So reagiert die Stadt Offenbach auf die Kaufhof-Schließung

Offenbachs Oberbürgermeister zieht Konsequenzen aus dem Kaufhof-Aus: Die Stadt soll eine Vorkaufssatzung erhalten und das Zukunftskonzept wird schneller umgesetzt.
Offenbach – Das Kaufhof-Aus beschäftigt die Stadtgesellschaft. In einigen Städten wie Oldenburg oder Erlangen wurde die Schließung zurückgenommen, nicht aber für Offenbach. Oberbürgermeister Felix Schwenke hat auf dem Rückweg von der Immobilienmesse in Cannes sich zu den Aussichten geäußert.
Fünf Filialen bleiben nach Verhandlungen zwischen Kaufhof und den Gebäude-Eigentümern doch erhalten: Gab es entsprechende Vermittlungsversuche durch die Wirtschaftsförderung für Offenbach?
Schon vor der Schließung hatte auch ich selbst Kontakt mit den Eigentümer-Vertretern RME. Die Wirtschaftsförderung stand zudem immer im Kontakt zu ihnen, auch direkt am Tag der Schließungs-Nachricht. Als Stadt können wir leider nur um Verhandlungen bitten, erzwingen können wir sie nicht. RME will kommende Woche wieder Gespräche mit uns führen, diese Woche standen sie trotz unserer Bitten dafür nicht zur Verfügung. Wir werden bis zuletzt alles versuchen, denn es geht hier um Arbeitsplätze von Menschen. Wir werden um den Erhalt kämpfen, aber ich möchte keine falschen Hoffnungen wecken: die Chancen sind sehr gering.
Kaufhof-Aus in Offenbach: Was wird aus dem Standort?
Wie sieht dir Eigentümer selbst die Lage?
Wir haben natürlich die Immobilienmesse in Cannes genutzt, um direkte Kontaktwege zum Eigentümer zu finden, dafür sind solche Messen ideal. Es handelt sich um den amerikanischen Fonds Apollo. Mir hat jetzt jemand zugesagt, mir Ende kommende Woche einen Kontakt herzustellen. Die Wirtschaftsförderung steht zudem bereits im Gespräch mit der Modekette Aachener, die an einigen Standorten das Warenhaus weiterführen möchte. Auch zur SINN GmbH, die ebenfalls überlegt, Standorte zu übernehmen, stehen wir bereits im Kontakt. Wir geben wirklich alles, was wir können. Aber wir sind immer auf den Gebäude-Eigentümer angewiesen.
Hanau hat angekündigt, das dortige Kaufhof-Gebäude erwerben zu wollen. Auch in Offenbach ist der Ruf zu vernehmen – wie realistisch ist das?
Grundsätzlich sind wir als Stadt bereit, Immobilien zu kaufen. Der Preis muss eben stimmen. Hanau hat es einfacher, denn die Stadt hat eine Vorkaufssatzung, die haben wir in Offenbach für die Innenstadt nicht. Meiner Meinung nach müssen wir jetzt eine Vorkaufssatzung erarbeiten, auch wenn es uns bei Kaufhof nicht mehr nutzt.
Keine Grundsteuererhöhung in Offenbach
Weshalb wurde bisher keine erarbeitet?
Das ist an Kapazitätsengpässen gescheitert, der Kaiserlei-Umbau hat viele Personalressourcen gebunden, die dafür gebraucht werden. Aber wir hatten für das Clariant-Gelände einmal Ressourcen verschoben und eine entsprechende Satzung erarbeitet - das hat sich gelohnt.
Stichwort Immobilienkauf: Wir haben steigende Zinsen, müssen wir für Gebäudeerwerb eine höhere Grundsteuer fürchten?
Die Grundsteuer wird nicht wegen der Arbeit für die Innenstadt erhöht werden. Wir werden für mögliche Käufe das Geld verwenden, das wir haben.
Stadt Offenbach will in der Offenbach nächste Schritte in Angriff nehmen
Welche Auswirkung hat das Kaufhof-Aus auf das Innenstadt-Konzept? Was muss umgearbeitet werden?
Es geht nicht ums Umarbeiten - wir müssen jetzt die nächsten Schritte umsetzen. Die Stadt muss sich noch mehr engagieren, wir müssen nun noch schneller umsetzen, was wir wollen. Dringlich ist die Einrichtung der Station Mitte, das ist jetzt auf den Weg gebracht. Wir machen, was wir können, um die Innenstadt zu stärken: Wir haben die 48-Stunden Dreck-weg-Garantie, seit sechs Wochen ist die Task-Force Verkehr gegen Falschparker unterwegs, zur Stärkung der Sicherheit gibt es gemeinsame Streifen von Stadt- und Landespolizei, wir werden ein Alkoholverbot für die Herrnstraße haben - wir gehen die Probleme an.
Die Station Mitte wird einige Monate brauchen...
Aber sie ist auf den Weg gebracht. Und wir werden die Testraum-Allee aus dem Zukunftskonzept schon für dieses Jahr umsetzen. Die stand bisher nur auf dem Papier, wir wollen sie jetzt kurzfristig umsetzen. Die Ausschreibungen dafür laufen. Außerdem ist die Zusammenarbeit mit IHK und Offenbach offensiv für uns sehr wichtig, ein Erfolgsmodell.
Das Gespräch führte Frank Sommer.