Umfrage: So gehen Eisdielen in der Stadt mit gestiegenen Kosten um

Brütende Hitze, steigende Preise: Eine Abkühlung vom Himmel ist in Offenbach laut Wetterprognosen erst einmal nicht in Sicht. Da bietet Eis für viele eine willkommende Erfrischung zumindest für den Gaumen. Doch auch Eiscreme ist vor steigenden Preisen nicht gefeit. Eisdielenbetreiber müssen Mehrausgaben für Rohstoffe, Energie und Personal schultern.
Offenbach – Schmelzen wird der Preis für die Kugel Eis also in absehbarer Zeit wohl nicht. Vielmehr müssen Offenbacher Eisliebhaber aktuell und wohl auch in Zukunft tiefer ins Portemonnaie greifen. Wir haben bei mehreren Eiscafés und Eisdielen nachgefragt, wie sie mit der aktuellen Situation umgehen.
Station eins, Ringcenter: Vor der Außentheke des Eiscafés da Claudio stehen sie Schlange. Ein Kind bittet seine Mutter um ein Schoko-Eis. Das ist mittlerweile teurer geworden, eine Kugel zum Mitnehmen kostet 1,30 Euro. Wer sein Eis am Tisch schlecken möchte, zahlt 40 Cent mehr. Mitarbeiter Filippo Melis begründet den Preisanstieg mit den gestiegenen Kosten für Milch. Vor der Inflation habe ein Liter 80 Cent gekostet, nun ist mehr als ein Euro fällig. „Diese 20 Cent machen viel aus, und der Chef musste die Preise erhöhen.“ Vor Pandemiebeginn kostete eine Kugel 1,20 Euro zum Mitnehmen, 1,30 Euro am Tisch. Trotzdem werde das selbst gemachte Eis bei da Claudio geschätzt, sagt Filippo Melis. „Die Kunden merken das.“ Zudem sei es attraktiv, bei ihnen zu schlemmen, weil man sein Auto auf dem Parkplatz des Ringcenters gebührenfrei abstellen dürfe, woanders müsse man diesen Kostenfaktor noch mit einberechnen, meint Melis. „Wenn der Parkplatz vier Euro und die Kugel Eis fast zwei Euro kostet, lohnt sich der Weg zur Eisdiele fast gar nicht mehr“, ist er überzeugt.
Als Nächstes geht’s in die Innenstadt zur Eisdiele „Caffe e Gelato“ am Marktplatz. Mitarbeiterin Daniela Collodel steht mit wartendem Blick vor der Theke. Dort, wo sonst ihre Kunden an Tischen sitzen, läuft derzeit der große Marktplatz-Umbau. Der kostet Kunden, sie habe nicht mehr viel zu tun. Mit Blick auf die Dauer der Baustelle sagt sie: „Ich glaube, es wird noch eine Weile dauern – leider!“ Sie wolle die Kunden trotzdem zufriedenstellen und mit Qualität überzeugen. „Wir haben das beste Eis und den besten Kaffee in Offenbach. Das sagen die Leute.“
Außer der Baustelle bekommt das „Caffe e Gelato“ auch die gestiegenen Preise zu spüren. „Alle Produkte, ob Gas, Strom, Milch, Sahne sind um 100 Prozent teurer geworden“, sagt Collodel. Vor zwei Jahren gab’s die Kugel Eis noch zu 1,40 Euro, nun mussten sie den Preis auf 1,50 Euro anheben. Damit sei die Grenze erreicht, da ansonsten keiner mehr kommen würde. „Für einzelne Fruchteissorten und für das Pistazien-Eis musste der Preis aufgrund der hohen Beschaffungskosten sogar noch etwas mehr angehoben werden.“
Nächster Halt: Eiscafé Venezia am Stadthof. Trotz ebenfalls erhöhter Preise stehen mehrere Menschen vor der Eis-Theke an und sitzen an Tischen davor. „Bei uns sind die Preise durch die Inflation durchweg explodiert, wir benutzen so wenig Fertigpulver, wie es geht“, sagt Junior-Chef Gianni Costa. Heißt: frische Milch und keine künstlichen Aromen. „Das geht vor allem in der heutigen Zeit sehr ins Geld.“ Durch Personalmangel mussten sie auf Selbstbedienung umsteigen, sodass sich die Kunden ihr Eis nur noch an der Theke abholen können.
Steigende Kosten und Lieferprobleme zwangen auch Costa zur Erhöhung der Preise. 1,60 Euro kostet bei ihm die Kugel. Er begründet das mit gestiegenen Strom- und Gaskosten. Vor allem die Kühlung und die Eismaschine mit hohem Verbrauch sind Kostentreiber. „Die Milch- und Sahnepreise wurden um 16 Prozent erhöht, das stellt uns vor große Herausforderungen“, sagt Costa. Selbst der Zucker werde immer teurer.
Wie sich die Preiserhöhungen auf den Verzehr in diesem Jahr auswirken, ist statistisch noch nicht erhoben. Doch schon die Pandemie und der kühle Frühling und Sommer 2021 haben den Pro-Kopf-Verbrauch von Eis schmelzen lassen. Laut des im Süßwarenverband BDSI angesiedelten „Eis Info Services“ ist der Konsum um 2,4 Prozent gesunken. Während 2020 pro Kopf und Jahr noch 8,2 Liter verschlungen wurden, waren es 2021 nur noch 7,9 Liter – das entspricht ungefähr 113 Kugeln.
Weiter geht’s nach Bieber. Dort beobachtet Maria Grazia, die Inhaberin des Eiscafés Cortina, zahlreiche Kunden, die mit Genuss ihr Eis schlemmen und ihren Kaffee schlürfen. Auch der Familienbetrieb in Bieber sah sich gezwungen, die Preise anzuheben. Kostete die Kugel Eis zuvor noch 1,50 Euro, liegt der Preis aktuell zehn Cent höher. Grazia: „Wir werden ab 2023 die Preise für unser Sondersortiment, wie Spaghetti-Eis oder Milchshakes erhöhen müssen, da wir sonst nicht mehr kostendeckend arbeiten können.“ (Stefan Ruhl Und Lara Kuhn)