Stadt Offenbach ermöglicht allen die Booster-Impfung

Die Corona-Situation unter Offenbacher Schülern eskaliert weiter. Nach einer Inzidenz bei den 6- bis 9-Jährigen von 706 am vergangenen Montag ist die Zahl aktuell mit 704,9 zwar nahezu gleich geblieben. Sorgen macht inzwischen die Inzidenz bei den 10- bis 14-Jährigen. Nach einem Spitzenwert am Freitag mit 1002,5 liegt dieser aktuell immer noch bei 908,5.
Offenbach – Und auch bei der Gesamtinzidenz hat Offenbach gestern die Marke von 300 geknackt. Angesicht des insgesamt beunruhigenden Infektionsgeschehens hat nun die Stadt nach einigem Zögern beschlossen, die Booster-Impfung für alle Menschen, unabhängig von der Empfehlung der ständigen Impfkommission (Stiko), anzubieten. Seit dem Wochenende können sich Offenbacher in der Impfstation im Bernardbau (Herrnstraße 61) den dritten Piks abholen. Zumindest, wenn seit ihrer zweiten Impfung mindestens sechs Monate vergangen sind.

Noch am Donnerstag hieß die Impfdevise in der Impfstation: Streng nach Stiko-Vorgabe. Wenig später folgte dann aber im zuständigen Dezernat von Bürgermeisterin Sabine Groß (Grüne) offenbar ein Umdenken, das dann am gestrigen Montag seitens des Presseamtes der Stadt auch offiziell kommuniziert wurde.
Groß stellt aber klar, dass die Entscheidung, sich in Sachen Boosterimpfung nicht mehr nach der Ständigen Impfkommission zu richten, bereits am Donnerstag gefallen sei. Warum das allerdings nicht bis ins Impfzentrum durchgedrungen ist, kann sie nicht erklären.
Fest steht nur: Es hat am Freitag offenbar eine Nachfrage seitens des hessischen Gesundheitsministeriums von Minister Kai Klose (Grüne) gegeben. Dort sei man nach der Berichterstattung in dieser Zeitung über das Booster-Chaos in der Region sowie die zurückhaltende Position der Stadt Offenbach wenig amüsiert gewesen. Das habe man auch so gegenüber der Stadt kommuniziert, heißt es aus Wiesbaden. Groß selbst will von einer ministerialen Verschnupfung oder gar einem daraus resultierenden Richtungswechsel bei den Impfvoraussetzungen nichts wissen.
„Wir stehen in gutem und regen Austausch mit Wiesbaden“, versichert sie. Warum Offenbach für seine Entscheidung, allen Willigen eine Boosterimpfung unabhängig von Alter oder Vorerkrankungen anzubieten, länger gebraucht hat, als etwa der Kreis Offenbach oder der Main-Kinzig-Kreis, erklärt Groß so: „Wir haben mit Wiesbaden zuerst zwei wichtige Fragen klären müssen.“ Sie wisse nicht, ob das andere Kreise auch getan hätten. Die eine Frage habe die Unbedenklichkeit der Impfung für Jüngere betroffen, die andere die Haftungsfrage im Falle einer möglichen Nebenwirkung. Man habe die Verantwortung dafür nicht auf die Ärzte in der Impfstation abwälzen wollen. „Mittlerweile haben wir aus Wiesbaden aber das Signal erhalten, dass beides kein Problem ist“, versichert die Dezernentin.
Die Bedeutung der Impfstation im Bernardbau sei für den Impffortschritt in der Stadt jedenfalls weniger bedeutend, als man vielleicht annehmen könnte, ist Sabine Groß überzeugt. „Die Offenbacher Impfstation hat anders als das damalige Impfzentrum in der Stadthalle nur einen zusätzlichen Service-Charakter. Der Großteil der Booster-Impfungen wird in den Praxen der Hausärzte verabreicht.“
Dennoch mahnt die Bürgermeisterin: Damit der Andrang in der Impfstation beherrschbar bleibe, sei es wichtig, sich die Impfung möglichst bei einem sowieso schon bestehenden Arzttermin nebenbei abzuholen. (Von Christian Reinartz)