Rathaus ist jetzt rundum erneuert

Offenbach - Im Jahreskalender sind die Stadtverordneten-Sitzungen stets gelb markiert. Dabei wäre für Donnerstag, 7. Dezember, eigentlich rot die passende Farbe. Von Martin Kuhn
Nach einem mehr als zweijährigen „Gastspiel“ in der Bieberer TV-Halle kommt das Stadtparlament wieder an der angestammten Stelle zusammen: im großen Plenarsaal des Offenbacher Rathauses. „Ende des Monats sind die Hauptarbeiten erledigt“, sagt Fabian El Cheikh. Der Stadtsprecher verzichtet auf ein „endlich“. Das wäre in diesem Fall angebracht. Denn mit den vorläufig finalen Handgriffen endet auch ein langwieriges und teures Kapitel in der Geschichte des Verwaltungsbaus. 2004 hatte das Stadtparlament beschlossen, die 1971 bezogene, seit 2006 denkmalgeschützte Verwaltungsburg zu sanieren. Zunächst wurden die Büros im 15-stöckigen Hochhaus auf aktuellen Standard gebracht. Nun waren der als Breitfuß bekannte Sockel und der Keller an der Reihe.
Dieser letzte Bauabschnitt kostet 8,26 Millionen Euro – was nicht unbedingt auf den ersten Blick sichtbar wird. So hat sich am Sitzungssaal im ersten Obergeschoss wenig geändert, in dem die Stadtverordneten nächste Woche über den Haushalt 2018 debattieren werden. Der Raum wurde während der gut zwei Jahre vor allem als Lagerfläche genutzt. „Da der Zugang nicht ständig gewährleistet war, musste das Intermezzo in Bieber sein“, so El Cheikh.
Wie in den übrigen zehn Bauabschnitten verschlangen Verbesserungen bei Brandschutz und Gebäudetechnik das meiste Geld auf den gut 5000 Quadratmetern Nutzfläche. In diesem Fall kommt jedoch eine Umnutzung hinzu. Das ehemalige Bürgerbüro - das vom Bernardbau an die Kaiserstraße zieht - beherbergt künftig das Jugendamt, das ebenfalls einen regen Publikumsverkehr vorweisen kann. Ansonsten erledigt: Erneuerung der Küchen, Toiletten und Heizkörper, Wärmedämmung, das öffentliche WC im Erdgeschoss ist nun barrierefrei. Zudem wurden im gesamten Breitfuß die Decken erneuert und neuer Teppichboden verlegt.
Nach und nach werden alle (Sitzungs-) Säle in Betrieb gehen – teils mit veränderten Zuschnitten. Heißt: Demnächst tagen die Parlaments-Ausschüsse und Fraktionen wieder im Rathaus – wohl ab Montag, 11. Dezember. Zudem räumt die Volkshochschule, deren Räume in der Berliner Straße nahezu zeitgleich modernisiert wurden, die befristet bezogenen Räume im Rathaus und im benachbarten Haus der Wirtschaft. Es beginnt die Zeit der Umzüge: „Das erfordert eine größere Logistik, die aktuell vorbereitet wird“, blickt der Stadtsprecher nach vorne.
Damit ist allerdings nicht alles erledigt: Nun muss noch die Pförtnerloge saniert werden, der Empfang ist in dieser Zeit wahrscheinlich in einem Container zu finden. Das sich solche Arbeiten immer wieder verzögern, gehört offenbar dazu.
Die ursprünglichen Pläne sahen vor, die Arbeiten bereits im Jahre 2012 abzuschließen. Fehlende Finanzmittel in der Schutzschirm-Kommune Offenbach und das damit verbundene Veto des Regierungspräsidiums als Aufsichtsbehörde sowie Änderungen während der Sanierung führten dann aber zu Verzögerungen. Am Ende wendet die Stadt für die komplette Rathaus-Sanierung mehr als 27 Millionen Euro auf. Zum Vergleich: Die Baukosten für das Offenbacher Rathaus wurden 1971 mit 22 Millionen Mark angegeben – ohne Außenanlagen.