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Stadt Offenbach plant neue Sirenenanlagen

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Von: Lena Jochum

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Mit dem Aufbau neuer Sirenenanlagen im Stadtgebiet soll übernächstes Jahr begonnen werden.
Mit dem Aufbau neuer Sirenenanlagen im Stadtgebiet soll übernächstes Jahr begonnen werden. © Symbolfoto: DPA

Spätestens seit der Flutkatastrophe in Nordrhein-Westfalen und Rheinland-Pfalz ist die Frage, wie die Bevölkerung im Ernstfall gewarnt werden kann, viel diskutiert. Sirenen wurden nach der Wiedervereinigung vielerorts abgeschafft, so auch in Offenbach. Jetzt will die Stadt wieder aufrüsten.

Offenbach – In Offenbach war am 10. September vergangenen Jahres, 11 Uhr, nichts Außergewöhnliches zu hören. Sicherheitstechnische Stille. Dabei war das Datum vorab als bundesweiter Warntag groß angekündigt, Sirenen sollten heulen, andere Warnsysteme ausgelöst werden, um die Bevölkerung auf den Ernstfall, eine Naturkatastrophe, einen Anschlag, vorzubereiten. Zwar gestand die Stadt vorher, dass es mangels Sirenen nicht wie andernorts heulen werde. Das warf bei vielen die Frage auf: Warum eigentlich nicht?

Wer sich mit Katastrophenschutz, Warnsystemen und Sirenen bestens auskennt, ist Offenbachs Feuerwehrchef Uwe Sauer. Er erinnert sich noch daran, als nach der Wiedervereinigung, Mitte der 90er Jahre, die Sirenenanlagen, die bis dahin insbesondere vor Luftangriffen warnen sollten und vom Bund betrieben wurden, vielerorts, auch in Offenbach, abgeschafft wurden. Es waren Sauers Anfangsjahre im Dienst der Offenbacher Feuerwehr. „Der Kalte Krieg war vorbei, und man ging davon aus, nur noch von Freunden umgeben zu sein, weshalb ein solches Warnsystem nicht mehr gebraucht wurde.“ Zudem seien die Anlagen veraltet und stark renovierungsbedürftig gewesen.

Den Kommunen bot der Bund damals an, sie könnten die Sirenen kostenfrei übernehmen. „Auch weil sie gerade in kleinen Gemeinden genutzt wurden, um die Freiwillige Feuerwehr zu alarmieren“, erzählt Sauer. In Offenbach sei das nicht der Fall gewesen, weshalb die Anlagen schließlich auch zurückgebaut wurden. „Damals war es kein Thema, die Bevölkerung vor zivilen Gefahren zu warnen.“ Später dann waren nur noch einzelne betrieben Betriebe, etwa Chemiefirmen, dazu verpflichtet, mit Sirenen ausgestattet zu sein, um im Störungsfall die Nachbarschaft zu warnen – so etwa auch die früheren Offenbacher Hoechst-Werke.

Soweit Uwe Sauer weiß, gibt es heute keine einzige Sirene mehr im Stadtgebiet. „Aus damaliger Sicht war das die richtige Entscheidung.“ Dennoch: „Seit einigen Jahren ist das wieder vermehrt Thema, auch wegen der vermehrten Naturkatastrophen“, sagt Sauer. Spätestens seit der Flutkatastrophe in Nordrhein-Westfalen und Rheinland-Pfalz kocht nun aber die Diskussion um ein wirksames Warnsystem hoch. „Als Katastrophenschützer haben wir da eine klare Meinung.“ Es brauche zunächst ein Basiswarnsystem, das alle erreiche, ohne dass etwas dafür getan werden müsse. „Damit alle wissen: Fenster und Türen schließen, Lüftungsanlage ausschalten und weitere Anweisungen zu erhalten.“ Das einzige System, das dazu geeignet sei, seien Sirenen, sagt Katastrophenschützer Sauer. Ergänzend dazu müssten dann weitere Informationen über Radio, Fernsehen und heute natürlich auch über SMS oder Apps wie HessenWarn ausgespielt werden. Der Grundsatz: „Warnen und informieren.“

Das soll künftig auch in Offenbach besser funktionieren. Schon vor der Flut hatte die Bundesregierung ein rund 80 Millionen schweres Förderprogramm zum Wiederaufbau der Sirenenanlagen angestoßen. Das wolle man nun nutzen, erzählt Uwe Sauer. Fürs kommende Jahr seien im städtischen Haushalt 30 000 Euro für die Planung veranschlagt, 2023 dann 290 000 Euro für den Aufbau neuer Sirenen. 15 bis 20 solcher Anlagen, schätzt Sauer, werden dann auf den Dächern öffentlicher Gebäude montiert, auf Schulen, Feuerwehr- und Polizeigebäude etwa. „Flächendeckend, sodass jeder im Stadtgebiet im Ernstfall in der Lage sein sollte, sie zu hören.“

Natürlich sei es alleine damit nicht getan, sagt der Feuerwehrchef. Man müsse dann die Bevölkerung auch erst einmal wieder darüber aufklären, welche Sirenensignale was bedeuten. „Früher gab es im Telefonbuch immer eine Liste, so etwas müssen wir dann wieder erarbeiten und das Wissen bei der Bevölkerung aufbauen.“

Das aber sollte wohl die geringste Hürde sein. Sauer ist jedenfalls davon überzeugt, dass Sirenen entscheidender Bestandteil eines funktionierenden Warnsystems sein müssen. (Von Lena Jochum)

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