„Schrittmacher der Energiewende“

175 geladene Gäste erlebten am Freitagabend zum 175. Geburtstag der Energieversorgung Offenbach (EVO) in der Veranstaltungshalle Alte Schlosserei einen Festakt, bei dem Information und jede Menge Lob für das Traditionsunternehmen im Vordergrund standen.
Offenbach - Zu der zentralen Botschaft, dass der regionale Energieversorger bis 2029 aus der Kohle aussteigen wird und bis 2040 klimaneutral sein will (wir berichteten), gesellten sich grundsätzliche Ausführungen des Gastredners und Hessischen Wirtschaftsministers Tarek Al-Wazir zur Dringlichkeit der Energiewende, eine Urkunde der IHK für das Geburtstagskind sowie eine Talkrunde, die die Herausforderungen der Zukunft aus verschiedenen Blickwinkeln beleuchtete. Moderiert wurde der Abend vom ehemaligen Chefredakteur unserer Zeitung Axel Grysczyk und EVO-Sprecher Harald Hofmann.
Für Al-Wazir ist die EVO seit jeher ein wichtiger Schrittmacher für die Energiewende. Ob bei der Einführung der Gasbeleuchtung vor 175 Jahren, ob heute beim Umstieg auf erneuerbare Energien – vorne dabei zu sein, sei Firmentradition.
Zugleich fand der stellvertretende Hessische Ministerpräsident mit Blick auf die Gesamtsituation bei der Energieversorgung mahnende Worte: Man befinde sich in einem „disruptiven Prozess von globaler Dimension“. Der Ukrainekrieg und nicht zuletzt die Klimakrise hätten deutlich gemacht, dass die Abhängigkeit von fossilen Energieträgern so schnell wie möglich beendet werden müsse. Al-Wazir: „Vor uns liegt die enorme Aufgabe des Übergangs zu einer nachhaltigen und klimafreundlichen Wirtschaftsweise. Die EVO hat diese Herausforderung mit großem Ehrgeiz angenommen, und dafür danke ich ihr.“
Zu Beginn des Festakts hatte die EVO mit einem kurzen Film die wichtigsten Episoden aus ihrer Geschichte Revue passieren lassen: Begonnen hatte alles im Jahr 1847 – Damals wurde die „Gasgesellschaft in Offenbach“ gegründet. Diese Vorläuferfirma baute innerhalb eines dreiviertel Jahres ein Gaswerk und errichtete zugleich eine der ersten modernen Straßenbeleuchtungen in Deutschland.
EVO-Vorstandschef Christoph Meier konnte bei seinem Ausblick eine weitere Neuerung verkünden: Das Müllheizkraftwerk an der Dietzenbacher Straße, in dem längst nicht mehr nur Müll zur Energiegewinnung behandelt werde, heiße künftig „EVO-Energiewerk“.
Oberbürgermeister Felix Schwenke wertete in einer eingespielten Videobotschaft die EVO als bewährten Taktgeber für Wachstum und Entwicklung der Region. Die EVO sorge nicht nur verlässlich an sieben Tagen die Woche für die Versorgung der Menschen, der Schulen und Kindergärten, der Krankenhäuser und Unternehmen mit Strom und mit Wärme. Das Unternehmen sei zudem ein zuverlässiger Partner der vielen Vereine – nicht zuletzt des OFC. „Ohne die Unterstützung der EVO könnten viele Vereinsprojekte gar nicht erst umgesetzt werden“, sagte Schwenke.
Die EVO ist nach Worten des Oberbürgermeisters bei zahlreichen wichtigen Infrastrukturprojekten mit an Bord – dies gelte etwa für die Digitalisierung der Kommune, für die Ansiedlung von Rechenzentren, der Nutzung von Abwärme und für den Ausbau des EVO-eigenen Hochspannungsnetzes.
Bürgermeisterin Sabine Groß hob die Bedeutung des Versorgers für die weitere Entwicklung der Stadt hervor. Die Zahl der Offenbacher Bürger steige deutlich; zugleich würden mehr und mehr Elektroautos registriert, neue Wärmepumpen angeschlossen und Rechenzentren in Betrieb genommen. „Dafür benötigen wir die passende Infrastruktur“, sagte Groß in der Talkrunde.
Für den Landrat des Kreises Offenbach, Oliver Quilling, steckt die Geschichte der EVO voller technischer Innovationen. Die ständigen Verbesserungen der Energieversorgung hätten den Menschen mehr Sicherheit und Lebensqualität gebracht und die Voraussetzungen dafür geschaffen, dass die Region sich zu einem prosperierenden Wirtschaftsstandort habe entwickeln können. „Aktuellstes Beispiel ist das Verbrennen von Klärschlamm, durch das Phosphor als Düngemittel gewonnen wird“, urteilte der Landrat.
Für Dr. Hansjörg Roll, EVO-Aufsichtsratsvorsitzender und Vorstand des Mehrheitseigners MVV Energie AG, ist die EVO wesentlicher Bestandteil der Unternehmensstrategie. Er machte deutlich, dass die EVO in den vergangenen Jahren rund 250 Millionen Euro in nachhaltige Projekte investiert habe – zum Beispiel sei sie ein Pionier bei den Windkraftanlagen in der MVV-Gruppe gewesen. „Auch beim Pelletwerk war die EVO von Anfang an Vorreiter in Sachen Klimaschutz“, so Roll.
Zum Ende des Gala-Abends warteten weitere Herausforderungen. Diesmal auf die Gäste: Frankfurter Carpaccio vom rosa gebratenen Kalbstafelspitz, geflammtes Ziegenkäse-Tartelette, Apfel-Meerrettich-Süppchen mit geräuchertem Taunus-Saibling, rosa gegartes Roastbeef mit grüner Sauce oder pochiertes Kabeljaufilet standen unter anderem auf der Speisekarte.
Von Matthias Dahmer
