Offenbacher Stadtverwaltung: Ringen um Bewerber

Offenbachs Stadtverwaltung ist im Vergleich zu anderen Städten sehr schlank aufgestellt, doch ein Problem teilt sie mit allen übrigen Kommunen: Die geburtenstarken Jahrgänge gehen in Rente, es werden händeringend neue, qualifizierte Mitarbeiter gesucht. Da in den kommenden Jahren teils ganze Abteilungen ausgetauscht werden müssen, ist die Neubesetzung auch eine Frage des Wissenstransfers.
Offenbach - Dazu kommt, dass die Strahlkraft des öffentlichen Dienstes spürbar nachgelassen hat: Bewarben sich früher fast 200 Personen auf eine Stelle, sind es nun manchmal nur noch 15. „Die Zahl der Bewerber geht in der Breite zurück“, sagt Oberbürgermeister und Personaldezernent Felix Schwenke – und damit natürlich auch die Zahl der qualifizierten Bewerber. In Einzelfällen habe man sogar schon auf die Hilfe von Headhuntern zurückgegriffen, um bestimmte Stellen besetzen zu können.
Das Problem der Überalterung und der weniger werdenden Bewerbungen ist bekannt. Die Stadt hat dafür das „Personalkonzept 2025“ entwickelt, da in diesem Jahr das Problem der Verrentung der geburtenstarken Jahrgänge besonders virulent wird.
„Aber auch schon in den Jahren zuvor haben wir genau hingeschaut, wo sich in welcher Abteilung Personalmangel entwickeln könnte“, sagt Personalamtsleiter Thomas Heberer. Mindestens einmal jährlich werden Berichte erarbeitet, die aufzeigen, wie es um die Altersstruktur in den einzelnen Abteilungen bestellt ist. „Damit weiß jeder Dezernent, wann und wo Stellen neu ausgeschrieben werden müssen“, betont Heberer. Teils wurde schon drei Jahre im Voraus verabredet, wie der Wissenstransfer im Amt erfolgen soll.
Die Bereiche, in denen schon jetzt händeringend nach Mitarbeitern gesucht wird, ähneln sich in sämtlichen Kommunen, so auch in Offenbach: bei der Bau- und Verkehrsplanung, im Bereich Erziehung und Gesundheitsamt sowie im IT-Sektor.
Am Personalkonzept habe die Verwaltung ein gutes Jahr gearbeitet, um die Mitarbeiter auch mitzunehmen – denn vieles darin setzt auf einen Wandel der Arbeitskultur. So wurde für den Ausbildungsbereich etwa ein Patenmodell erarbeitet, um etwa die Einfindungs- und Einarbeitungsphase zu erleichtern.
Statt wie zuvor nur im Herbst gibt es nun auch im Frühjahr Bewerbungsphasen, durch Online-Vortests und gezielte Informationen auf Messen sollen zielgerichteter geeignete Bewerber gefunden werden. Auch wenn die Stadt in Sachen Entlohnung nicht mit Angeboten der Privatwirtschaft mithalten kann, so versucht man, dies durch Zusatzangebote auszugleichen: „Wir bieten ein RMV-weites Jobticket kostenlos an, wir helfen beim Finden eines Kita-Platzes und wir bieten flexible Arbeitszeiten und – wenn möglich – mobile Arbeitsplätze an“, sagt Schwenke. Ein eigenes Arbeitsplatzkonzept 2025 samt „Offenbacher Schränkchen“ für die Mitarbeiter wurde dafür entwickelt.
Freilich ließen sich frei wählbare Arbeitszeiten oder Heimarbeit nicht in jedem Arbeitsbereich ermöglichen, doch habe man schon einiges bewegt: Zwischen 6 und 20 Uhr lassen sich die Arbeitszeiten meist wählen, was gerade für Eltern mit Kindern oder Personen, die zuhause Angehörige pflegen, hilfreich ist.
Offenbach als Arbeitgeber
Die Stadtverwaltung Offenbach beschäftigt 1322 Mitarbeiter inklusive Auszubildende, Projektmitarbeiter und Praktikanten (Stichtag ist der 31. Dezember 2021). Das sind 21 Personen weniger als noch im Jahr 2020. Rund ein Drittel der Beschäftigten sind verbeamtet. Der Anteil der Frauen liegt bei 57 Prozent, in Teilzeit arbeiten rund 27 Prozent der Mitarbeiter. Die Kosten für Personal inklusive der Rückstellungen beliefen sich im vergangenen Jahr auf 83 Millionen Euro. 141 Personen haben im vergangenen Jahr ihre Arbeit für die Stadt beendet, 37 davon wegen Erreichen des Rentenalters.
Eine Besonderheit ist, dass Offenbach Führungspositionen in Teilzeit ermöglicht hat. Das Frauenbüro oder die Stabsstelle Digitalisierung wurden auf diese Weise besetzt. Die Thematik habe einige Diskussionen im Vorfeld erfordert, räumt Schwenke ein, doch damit könne sich die Stadt deutlich von der Privatwirtschaft abheben.
Da zufriedene Mitarbeiter die beste Werbung seien, setze die Stadt auf verbesserte interne Kommunikation: Regelmäßig soll recherchiert werden, wo es aus Sicht der Mitarbeiter Probleme gebe. In den kommenden Monaten werde die interne Kommunikation weiter gestärkt, kündigt Heberer an. Zudem wird ein finanzielles Bonussystem erarbeitet, wenn Angestellte neue Mitarbeiter anwerben. „Wir wollen unsere Unternehmenskultur deutlich stärken, um so neue Mitarbeiter zu gewinnen und die bestehenden zu halten“, fasst Schwenke das Konzept zusammen.
Von Frank Sommer