Rad, Wein und Gesang: Bundesliga-Rennen am Hessenring

Die Veranstaltung „Rad, Wein und Gesang“ hat für Atmosphäre am Hessenring gesorgt und viele Besucher angelockt.
Offenbach – Ein bisschen erinnert „Rad, Wein und Gesang“ an die Tradition der Sechstagerennen, an die Mischung aus Party und Sport. Am Freitag eröffnete der Radsportclub Offenbach-Bürgel zum siebten Mal sein großes Radsportfest am Hessenring. Am Samstag rasten Frauen und Männer in fünf Rennen um das einen Kilometer lange Rund.
In Warnweste steht Tonia Bürkle dort, wo der Hessenring in den Landgrafenring mündet. Die selbstständige Designerin passt auf, dass niemand unter die Räder kommt, wenn die Fahrer auf die Wendekurve zugeschossen kommen. Hinter den Absperrgittern steht ein Krankenwagen. In die mobile Radarfalle kann niemand geraten. Über dem Schlitz mit der Kamera klebt ein rot-weißes Band. Bürkle wohnt mit ihrer Familie ums Eck. „Der Radsportclub sucht jedes Mal Streckenposten, ich bin immer dabei“, sagt sie.
Für den Wein auf der Grünfläche sorgen Peter Briefs und Christiane Pehl, die den Eröffnungsabend am Freitag ausgesprochen positiv resümiert, „wir hatten eine wunderbar entspannte Atmosphäre“. Das Geschäft mit den südfranzösischen Tropfen brummt. Peter Briefs erzählt von seinem Haus in Cavillargues, einem Dorf im Arrondissement Nîmes. Von hier stammt mit dem Pays d’Or Supérieure einer der Rotweine im Angebot, ebenso wie der Rosé aus dem Rebsorten Syrah und Grenache. Was wundert: „Wir verkaufen immer nur auf dem Radsportfest, sonst nie.“ Der Mann aus Hainstadt kennt Jürgen Bamberger. Federführend hat der mit seinen Klubkollegen nämlich das Fest zum siebten Mal organisiert. Bisher hatte er die Rennen stets am Mikrofon kommentiert. Die Aufgabe übernimmt diesmal Michael Schulz.
Um zwölf Uhr gibt der Sprecher am Samstag den Start für das Bundesligarennen der Frauen und Juniorinnen frei. Auf dem Plan steht ein „Kriterium“. Wer nach 40 Kilometern als erste über die Ziellinie rollt, muss nicht unbedingt gewonnen haben. Es geht um Punkte, ähnlich wie beim Grünen Trikot der Tour de France. Alle fünf Runden bekommt die Führende fünf, die Vierte noch einen.
Die Frauenbundesliga tritt zum ersten Mal in Offenbach an. „Nein, beworben haben wir uns nicht“, betont Bamberger. Der anwesende Günter Schabel, Vizepräsident des Bund Deutscher Radfahrer (BDR), hatte bei Bamberger angeklopft, „ihr macht das immer super, wollt ihr nicht auch Bundesliga übernehmen?“
Bambergers Frau Anja verkauft Pils aus der Brauerei Faust in Miltenberg. „Wir wollten mit dem Bier am Main bleiben“, sagt sie. Der Radsportclub bietet ansonsten Wein aus der Region an. Albert Behnert öffnet einen Riesling aus Hochheim. Der Mann, der im Vorstand die Kasse führt, lobt ebenfalls, wie gut der Abend zuvor verlief. „Als es kurz regnete, stellten sich die Leute unter die Bäume“.
Zu Essen gibt es bei Sarah Engelhorn, Ria Steinmeyer und Till Kurfeldt, das Trio vom Stand des „Markthaus am Wilhelmplatz“. Kurfeldt grillt neben den klassischen Würstchen die sogenannten Feuerrädchen, eine Mühlheimer Spezialität.
Auf das Jedermannrennen bereitet sich Paulo Goncalves vom RC 1900 Bierstad vor. Der 52-Jährige fährt jährlich 18 000 Kilometer und wirkt so durchtrainiert, als habe er noch nie ein Gramm Fett angesetzt. Goncalves betont, er fahre am liebsten abseits des Autoverkehrs, „auf der Straße herrscht Gesetzlosigkeit“. Sein Ziel sei es nie, irgendwelche eigenen Rekorde zu brechen, etwa den Feldberg so schnell wie möglich zu erklimmen. „Es geht darum, wieder gesund nach Hause zu kommen.“
Derweil endet auch das Radrennen der Bundesligafahrerinnen und der Juniorinnen. Die Landtagsabgeordnete Nadine Gersberg übernimmt die Siegerehrung. Helena Bieber, die letztes Jahr schon die Bundesliga gewann, darf sich mit ihrem Sieg über die Gesamtführung freuen. In der laufenden Saison musste die 23-Jährige darauf warten, „ich hatte mir bei einem Sturz den Arm gebrochen“.
