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Qualität statt Schnickschnack

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Kostengünstiger und schneller ging es auch beim Holzmassivbau der Kita Lachwiesen. Fotos: richter
Kostengünstiger und schneller ging es auch beim Holzmassivbau der Kita Lachwiesen. © Harald H. Richter

Drei Objekte waren am Wochenende anlässlich des bundesweiten Tags der Architektur für die Öffentlichkeit in Offenbach zugänglich. Motto in diesem Jahr „Räume prägen“.

Offenbach – Holz wohin man blickt – „auch dort, wo es nicht zu erkennen ist“, verrät Architekt Andreas Hirschmüller und lässt ein Grüppchen Interessierte erahnen, was unter Holzhybridbauweise verstanden wird. Ein System, mit dem sich schnell und flexibel Gebäude aller Art und unterschiedlicher Nutzungszwecke auf wirtschaftliche Weise erstellen lassen.

Zwischen den fünfgeschossigen Wohngebäuden Brandenburger Straße 6a und 10a in Bürgels Hans-Böckler-Siedlung hält sich an diesem heißen Samstagnachmittag kaum ein Mensch im Freien auf, die Teilnehmer einer Führung anlässlich des Tags der Architektur allerdings schon. Unter ihnen ist mit Edmund Flößer-Zilz auch der Vorsitzende des Stadtparlamentsausschusses für Bauen/Umwelt/Planen. Die Veranstaltung ist Teil des Programms der Architekten- und Stadtplanerkammer Hessen (AKH) und steht diesmal unter dem Motto „Räume prägen“. Sie gibt der Bevölkerung Gelegenheit zum Austausch mit Fachleuten über Architektur und Stadtplanung.

Offenbach: Holzhybridhäuser beim Tag der Architektur

Die Gruppe erfährt von dem Darmstädter Baumeister, dass die zwei für die Gemeinnützige Baugesellschaft Offenbach (GBO) im Juni 2018 fertiggestellten seriellen Systemhäuser mit ihren eindrucksvollen Fassaden in weniger als einem Jahr hochgezogen wurden. „Sie sind modular konstruiert und bestehen aus vorgefertigten Teilen, was ihre kurze Bauzeit erklärt.“ Bei 80 Prozent der verwendeten Bauteile für Holzhybridhäuser sei dies der Fall. Dazu gehört auch die komplett eingerichtete Sanitärzelle samt Beleuchtung. Diesem Prinzip folgend werde in jedem Fall schneller, präziser und leiser gebaut. „Und zwar ausschließlich für die Wohnungswirtschaft, nicht für private Investoren“, unterstreicht Hirschmüller.

Architekt Andreas Hirschmüller erläuterte die Holzhybrid-Bauten der GBO an der Brandenburger Straße.
Architekt Andreas Hirschmüller erläuterte die Holzhybrid-Bauten der GBO an der Brandenburger Straße. © Harald H. Richter

Nach dem Vorbild des Prototyps an der Taunusstraße in der Kernstadt hatte sich der Bauherr entschieden, weitere Systemhäuser errichten zu lassen und in seinen Bestand zu nehmen. „Diese Abkehr vom konventionellen Bauen hat eine kostengünstigere Realisierung möglich gemacht“, sagt Architekt Hirschmüller. „Kleine Grundrisse, kein Schnickschnack, aber hohe Qualität zeichnen sie aus.“ Die auffälligen 28 Einheiten sind mit Ein- bis Fünf-Zimmer-Wohnungen konfiguriert und bieten auf insgesamt 1800 Quadratmetern Raum. Wohltuende Kühle umfängt die Gruppe, als sie mit Einverständnis der Mieterin eine Zwei-Zimmer-Wohnung im Parterre in Augenschein nehmen dürfen.

Tag der Architektur: Kita profitiert von Holzmassivbau

Diese ist auch in der Kindertagesstätte Lachwiesen in Rumpenheim zu spüren, die zum Portfolio des Darmstädter Architekten Klaus Leber gehört. Der Diplomingenieur informiert mit Anna Heep, Bereichsleiterin des Hochbaumanagements der Stadt Offenbach, sowie den Projekt-Teamern Matthias Meyer und Björn Schöneberger zahlreiche Neugierige bei einem Rundgang durch das Objekt, in dem 100 Mädchen und Jungen bis zum sechsten Lebensjahr betreut werden. „3,5 Millionen Euro hat diese Investition gekostet, wovon 2,5 Millionen Euro durch Zuschüsse aus dem Regionalfonds gedeckt werden konnten“, berichtet Heep. Die Betriebsaufwendungen von rund 250. 000 Euro jährlich bewegten sich am unteren Ende der Kostenskala für solche Einrichtungen.

Kita mit Wohlfühlfaktor: Die Jungs machten es sich auf der Schaukel an der Kita Lachwiesen gemütlich.
Kita mit Wohlfühlfaktor: Die Jungs machten es sich auf der Schaukel an der Kita Lachwiesen gemütlich. © Harald H. Richter

Bei der Kita handelt es sich um einen Holzmassivbau, der seine Materialität sowohl nach außen als auch im Inneren zeigt. „Lärchenholz-Lamellen umgeben schützend das Gebäude“, erläutert Leber zwei Dutzend Interessierten. Die partiell ausgeschnittene Hülle gebe den Blick frei auf eine helle und warme Atmosphäre im Inneren. Dort beeindrucken vor allem die sichtbaren Holzoberflächen und machen die Materialität für die Kinder in der von Carola Lätsch geleiteten städtischen Einrichtung erlebbar. „Die Architektur des Hauses bringt es mit sich, dass Büro, Lager, Küche und Nebengelasse nach Osten hin angelegt wurden, während die Gruppenräume beider Etagen nach Westen zur Ernst-Reuter-Schule hin orientiert sind“, sagt Leber.

Drittes für die Öffentlichkeit in Offenbach zugängliches Objekt ist am Tag der Architektur das Büro- und Wohngebäude „Mainblick“ auf der Hafeninsel. Dort informiert in zwei Führungen am Sonntag das Friedberger Architekturbüro BLFP Frielinghaus über die Konzeption seines 2018 fertiggestellten Gebäudes mit vier Bürogeschossen und zwei Dachetagen, wo großzügig dimensionierter Wohnraum entstand. Bemerkenswert hier sind die Baukörperidee zweier ineinander verschobener Volumen sowie die Fassadengestaltung aus heller Gitterstruktur und horizontalen Bändern.

Von Harald H. Richter

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