die Stadt Hanau wird in ihrer Stellungnahme zur WM 2022 deutlicher. Sie habe sich bereits Ende letzten Jahres klar dazu entschieden, keine eigenen Public Viewings auf die Beine zu stellen. Die Entscheidung, die WM in Katar auszurichten, halte man aus mehreren Gründen für falsch und wolle sie deshalb nicht unterstützten: „Zum einen ist es mit Blick auf Energiekrise und Klimawandel ein vollkommen falsches Zeichen, dass die WM in einem Land ausgerichtet wird, in dem die Stadien mit Klimaanlagen heruntergekühlt werden müssen. Auch im Sinne der Nachhaltigkeit ist der Neubau von Stadien und Infrastruktur in einem Land dieser Größenordnung und dieser geografischen Lage nicht nachvollziehbar“, schreibt die Verwaltung.
Am schwersten wiege aber die Menschenrechtslage und die Bedingungen für die Gastarbeiter in Katar. „Diese sind inakzeptabel. Insofern halten wir es für folgerichtig, dass wir das Produkt eines Verbandes, der all diese Themen bei seiner Vergabeentscheidung nicht ausreichend berücksichtigt hat, nicht mit Steuergeldern unterstützen.“ (csa)