Segmentierter Anflug spaltet die Region

Offenbach – Die Fortführung des Anflugverfahrens „Segmented Approach“ am Frankfurter Flughafen spaltet die Region. Die Ankündigung mehrerer nun von Fluglärm betroffener Kommunen der Kreise Offenbach, Darmstadt-Dieburg und Groß-Gerau, gegen den segmentierten Anflug gerichtlich vorzugehen (wir berichteten), stößt in Offenbach und Hanau auf Unverständnis.
Der „Segmented Approach“ habe zu einer Minderung des Fluglärms in Hanau und Offenbach geführt und damit die Lebensbedingungen in beiden Städten verbessert, heißt es in einer gemeinsamen Pressemitteilung der SPD-Fraktionen aus Hanau und Offenbach. Bei dem alternativen Anflugverfahren, dessen Probebetrieb im Februar nach einem Jahr verlängert wurde, wird ein Teil der Flugzeuge an Hanau und Offenbach vorbei über weniger dicht besiedeltes Gebiet geführt. „Jede Maßnahme, die den Fluglärm in unseren Großstädten reduziert, kann man nur begrüßen“, meint dazu der Hanauer SPD-Fraktionschef Maximilian Bieri. Die Fraktionsvorsitzende der SPD-Offenbach, Helena Wolf, pflichtet ihm bei: „Unsere Städte tragen in der Region seit Jahrzehnten besonders stark die Lärmbelastungen des Flugverkehrs und müssen entlastet werden.“
Kein Verständnis haben Wolf und Bieri für die Forderung von fünfzehn Kommunen, das Verfahren auszusetzen. „Das Ziel von Segmented Approach ist es, stark betroffene Städte wie die unseren zu entlasten und eine geringere Belastung auf deutlich mehr Schultern zu verteilen.“ Die Ankündigung, Rechtsmittel gegen die Fortführung des Probebetriebes einlegen zu wollen, sei ein Zeichen „großer Unsolidarität im regionalen Miteinander“. Dass der Flughafen ein großer Wirtschaftsfaktor in der Region sei, stehe außer Frage, so die SPD. „Einerseits profitieren die Kommunen von der Nähe zum Flughafen, andererseits sollen die Belastungen nur Großstädte wie Hanau oder Offenbach tragen“, so Wolf und Bieri. Die beiden Fraktionsvorsitzenden fordern die Landesregierung auf, den Probebetrieb von Fraport zu unterstützen.
Nicht nur mit Unverständnis, sondern sogar mit Zorn reagierten die Menschen im Offenbacher Süden auf die Klageankündigung gegen die Erprobung des Segmentierten Anflugverfahrens, berichtet die Vorsitzende der Siedlergemeinschaft Tempelsee Gertrud Marx. Sie weist darauf hin, eine ganztägige Anwendung dieses Verfahrens sei ohnehin nicht vorgesehen, vielmehr werde es in verkehrsschwachen Zeiten auf Anforderung des Piloten angeboten. Marx: „Das Verfahren bedeutet zumindest zeitweise eine Verteilung des bestehenden Fluglärms auf größere Gebiete.“
Zugleich wundert sich Marx über die Argumentation der klagenden Kommunen: Deren Behauptung, dass die Entlastungen durch das segmentierte Anflugverfahren für Offenbach nur minimal seien, passe nicht zu der Klage, das Anflugverfahren führe bei Ihnen zu unzumutbaren Belastungen.